VERMÖGENSBAROMETER 2023: Viele Krisen machen Deutschland schlechte Laune

VERMÖGENSBAROMETER 2023: Viele Krisen machen Deutschland schlechte Laune

 

Deutschland 2023: Die deutsche Wirtschaft schrumpft und die Inflation bleibt auf einem seit Jahrzehnten ungekannten Niveau. Ein Zustand, der natürlich auch Auswirkungen auf die finanzielle Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland hat. Die Stimmung wird laut dem aktuellen Vermögensbarometer bestimmt von den wirtschaftlichen Konsequenzen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sowie den Preissteigerungen bei Lebensmitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs. Jüngst kam auch noch der Terrorangriff der Hamas auf Israel und die daraus gerade entstehenden kriegerischen Entwicklungen dazu. Wegen all dem sind immer mehr Deutsche unzufrieden mit ihrer finanziellen Situation. Das ist in diesem Jahr noch stärker der Fall als 2022.

Warum das so ist, zeigen zentrale Erkenntnisse des Vermögensbarometers 2023. Dabei handelt es sich um eine repräsentative Umfrage, die der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) seit 2005 jährlich zum Weltspartag veröffentlicht. Demnach fühlen sich in diesem Jahr nur noch 34 Prozent der Deutschen finanziell „gut“ oder „sehr gut“ aufgestellt. Im Vermögensbarometer 2022 waren das noch 38 Prozent, 2021 sogar 43 Prozent. Umgekehrt betrachtet heißt das: Mehr als ein Viertel der Befragten, genauer gesagt 26 Prozent, haben ihre eigene finanzielle Situation als „eher schlecht“ oder sogar „sehr schlecht“ bewertet. Zum Vergleich: 2022 waren das noch 22 Prozent. Doch es gibt auch Licht! Deutlich mehr Menschen als im vergangenen Jahr rechnen mit einer Verbesserung ihrer finanziellen Situation – vor allem die junge Generation. Das macht Hoffnung.

Untere Einkommensgruppen unter Druck

Die außergewöhnlichen Preissteigerungen für Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs belasten vor allem die Menschen mit geringeren Einkommen: Bei einem Haushaltsnettoeinkommen unter 1.000 Euro beurteilen derzeit 62 Prozent der Befragten ihre finanzielle Situation als sehr schlecht oder schlecht. Im Einkommensbereich zwischen 1.000 und 2.000 Euro sind es schon deutlich weniger, aber immerhin noch 40 Prozent. Dagegen beträgt dieser Wert bei den Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3.000 und 4.000 Euro noch 12 Prozent.

Zum Glück gibt es auch positive Signale: Nur noch 25 Prozent der Befragten erwarten, dass sich ihre Lage in den kommenden 2 Jahren weiter verschlechtert – 2022 waren das noch 6 Prozentpunkte mehr. Für die kommenden 6 Monate gehen 20 Prozent sogar von einer Besserung ihrer finanziellen Situation aus. Vor allem die jungen Menschen sind positiv gestimmt: 42 Prozent der 14- bis 29-Jährigen rechnen im kommenden halben Jahr mit einer Verbesserung, mittelfristig – also auf 2 Jahre betrachtet – sogar 63 Prozent.

Die Zeichen stehen im Vermögenbarometer auf Verzicht

71 Prozent der Befragten im Vermögensbarometer gaben dieses Jahr an, durch den Preisanstieg in ihrem Alltag verstärkt auf Dinge verzichten zu müssen. Das sind 6 Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Außerdem haben 61 Prozent ihren Konsum in den letzten 12 Monaten eingeschränkt. Das ist der höchste Wert seit Einführung des Vermögensbarometers im Jahr 2005!

Um den steigenden Preisen zu begegnen, haben die Menschen Strategien entwickelt: 62 Prozent von ihnen weichen auf günstigere Produktalternativen aus. 40 Prozent verreisen seltener. Und 52 Prozent heizen weniger. Außerdem können es sich immer weniger Bürgerinnen und Bürger leisten, Geld zur Seite zu legen. Gerade einmal 29 Prozent der Befragten sparen feste monatliche Beträge. Jeder Fünfte spart nicht beziehungsweise kann nicht sparen. Das ist keine gute Entwicklung: Seit 2021 ist der Anteil der Nichtsparerinnen und Nichtsparer kontinuierlich von 15 auf nunmehr 20 Prozent gestiegen.

Altersvorsorge und Immobilienträume schrumpfen

Zwar haben mit 58 Prozent immerhin mehr als die Hälfte der Befragten des Vermögensbarometer angegeben, dass sie weiterhin finanziell für den Ruhestand vorsorgen. Aber im vergangenen Jahr waren das noch 61 Prozent. Größere Sparbeträge sind dabei eher die Ausnahme. 11 Prozent sparen mehr als 250 Euro im Monat, 31 Prozent legen 51 bis 250 Euro zurück. Und 22 Prozent können nur bis zu 50 Euro monatlich sparen.

Auch beim Wunsch nach den eigenen vier Wänden macht sich die unfreiwillige Zurückhaltung bemerkbar: Die Menschen wollen zwar nach wie vor eine Immobilie kaufen. Bei den 20- bis 50-Jährigen planen das 31 Prozent. Aber 57 Prozent fehlt das nötige Eigenkapital, und 20 Prozent bezeichneten die hohen Preise für Häuser und Wohnungen als Hinderungsgrund.

Investitionsstau laut Vermögensbarometer bei den Sanierungen

Auch bei der energetischen Sanierung von Bestandsimmobilien zeigen sich viele laut Vermögensbarometer zurückhaltend. Zwar haben laut der Studie 41 Prozent der befragten Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer zwischen 20 und 50 Jahren bereits energetisch saniert. Aber viele Maßnahmen liegen länger zurück: Nur 15 Prozent haben im vergangenen Jahr eine energetische Sanierungsmaßnahme durchgeführt.

Zudem zeichnet sich ein Sanierungsstau ab: 82 Prozent der Eigentümerinnen und Eigentümer, die noch nicht saniert haben, planen dies auch nicht für die Zukunft. Die Gründe sind vielfältig: 48 Prozent der Befragten fehlt das notwendige Eigenkapital. 41 Prozent sind nicht von den Vorteilen energetischer Sanierungen überzeugt und weitere 21 Prozent vermissen eine staatliche Förderung.

Wird doch energetisch saniert, überwiegen bislang klassische Maßnahmen – mit 63 Prozent die Dach- und Fassadendämmung, dicht gefolgt vom Austausch der Fenster mit 61 Prozent und der Installation einer neuen Heizung mit 51 Prozent. Doch ein Blick auf die geplanten Maßnahmen zeigt: Neue Energieanlagen sind im Kommen. So planen 50 Prozent den Einbau einer Photovoltaik-Anlage (durchgeführt: 32 Prozent) und 21 Prozent den Einbau einer Wärmepumpe (durchgeführt: 12 Prozent).

Vertrauen im Vermögensbarometer: Sparkassen auf Platz 1

In diesem Jahr konnten die Sparkassen laut Vermögensbarometer 2023 ihre Spitzenposition bei der Vertrauensfrage nicht nur halten, sondern sogar ausbauen: Mittlerweile haben 43 Prozent der Befragten starkes Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute. Die Volks- und Raiffeisenbanken belegen den zweiten Platz mit 38 Prozent. Unter den Direktbanken genießt die ING mit einem Anteil von 29 Prozent das höchste Ansehen.

 

Quelle: DSGV

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