DAX Dividenden 2024: Erneut ein Ausschüttungsrekord

DAX Dividenden 2024: Erneut ein Ausschüttungsrekord

Die im DAX enthaltenen Unternehmen werden den Dividendenrekord aus dem Vorjahr in diesem Jahr um 1,6 Mrd. Euro übertreffen und 54,6 Mrd. Euro an Dividenden an ihre Anteilseigner ausschütten. Auch im MDAX steigen die Ausschüttungen der Unternehmen von 6,6 Mrd. im Vorjahr auf jetzt 7,1 Mrd. Euro an. Für den DAX ergibt sich auf den aktuellen Kursständen gerechnet eine beachtliche Dividendenrendite von 4,4 %, ein Niveau, das einen ganzen Prozentpunkt oberhalb des langjährigen Durchschnitts liegt. Bei derart hohen Werten stellt sich zwangsläufig die Frage, ob die Dividendenrenditen von Dauer sein können. Wir erwarten eine gewisse Normalisierung im laufenden Jahr, allerdings nicht ausgelöst durch fallende Dividendenausschüttungen sondern durch einen weiteren Anstieg der Aktienkurse.

Zum einen können sich die Unternehmen die Ausschüttungen für das zurückliegende Geschäftsjahr gut leisten. Die Ausschüttungsquoten sind zwar leicht angestiegen, bewegen sich aber in nicht kritischen Bandbreiten. Zum anderen erwarten wir im Ausblick stabile bis leicht ansteigende Unternehmensgewinne im kommenden Jahr, was für eine hohe Ausschüttungskontinuität auch im darauffolgenden Jahr spricht. Darüber hinaus ist der DAX trotz der hervorragenden Wertentwicklung in diesem Jahr nur durchschnittlich hoch bewertet, was eine hohe Skepsis hinsichtlich der erwarteten Leistungsfähigkeit der im DAX notierten Unternehmen signalisiert, die wir so nicht teilen. Die Kombination aus stabilen Gewinnen, stabilen Ausschüttungen, hohen Dividendenrenditen und einer moderaten Bewertung machen den DAX auch im internationalen Vergleich zu einem aussichtsreichen Anlageziel.

Gewinne und Dividenden auf Indexebene

  Die DAX-Unternehmen werden im Jahr 2024 erneut einen Dividendenrekord aufstellen und insgesamt 54,6 Mrd. Euro an ihre Anteilseigner ausschütten. Das sind 1,6 Mrd. Euro mehr als im laufenden Jahr ausgeschüttet wurden und 3,7 Mrd. als im Jahr 2022 (ohne die VW-Sonderdividende). Der starke Anstieg in den Ausschüttungen gegenüber der Vor-Corona-Zeit kann somit erfolgreich verteidigt werden und führt bei den aktuellen Kursniveaus zu einer historisch hohen Dividendenrendite von 4,4 %. Da sich die Zusammensetzung im DAX stetig wandelt und die veränderte Zusammensetzung einen durchaus erheblichen Einfluss auf die Ausschüttungsvolumina hat, bereinigen wir diesen Effekt, indem wir die Dividendensumme für das Jahr 2023 auf Basis der aktuellen Indexzusammensetzung berechnen. Das heißt, der Anstieg der Dividendenausschüttungen um 1,6 Mrd. Euro in 2024 fußt auf der gleichen Unternehmenszusammensetzung, für die auch der Wert für das Vorjahr berechnet wurde und ist nicht etwa auf Veränderungen im Index zurückzuführen. Durch die Indexveränderungen im vergangenen Jahr gingen dem DAX erhebliche Ausschüttungsvolumina verloren. Denn die beiden ausgeschiedenen Indexmitglieder Linde und Fresenius Medical Care haben im Jahr 2023 mehr als 2,6 Mrd. Euro an Dividenden ausgeschüttet, während die beiden neu in den Index aufgenommenen Werte Rheinmetall und Commerzbank zusammen auf weniger als 500 Mio. kamen. Damit gingen aus Indexsicht netto mehr als 2 Mrd. Euro an Ausschüttungsvolumen verloren.

Gleichbleibende Dividendenpolitik

Die DAX-Unternehmen können sich ihren erneuten Dividendenrekord leisten. Die Basis für die Dividendenausschüttungen in diesem Jahr sind die von den Unternehmen im Vorjahr erwirtschafteten Gewinne. Aber auch die Geschäftserwartungen für die kommenden Jahre spielen bei der Festsetzung der Ausschüttungshöhe eine Rolle. Tatsächlich sind die Unternehmensgewinne im vergangenen Jahr gegenüber dem Jahr 2022 leicht zurückgegangen. Der Rückgang der Nettoergebnisse der DAX Unternehmen beträgt allerdings nur 3,2 %. Da Gewinnzahlen der Unternehmen starken Schwankungen unterliegen, wird dieser leichte Rückgang unserer Ansicht nach keinen Einfluss auf die Dividendenpolitik
der Unternehmen haben.

Zwei Gründe sind für unsere Einschätzung ausschlaggebend. Erstens steigen die Ausschüttungsquoten nur leicht und auf unkritische Niveaus an. Setzt man die für das laufende Jahr 2024 erwartete Ausschüttungssumme von 54,6 Mrd. Euro ins Verhältnis zu den im Jahr 2023 erwirtschafteten Nettoergebnissen, ergibt sich eine Ausschüttungsquote von 38,4 %. Diese liegt um 2,3 Prozentpunkte höher als im Vorjahr aber unter dem Durchschnitt der letzten 15 Jahre von gut 40 %. Zweitens ist damit zu rechnen, dass die Unternehmen 2024
ihre Gewinne gegenüber dem Vorjahr wieder moderat steigern können. Mit einem erwarteten Nettoergebnis von 150 Mrd. Euro dürfte sogar ganz knapp ein neuer Gewinnrekord erreicht werden. Die hohe Stabilität der Gewinne der DAX-Unternehmen legt eine gute fundamentale Basis und ermöglicht den Unternehmen die Umsetzung einer hohen Dividendenkontinuität.

Zweifel an der Perspektive

Allerdings zweifeln viele Anleger an den Geschäftsperspektiven der DAX-Mitglieder. Anders ist es nicht zu erklären, dass unterschiedliche fundamentale Kennzahlen eine eher günstige Bewertung für den DAX anzeigen. Sowohl die Kurs-Gewinn-Verhältnisse, als auch die Preis-zu-Buch-Bewertungen oder die Kurs-zu-Cash-Flow-Verhältnisse liegen auf oder unterhalb langjähriger Durchschnittswerte. Die Skepsis ist zwar nicht mehr ganz so ausgeprägt, wie das noch im Herbst vergangenen Jahres der Fall war. Denn mit der Jahresendrally im vierten Quartal sind die Bewertungen von stark unterdurchschnittlichen Niveaus aus kommend bereits wieder spürbar angestiegen. Anders als in vielen anderen Regionen liegt aber keine dieser Kennzahlen oberhalb langjähriger Durchschnittswerte, sodass der DAX bewertungsseitig durchaus noch weiteres Aufholpotenzial hat. Auch die aktuell äußerst hohe Dividendenrendite von 4,4 % ist Ausdruck einer hohen Investorenskepsis gegenüber der Leistungsfähigkeit der im DAX enthaltenen Unternehmen. Es ist unwahrscheinlich, dass der DAX eine derart hohe Dividendenrendite auf Dauer wird halten können. Vielmehr ist zu erwarten, dass sich die Dividendenrendite in den kommenden Jahren wieder stärker auf dem langfristigen Durchschnittsniveau einpendeln wird, das beim DAX bei rund 3,5 % liegt.
Die Dividendenrendite ist eine Kennzahl, bei der die Dividendenausschüttung in Relation zum Kursniveau einer Aktie betrachtet wird. Die Kennzahl nimmt also ab, wenn die Dividenden prozentual schneller als die Kurse fallen, oder genau im umgekehrten Fall, die Kurse prozentual schneller als die Dividenden ansteigen. Wir gehen davon aus, dass sich die hohen Dividendenrenditen im DAX durch die zuletzt genannte Kombination normalisieren werden und erwarten in den kommenden Jahren einen Zuwachs in den Kursnotierungen, der über dem der Dividenden liegen sollte. Der Gesamtertrag der Aktienanlage in den kommenden Jahren setzt sich somit aus moderat steigenden Dividenden und einem etwas darüber liegenden Zuwachs in den Kursen zusammen, was für Anleger eine äußerst aussichtsreiche Kombination darstellt.

DAX-Details

Nach derzeitigem Stand dürften 26 der 40 aktuellen DAX-Mitglieder in 2024 die Dividende pro Aktie im Vergleich zum Vorjahr erhöhen, elf sollten den Betrag unverändert lassen und in drei Fällen wird ein Rückgang erwartet. Dividendenkürzungen dürften Bayer, BMW und Fresenius vornehmen. In Summe wird sich der Rückgang der drei voraussichtlich auf rund 3 Mrd. Euro belaufen, von denen etwa zwei Drittel auf BMW zurückzuführen sind. Bei BMW wird ein Rückgang der Dividende pro Aktie um fast drei Euro erwartet, allerdings nach einem starken Anstieg im Vorjahr, sodass der Wert für 2024 nur knapp unterhalb des Wertes von 2022 liegen dürfte. Im Fall von Fresenius sollte wegen Inanspruchnahme staatlicher Energiehilfen die Dividendenzahlung komplett ausfallen. Damit ist der Gesundheitskonzern eines von voraussichtlich fünf DAX-Unternehmen, das 2024 keine Dividende zahlen wird, bei den übrigen handelt es sich um Covestro, Siemens Energy, Qiagen und Zalando.
Dass der Rückgang der drei oben genannten Unternehmen um insgesamt 3 Mrd. Euro durch die übrigen Indexmitglieder überkompensiert wird, basiert auf zahlreichen moderaten An-stiegen. Die beiden einzigen Unternehmen, deren Ausschüttungssumme im Vorjahresvergleich um mehr als 500 Mio. Euro steigen dürfte, sind die Porsche AG und Vonovia. Dabei ist der Verlauf bei Vonovia nahezu spiegelverkehrt zu dem von BMW: Nachdem die Dividende pro Aktie 2023 beinahe halbiert wurde, wird für 2024 ein deutlicher Anstieg erwartet, sodass das Niveau von 2022 nur um etwa 10 % verfehlt werden dürfte. Der Automobilsektor spielt eine unverändert wichtige Rolle für die Dividendenausschüttungen des DAX. Die drei großen Hersteller BMW, Mercedes und VW sind unter den „Top 10 Dividendenzahlern“. Mit einem erwarteten Ausschüttungsvolumen von insgesamt 13,9 Mrd. Euro entfällt sogar ein Viertel der gesamten Dividendensumme des DAX auf diese drei Werte. Entsprechend hoch sind die Sensitivitäten für den Gesamtindex, sollten sich die Dividenden der Automobilhersteller nicht als nachhaltig erweisen. Bislang können sich die Automobilhersteller die Dividenden aber leisten. Mit einem Netto-gewinn von 40,5 Mrd. Euro entfallen knapp 29 % des gesamten DAX-Gewinns auf diese drei Titel, deren gemeinsame Ausschüttungsquote liegt somit weiterhin unter dem DAX-Durchschnitt.

Die niedrigeren Ausschüttungsquoten sind allerdings auch angebracht. Zum einen sind die Gewinne der Automobilunternehmen zyklischen Schwankungen unterlegen, zum anderen steht der Sektor vor enormen strukturellen Herausforderungen, die sich in Zukunft auch belastend auf die Gewinnzahlen der Unternehmen niedergeschlagen könnte. Die hohen Dividendenrenditen von rund 8 % bei Mercedes und Volkswagen sowie von über 5 % bei BMW werden trotz relativ niedriger Ausschüttungsquoten erreicht, sind also durch die erwirtschafteten Ergebnisse gedeckt. Zu den Unternehmen mit den höchsten Dividendenrenditen zählt neben den Automobilwerten auch die BASF mit einer Rendite von derzeit 7 %. Allerdings schüttet das Unternehmen in diesem Jahr voraussichtlich mehr an Dividende aus, als es im vergangenen Jahr erwirtschaftet hat. Bei Unternehmen in zyklischen Branchen kann dies in einzelnen Jahren durchaus einmal vorkommen. Allerdings braucht es dann die Perspektive auf im Folgejahr wieder deutlich steigende Gewinne. Auch wenn das zyklische Gewinntief bei BASF durchschritten sein dürfte, ist diese Perspektive nicht gegeben, sodass eine derart hohe Ausschüttung nicht nachhaltig sein dürfte.

Wenige Unternehmen dominieren

Wie in den Vorjahren konzentriert sich ein Großteil der gesamten Ausschüttungssumme auf wenige Unternehmen: Knapp die Hälfte der Summe (48 %) entfällt auf sechs Unternehmen, unter denen sich neben den drei Autobauern Mercedes-Benz (Rang 1) Volkswagen (3) und BMW (6) auch Alli-anz (2), Deutsche Telekom (4) und Siemens (5) befinden. Die „Top 12“ vereinen rund 72 % der Auszahlungen auf sich, sodass die übrigen 28 DAX-Mitglieder zusammen auf etwa 28 % des Ausschüttungsvolumens kommen. Bezüglich der Auszahlungstermine („Ex-Tag“) kann aus Aktionärssicht vom „Wonnemonat Mai“ gesprochen werden: 20 der 35 Unternehmen, die 2024 eine Dividende zahlen dürften, tun dies im Mai und schütten dabei etwa 60 % der Gesamtsumme aus. Bereits im April erhalten die Anteilseigner von elf DAX-Mitgliedern 28 % der Dividendensumme. Der Rest verteilt sich auf den Februar mit zwei Unternehmen, die zusammen 8 % ausschütten, und Juni (zwei Unternehmen mit 4 %).

MDAX-Details

Die 50 aktuellen MDAX-Mitglieder schütten 2024 voraussichtlich insgesamt rund 7,1 Mrd. Euro als Dividenden aus. Dies entspricht einem Anstieg um gut 7 % gegenüber dem Vorjahr. Dabei wird für 22 Unternehmen ein Anstieg der Ausschüttungen erwartet, bei 20 weiteren sollte die Dividende pro Aktie unverändert bleiben, die übrigen acht dürften Kürzungen vornehmen. Insgesamt zehn Indexmitglieder werden voraussichtlich keine Dividende zahlen. Die stärksten Rückgänge bei den Ausschüttungen werden für Wacker Chemie und Hella erwartet, die höchsten Anstiege für die Deutsche Lufthansa und Aroundtown. Mit Ausschüttungen von jeweils mehr als 500 Mio. Euro sollten Talanx, Evonik, Telefonica Deutschland und RTL zu den größten Dividendenzahlern gehören.
Zusammengenommen werden die 90 Unternehmen aus DAX und MDAX 2024 voraussichtlich Dividenden in Höhe von rund 61,7 Mrd. Euro an ihre Aktionäre auszahlen und damit 2,1 Mrd. Euro bzw. 3,5 % mehr als im Vorjahr. Unterteilt nach Branchen liegen die Hersteller „diskretionärer Konsumgüter“ inklusive der Automobilhersteller mit einem Anteil von 27 % an den Ausschüttungen vorn, gefolgt von der Industrie (19 %) und der Finanzbranche (17 %). Orientiert man sich am Firmensitz der Unternehmen, so haben die DAX- und MDAX-Mitglieder aus Bayern mit 28 % den höchsten Anteil an der Dividendensumme, auf den Rängen zwei und drei liegen Nordrhein-Westfalen (24 %) und Baden-Württemberg (20 %).

Fazit

Die deutsche Volkswirtschaft wird im Jahr 2024 weiterhin äußerst herausfordernden Rahmenbedingungen ausgesetzt sein. Wie in den vergangenen Jahren unter Beweis gestellt wurde, wird es den DAX-Unternehmen aber dank ihrer internationalen Ausrichtung gelingen, sich erfolgreich von diesen Perspektiven abzukoppeln. Angesichts des stabilen globalen Wachstumsausblicks gibt es derzeit keinen Grund, eine veränderte Ausschüttungspolitik der Unternehmen zu erwarten. Die Unternehmen können sich die diesjährigen Ausschüttungen leisten und werden bei moderat steigenden Gewinnen auch im kommenden Jahr einen hohen Grad an Dividendenkontinuität zeigen. Der Gesamtertrag der Aktienanlage im DAX wird sich 2024 aus einer sehr guten Dividendenrendite sowie weiteren Kurssteigerungen zusammensetzen. Gerade in einem von anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten gekennzeichnetem Umfeld wird sich ein Portfolio aus ertragsstarken Dividendentiteln besonders gut behaupten können.

 

(Quelle: Dekabank)

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