AKTUELLES BÖRSENGESPRÄCH MIT MATTHIAS SCHMIDL: Hoffnung auf ein Ende der Pandemie!

AKTUELLES BÖRSENGESPRÄCH MIT MATTHIAS SCHMIDL: Hoffnung auf ein Ende der Pandemie!

 

Über eines konnte man sich im Jahr 2020 an den Börsen bisher sicher nicht beklagen: über Langeweile! Nach einem guten Start zerbröselten die Rekordgewinne unter den harten Schlägen, die uns die Pandemie versetzte. Dann wirkten zum Glück die massiven Hilfsprogramme und Maßnahmen der Regierungen und Notenbanken, die Märkte kämpften sich über den Sommer hinweg mit einigen Ups & Downs wieder zurück an die Spitze. Anfang Herbst schienen der Krimi um die US-Wahlen und die zweite Covid-19 Welle dem zarten Aufschwung den Garaus zu machen. Doch der letztendliche Sieg der Demokraten und die überraschend positiven Meldungen zum Thema Impfstoff, lösten eine kleine Euphorie bei den Börsianern aus. Ende gut, alles gut? So einfach ist es wohl nicht. Höchste Zeit also für ein aktuelles Börsengespräch mit dem Leiter unserer Wertpapierabteilung, Matthias Schmidl!   

 

Hallo Matthias! Mit Joe Biden zieht 2021 wieder ein Demokrat ins Weiße Haus. Ist das, mit deiner professionellen „Börsenbrille“ betrachtet, nun eigentlich eine gute oder eine schlechte Nachricht? Die USA sind neben China immerhin der wichtigste Handelspartner Deutschlands außerhalb Europas.

Ja, Fabian. Wenn du mich fragst, dann hatte man zeitweise sogar das Gefühl, dass es den Börsen schon fast egal ist, wer nun Präsident der USA wird. Die Losung hieß: Hauptsache wir haben einen! Auch das Verhalten von Donald Trump im Fall der Niederlage, über das im Vorfeld so häufig spekuliert worden war, wird derzeit ignoriert. Und das ist sicher auch richtig so. Die USA haben einen rechtmäßig gewählten Präsidenten und das ist Joe Biden. Aber eines muss man sich auch klar machen: dieser Umstand alleine wird die Welt nicht grundsätzlich verändern. Die USA werden den Weg der Renationalisierung auch unter Joe Biden fortführen. Allerdings sicher stilvoller als bisher unter Donald Trump.

 

Wenig stilvoll bleibt aber die Corona-Krise. 5 Millionen Infizierte, über eine halbe Million Tote, Zahlen die man sich vor einem Jahr nicht einmal hätte ausmalen können. Auch Deutschland ist mitten in die 2. Welle gelaufen, es herrscht „Lockdown Light“ und der Winter hat gerade erst begonnen. Denkst du, die Märkte werden weiterhin so (verhältnismäßig) cool wie bisher reagieren?

Das Wahlspektakel wurde ja fulminant von der Nachricht über einen Impfstoff abgelöst. Das hat die Märkte massiv beflügelt und schürt Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie. Deine Beobachtung ist richtig, die Märkte reagieren auch auf die Nachricht des Lockdown Light oder möglicherweise auch eines härteren Lockdowns in den nächsten Wochen einigermaßen gelassen.

 

Reicht dafür tatsächlich nur die mögliche Aussicht auf einen hochwirksamen und bald verfügbaren Impfstoff?

Die mittelfristige Zukunft mit dem Ausblick auf einen Impfstoff erscheint einfach wesentlich positiver. Aber auch das Wissen, dass seitens der Politik und der Notenbanken weiterhin viel Kapital in die Märkte gepumpt wird, lässt die Börsen mittlerweile sehr rational mit den Nachrichten umgehen. 

 

Und wer ganz nüchtern auf ein dreiviertel Jahr Pandemie zurückblickt, kann feststellen, dass Corona einzelne Branchen hart trifft und es auf der anderen Seite auch Krisengewinner gibt. Dazu muss man sich nur mal die Luftfahrtindustrie im Vergleich zur Techindustrie anschauen. Macht es also Sinn, sich als Anleger von bestimmten Engagements zu trennen? Und wann wäre der richtige Moment, um wieder einzusteigen?

Auch umgekehrt wird ein Schuh daraus. Denn die kurzfristig größten Gewinner der letzten Tage sind eben diese Verlierer der letzten Monate. Die Nachricht über einen Impfstoff hat gerade Aktien aus der Reise- und Luftfahrtbranche oder auch Aktien von Infrastrukturunternehmen sprunghaft ansteigen lassen. In der Theorie hast du natürlich recht und deine Überlegung ist grundsätzlich auch richtig. Die Krisenverlierer sind allerdings so stark unter die Räder gekommen, dass ein Verkauf auf diesen Niveaus meines Erachtens keinen Sinn macht. Und die Krisengewinner sind so super gelaufen und erscheinen jetzt recht teuer. Aber bisher wäre es immer ein Fehler gewesen, sich von den Techwerten zu trennen.

 

Dein Rat in unserem letzten Interview im Frühjahr lautete: Aktienpositionen an schwachen Tagen im Portfolio aufbauen! Hat diese Taktik Früchte getragen? Gelegenheiten dazu gab es ja einige. 

Absolut! Und dabei bleibt es auch.

 

Können wir also auch in diesem schwierigen 2020 mit einer Jahresendrally rechnen?

Aber hallo. Ich denke, wir sind bereits mittendrin!

 

Jetzt muss ich aber doch noch etwas Wasser in den Wein gießen. Mit Wirecard erschütterte in den letzten Monaten ein echter Skandal die Aktienwelt. Auch viele deutsche Anleger haben mit dem einst so vielversprechenden Titel sehr viel Geld verloren. Hat man die Ausschläge auch bis in die Sparkasse Regensburg gespürt? Welchen Lehren kann man aus solchen Vorfällen ziehen? 

Die Erschütterung ging durch die gesamte Finanzwelt. Das alles hätte kurz gesagt nie passieren dürfen. Hier haben viele Kontrollbehörden, insbesondere die zuständigen Wirtschaftsprüfer, versagt. Was sind die Lehren? Naja. Vor Betrug ist man nie sicher, das ist eine Lehre. Eine weitere ist es, idealerweise über eine Indexanlage oder einen Fonds in die Märkte zu investieren. Dem DAX als Index hat die Wirecard-Insolvenz fast nichts anhaben können.

 

Eine klare Botschaft! Wer unsere Gespräche regelmäßig verfolgt, der weiß, dass es aus deiner Sicht für Sparer momentan kaum sinnvolle Alternativen als eine Investition in die Aktienmärkte gibt. Stichwort Niedrigzinsphase respektive Negativzinsen bei gleichzeitiger Assetinflation. Nehmen wir mal an, einer unserer Leser gibt sich einen Ruck und will sein kleines Vermögen „umschichten“. Was würdest du ihm raten?    

Dass es eine aktienbasierte Anlage sein sollte, denke ich, sind wir uns ja mittlerweile einig (zwinkert). Um dem Risiko des perfekten Timings aus den Weg zu gehen, macht es Sinn ratierlich in die Märkte zu gehen. Das funktioniert einmal ganz langfristig über einen Sparplan in einem Aktienfonds. Aber auch die Einmalanlage kann damit optimiert werden.

 

Und wann ist der richtige Zeitpunkt dafür?

Ist der Kunde sich hinsichtlich des Einstiegszeitpunkts unschlüssig, macht es Sinn, über mehrere Monate zu investieren. Dies ist insbesondere für den unentschlossenen Kunden sinnvoll, der immer wieder Gründe findet zum jeweiligen Zeitpunkt nicht zu investieren. Wir müssen es schaffen unsere Einstellung zu Aktien grundlegend zu verändern. Mit Aktien spekuliert man nicht, man investiert!

 

Das ist ein schöner Schlusssatz, lieber Matthias! Vielen Dank für deine Zeit und das informative Gespräch!

 

 

 

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