KURZINTERVIEW GENERATIONENMANAGEMENT: „Über den Tod hinaus gedacht.“

eingestellt von Fabian Lutz Social Media Manager a.D. am 4. Mai 2018

Durch ein Unwetter in den Schweizer Alpen sind erneut sieben Skiwanderer ums Leben gekommen. Bereits vor Wochen war der Tengelmann Chef Karl-Erivan W. Haub alleine zu einer Skitour aufgebrochen und nie mehr zu seiner Familie zurückgekehrt. Wenn ein Mensch so unvermittelt und tragisch aus dem Leben gerissen wird, bedeutet das immer einen schweren Schlag für die Familie und die Angehörigen. Wenn der Verunglückte aber auch noch als Unternehmer in der Verantwortung für seine Firma, seine Angestellten und das erarbeitete Vermögen steht, kann das Drama um den eigenen Tod schnell zur Tragödie für die ihm nahe stehenden Personen werden. Marion Kunz ist im Private Banking Team der Sparkasse Regensburg für die Beratung vermögender Privatkunden zuständig und kümmern sich ganzheitlich um alle finanziellen Anliegen. Ihr Spezialgebiet ist das Generationenmanagement – wir haben aus aktuellem Anlass nachgefragt, worauf es im Fall des tödlichen Unfalls ganz besonders ankommt.  

 

Liebe Marion, vor ein paar Wochen  war es in den Nachrichten: Der Tengelmann Chef Karl-Erivan Haub ist bei einer Skitour in den Alpen verschwunden. Da musst ich gleich an dich und deine Aufgabe denken. Ein tragischer – aber nicht untypischer Fall fürs Generationen-Management, oder?

Das ist es. Ein tragischer Fall, wie ich finde. Aber genau in dieser Situation denke ich mir dann auch, dass ein Geschäftsführer wie Herr Haub ganz bestimmt entsprechend vorgesorgt hat. Du musst wissen, in dieser Management-Liga ist das im Grunde selbstverständlich. Schließlich hängt im Ernstfall nicht nur das Wohl des Unternehmens und vieler Mitarbeiter davon ab, sondern auch das der eigenen Familie. Die leidet auf alle Fälle – aber wenn vor Eintritt eines solchen Schicksalsschlages nichts ordentlich geregelt wurde, dann wird es nicht nur tragisch, sondern schnell auch dramatisch.

 

Marion Kunz, Private Banking Team Sparkasse Regensburg

 

Wie reagiert man als Profi auf so eine Nachricht? Anders als ein Normalbürger?  

Persönlich bin ich vielleicht etwas entspannter als andere Menschen. Ich weiß ja genau, wie man richtige Vorsorge betreibt. Aber als Profi spiele ich natürlich im Kopf das ein oder andere Szenario durch. Und ich denke dabei auch an den ein oder anderen Kandidaten hier in der Stadt oder Region, der das Thema doch noch lieber etwas weiter in die Zukunft schiebt. Das ist nur zu menschlich. Denn es ist unangenehm, sich mit dem eigenen Ende zu beschäftigen – auch wenn es nur hypothetisch ist. Nur eines ist auch sicher: Wenn Herr Haub alles richtig gemacht hat, dann werden ihm seine nächsten Angehörigen sehr dankbar sein, trotz der Schmerzen und der Trauer. Denn er hat über den Tod hinaus an sie gedacht.   

 

Ein trauriger, aber auch schöner Gedanke. Haben dich Kunden auf diesen Fall angesprochen?

Bisher war die Resonanz eher gering, denn meine Kunden sind ja alle in der komfortablen Situation, gut abgesichert zu sein. Sie werden schließlich in jedem Gespräch von mir daran erinnert. Steter Tropfen höhlt den Stein, sage ich immer. Lieber bin ich an diesem Punkt hartnäckig, bevor ich mir später Vorwürfe mache – ich will, dass jeder meiner Kunden für jede Eventualität optimal vorbereitet ist. Dann bin ich auch beruhigt.    

 

Ganz hypothetisch: Was würde im schlimmsten Fall mit einem so großen Unternehmen wie Tengelmann passieren, wenn überhaupt kein Generationen-Management betrieben wurde? Ist so ein Szenario auch auf ein kleineres, mittelständisches Unternehmen übertragbar? 

Dann greift auch hier die gesetzliche Erbfolge und es kommt zu großen Auseinandersetzungen. Das ist ja auch der Hauptgrund, warum man die konkrete Vorsorge betreiben sollte, um eine schnelle Einigung zu erzielen, nach den Wünschen des Erblassers und um jahrelange Auseinandersetzungen zu vermeiden. Denn diese beeinflussen dann natürlich auch die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Und ob das Unternehmen groß oder klein ist, macht am Ende nur quantitativ den Unterschied. Für kleine oder mittelständische Firmen kann es sogar noch schlimmer kommen, schließlich steht schnell das ganze Geschäft auf dem Spiel.  

 

Kannst du unseren Lesern bitte noch einmal erklären, worauf es in solchen Fällen ankommt. Was sind die wichtigsten Punkte, die geregelt sein müssen?  

Das Bewusstsein, etwas machen zu müssen ist stets die wichtigste Grundvoraussetzung. Es geht ja nicht immer nur um den Tod, sondern auch eine Zeit der temporären Geschäftsunfähigkeit. Der Gedanke, wer hier der oder die Richtige ist, wer vertritt mich, wenn ich nicht in der Lage bin, ist Schritt eins. Und im Schritt zwei geht es um die Betrachtung des Todesfalls– welche Erbquoten werden an wen verteilt, kann ich hier durch eine rechtzeitige Übertragung Steuern optimieren, gibt es Wünsche, wie der Nachlass im Detail verteilt werden soll…..macht es Sinn einen Testamentsvollstrecker einzubinden der für die Umsetzung des letzten Willens Sorge trägt?…. Ich freue mich auf viele Gespräche mit Kunden und Nichtkunden… denn das Leben steckt voller Überraschungen – eine rechtzeitige Regelung macht immer Sinn! 

 

Liebe Marion, vielen Dank für deine Zeit! 

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