INTERVIEW ZUM 37. PLANSPIEL BÖRSE MIT PATRICK HEYDE: „Informationen sind alles!“

INTERVIEW ZUM 37. PLANSPIEL BÖRSE MIT PATRICK HEYDE: „Informationen sind alles!“

 

Das 37. Planspiel Börse der Sparkassen Finanzgruppe ist mit der Siegerehrung letzte Woche erfolgreich zu Ende gegangen. Der Markt entwickelte sich im Spielzeitraum recht positiv, die Nachwuchsbroker aus der Stadt und dem Landkreis Regensburg gaben wieder einmal alles und wurden belohnt. In Deutschland haben insgesamt über 21.000 Schüler, Studierende, Azubis, junge Erwachsene und Lehrer ihr Geschick am Aktienmarkt getestet. Die Sparkasse Regensburg stellte davon 197 Schülerteams und 4 Lehrerteams. Insgesamt haben sich damit im regionalen Wettbewerb 750 Schülerinnen und Schüler beteiligt.

Spielerisch und trotzdem realitätsnah sammelten die Jugendlichen wertvolle Erfahrungen in der Börsen- und Wirtschaftswelt. In der Depotgesamtwertung steigerte das Team „MJJ“ der Wirtschaftsschule Breitschaft sein Startkapital auf 55.151 Euro und landete damit am Ende ganz oben auf dem Siegertreppchen. In der Nachhaltigkeitsbewertung erwirtschaftete das Team „TREM“ vom Gymnasium Lappersdorf den höchsten Nachhaltigkeitsertrag mit 2.870 Euro. Wie schon im letzten Jahr betreute unser Kollege Patrick Heyde den diesjährigen Wettkampf. Er ist ein waschechter Börsenprofi, Mitglied im Privat Banking Team, Spezialgebiet Depotbetreuung.

 

Lieber Patrick, bevor ich dich wieder mit den konkreten Fragen zum 37. Planspiel Börse löchere – kannst du unseren jungen Lesern in einfachen Worten erklären, was du persönlich bei der Sparkasse Regensburg machst? Warum spielen Wertpapiere bei deiner Arbeit so eine wichtige Rolle?

Ich bin im Private Banking der Sparkasse Regensburg als Spezialist für Börsenthemen und Wertpapieranlagen im Einsatz. Hier berate ich unsere vermögenden Kunden bei der Frage, welche Geldanlage am besten zu Ihnen passt. Dabei spielen Wertpapiere, wie Aktien oder Investmentfonds, eine große Rolle.

Wenn ich mich an meine Börsenspiel-Zeit erinnere, war gerade der Start immer etwas schwierig. Aufgrund des kurzen Zeitraums ist es ja schon ziemlich wichtig, dass man sein Beginner-Portfolio gut wählt. Schließlich schadet übermäßiges Kaufen und Verkaufen im Spielverlauf. Wie sollten sich die Schüler aus deiner Sicht vorbereiten? Wie bekommt man als Laie generell eine Meinung dazu, welche Titel Chancen haben und welche nicht?    

Informationen sind alles. Die Schüler können die Charts Ihrer ausgewählten „Lieblingsaktien“ zusammen mit Ihren Wirtschaftslehrern analysieren, um den weiteren Trend abzuleiten. Außerdem schadet es nicht, die letzten Unternehmensmeldungen und Analystenmeinungen und Zukunftsprognosen zu studieren. Natürlich gehört auch eine Portion Glück dazu, da der Zeitraum der Börsenspiel-Zeit begrenzt ist.

 

„Die Flut hebt alle Boote“, sagte der Leiter unserer Wertpapierabteilung, Herr Schmidl zu mir in einem unserer letzten Börsengespräche kurz vor Spielbeginn. Wenn ich mir den Chartverlauf von DAX und Dow im Spielzeitraum so anschaue, konnte man in diesem Jahr tatsächlich gar nicht viel falsch machen, oder? Kaufen, halten, warten, Gewinne einstreichen. Oder mache ich es mir da dann doch etwas zu einfach?

Bei der Analyse der Siegerteams fällt auf, dass häufig Teams gewonnen haben, deren Unternehmen mit sehr guten Quartalszahlen überraschten. Aber es stimmt schon, dass sich der gesamte Aktienmarkt im Spielzeitraum positiv entwickelt hatte, was nicht jedes Jahr der Fall ist. Es war also goldrichtig, investiert zu sein.

 

Was waren in diesem Jahr die wichtigsten Gewinner- und Verlierer-Titel und warum? Hat dich bei der Wahl der Schüler etwas überrascht?

Häufig hatten unsere Siegerteams im Planspiel auf Aktien gesetzt, die bei den Quartalszahlen richtig positiv überraschen konnten. Dazu gehörten der Elektroautobauer Tesla, der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers und der Ketchup-Hersteller Kraft Heinz. Als hätten die Siegerteams die guten Ergebnisse vorausgeahnt. Mit andere Worten, die Teilnehmer haben hier auf das richtige Pferd gesetzt. Ein weiteres Team setzte auf die Deutsche Post, deren Aktien nach enttäuschenden Quartalszahlen günstig zu haben waren. Es gab aber auch Teams die mit kontinuierlich steigenden Aktienkursen wie Munich Re punkten konnten. Überrascht hatten mich zwei Siegerteams mit dem Kauf des schwedischen Industriekonzerns Atlas Copco sowie dem französischen Modekonzern Kering. Überrascht deshalb, weil ich diese Aktien zuvor noch in keinem Siegerteam zuvor gesehen hatte und ich die beiden Unternehmen zuvor auch nicht im Fokus hatte. Zu den Verliereraktien zählte z. B. das DAX-Unternehmen Wirecard, welches sich erneut mit einem kritischen Zeitungsartikel der Financial Times konfrontiert sah.

 

Was mich am Handel immer wieder fasziniert, ist der Faktor Psychologie. Man kann viele Daten fressen und sich in jedes Detail hineinfuchsen. Aber dann stellt sich ein Mann wie Trump im Oktober einfach hin und verbreitet einfach gestickten Optimismus – schon erscheinen viele Fakten für die Börsianer in einem anderen Licht. Was macht einen Top-Händler am Ende also aus? Emotionale Intelligenz oder nüchternes Kalkül?

Die Börse übertreibt bei der Kursentwicklung manchmal nach oben wie nach unten. Was die Börse nicht mag, ist Unsicherheit. Unsicherheit kann zu fallenden Kursen führen. Diese Unsicherheit hatten wir beim Planspiel Börse in Bezug auf den Brexit und den Handelskonflikt China mit den USA. Häufig erholen sich die Kurse aber wieder, wenn klar wird, dass es nicht so schlimm kommt, wie befürchtet. Eine Portion Analyse gepaart mit Gelassenheit sind ein guter Ratgeber. Häufig werden Nachrichten aus der Politik überzeichnet. Was die Börse betrifft, sind Frühindikatoren zur Wirtschaftsentwicklung, Unternehmenszahlen oder Notenbankpolitik viel relevanter. Diese finden in der öffentlichen Wahrnehmung meist weniger Gehör.

 

Im Zuge des wachsenden Umweltbewusstseins im Zuge des Klimawandels wird das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger. Im Planspiel Börse ist das ja schon seit längerer Zeit ein wichtiger Baustein. Was unterscheidet aus deiner Sicht ein nachhaltiges Portfolio von einem gewöhnlichen? Und muss man für ein gutes Gewissen automatisch Abstriche bei der Gewinnspanne machen?  

Natürlich sollte ein Unternehmen ökonomisch erfolgreich sein, um aus Sicht des Anlegers ein Investment zu rechtfertigen. Nachhaltige Geldanleger treibt aber auch die Frage, wie die Konzerne sich zu sozialen Themen innerhalb der Unternehmensführung sowie zum großen Thema Umwelt positionieren. Die Uno hat insgesamt 17 nachhaltige Entwicklungsziele für die Welt definiert. Zum Beispiel hochwertige Bildung, Geschlechtergleichheit, bezahlbare und saubere Energie, sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen. Nachhaltige Investmentfonds definieren hieraus Ausschlusskriterien. D. h. es gibt Branchen, in die nicht investiert werden darf. Hierunter fallen u. a. Waffenproduzenten, Glücksspiel, Alkohol, Tabak, Herstellung von Automobilen und Flugzeugen oder auch Kernenergie. Nachhaltige Branchen sind z. B. erneuerbare Energien, Energieeffizienz, öffentlicher Verkehr, Gesundheitsversorgung und Bildung. Nachhaltigkeit und Gewinnspanne schließen sich übrigens nicht aus. Im Gegenteil, es gibt nachhaltige Aktienfonds, die ganz vorne mitspielen.

 

Zum Abschluss eine etwas ungewöhnliche Frage. Immer mehr Robo-Advisor drängen aufs Parkett. Das sind Apps, die mit künstlicher Intelligenz und schlauen Algorithmen den Handel automatisieren. Auch wir Sparkassen bieten mit bevestor so ein pfiffiges Kerlchen an. Wie siehst du das als Profi? Wie viel Mensch braucht es in Zukunft wohl noch, um erfolgreich am Börsengeschehen teilzunehmen?          

Persönlich finde ich den Robo-Advisor bevestor sehr gelungen. Das Thema kommt ja ursprünglich aus den USA und hat dort bereits einen hohen Stellenwert. Auch bei uns in Europa dürfte es immer mehr Anleger geben, die von zu Hause Ihre Geldanlagen einem Robo-Advisor übertragen möchten. Grundsätzlich entscheidet der Kunde, ob er mit einem Menschen über Geldanlagen sprechen möchte oder nicht. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es immer noch viele Kunden gibt, die bei Ihrer Vermögensanlage mit einem Menschen sprechen möchten. Damit schließe ich alle Altersgruppen mit ein. Auch jüngere Kunden, die sich mit digitalen Themen richtig gut auskennen, kommen zu mir und wollen wissen, wo Sie Ihr Geld investieren sollen. Die Möglichkeiten an der Börse einzusteigen, sind vielfältig. Insbesondere vermögende Investoren sowie Anleger, die individuelle Lösungen suchen, schätzen den Austausch und die Ideen eines Anlageberaters. Es gibt zum Beispiel Kunden, die nur nachhaltig investieren möchten. Das kann ein Anlageberater sehr gut berücksichtigen und die Vor- und Nachteile der jeweiligen Anlageformen erklären. Die Zinsen bleiben auf absehbare Zeit niedrig, somit Wertpapieranlagen attraktiv. Auch in Zukunft sollte mir die Arbeit nicht ausgehen.

 

Das eine schließt das andere also nicht aus. Danke dir, lieber Patrick für deinen engagierten Einsatz beim Planspiel 2019!   

 

 

 

 

 

 

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