INTERVIEW PLANSPIEL BÖRSE 2022: „Da waren Profis am Werk!“

Am 31. Januar endete der diesjährige Planspiel Börse Wettbewerb. Auch in der 40. Jubiläumsspielrunde konnten sich alle Teilnehmenden über 17 Wochen in klassischen und nachhaltigen Anlagestrategien üben und dabei grundlegendes Börsenwissen gewinnen. Im Geschäftsgebiet der Sparkasse Regensburg beteiligten sich rund 650 Teilnehmende in 249 Teams. Inhaltlich begleitet wurde die Runde wie schon die Jahre davor von unserem Private Banking Berater und Depot-Betreuer Patrick Heyde, der auch bei der Siegerehrung dabei war und die Leistungen der Teams präsentierte. Wir haben ihn im Nachgang der Preisverleihung um ein Interview gebeten.
Lieber Patrick, das Planspiel Börse 2022 war das erste nach den Pandemiejahren. Hat sich das Ende von Corona irgendwie spürbar auf den Verlauf ausgewirkt?

Patrick Heyde: Corona war für das Planspiel Börse in diesem Jahr für nicht mehr so präsent. Es gab Anfang Dezember die Meldung, dass China seine Null-Covid-Maßnahmen etwas lockern möchte. Das wurde von den Börsen aber nicht unmittelbar gefeiert, obwohl es aus wirtschaftlicher Sicht und gerade bei den viel genannten Lieferketten, zur Entspannung beigetragen haben dürfte. Dieses Jahr waren es eher andere Themen, die unsere Finanzmärkte beschäftigt hatten.
An heißen Themen mangelt es ja nicht. Ukraine-Krieg, steigende Zinsen, Energieknappheit, globale Lieferkettenprobleme, um nur einige zu nennen. Trotzdem, so konnte ich zumindest an meinem eigenen bevestor Depot erkennen, wurden gegen Ende 2022 Verluste wieder wettgemacht. Wie schwierig war es aus deiner Sicht, sich die richtigen Aktien zum Start herauszupicken?
Das Planspiel Börse hatte Anfang Oktober 2022 begonnen. Zu dieser Zeit waren die Kurse vieler Aktien vergleichsweise günstig. Insofern war es zum Spielbeginn ein guter Zeitpunkt, in Aktien zu investieren. Der deutsche Aktienindex DAX konnte während der Spielperiode seinen Wert um 22 Prozent steigern. Beste Bedingungen also, ein gutes Ergebnis im Planspiel Börse einzufahren.

Welche Planspiel-Teams haben 2022 besonders gut performed? Was war die richtige Strategie zum Erfolg?
Wichtig war bei allen Teams, möglichst von Anfang an investiert zu sein, um so den vollen Schwung der Aufwärtsbewegung mitzumachen und die Gewinne dann auch laufen zu lassen. Häufig konnten Aktien, die vorher besonders stark rückläufig waren, überproportional in der Aufwärtsbewegung Boden wieder gut machen. Hier sind zum Beispiel die Aktien von Zalando und Siemens Energy zu nennen. Es gab aber auch Teams, die breit gestreut in verschiedene Aktien investiert hatten und es nicht die eine Gewinneraktie gab, was mir besonders gut gefallen hat.
Wurden auf der anderen Seite auch schwerwiegende Fehler von unseren Teilnehmern gemacht?
Im Rückblick ist es natürlich immer leicht zu sagen, hier und da hätte man eine andere Investitionsentscheidung treffen können. Manche Teilnehmer hatten richtige Kursraketen in den Depots, die sich während der Spielzeit im Kurs nahezu verdoppelt hatten. Zum Beispiel die Aktien von Aurubis. Hier war die Verlockung einfach zu groß, Gewinne frühzeitig mitzunehmen. In der Rückschau wäre es besser gewesen, die Aktien nicht zu verkaufen, da die Kurse weiter gestiegen wären. Es gibt da so eine alte Börsenweisheit, die da heißt, Gewinne soll man laufen lassen.

Nachhaltigkeit ist gerade ein absolutes Top-Thema, natürlich auch für die Sparkassen. Das Planspiel hat diese Kategorie schon relativ früh mit in die Preis-Vergabe aufgenommen. Ist es heute einfacher nachhaltig anzulegen, als vor – sagen wir mal, 10 Jahren?
Den Begriff Nachhaltigkeit gibt es ja schon sehr lange. Erfreulich ist aber, dass die Definition, was Nachhaltigkeit eigentlich konkret bedeutet, immer klarer wird. Unternehmen werden unter Berücksichtigung verschiedener Nachhaltigkeitsfaktoren untersucht und bewertet. So haben Investmentfonds oder auch jeder einzelne private Anleger die Möglichkeit, vor einer Investitionsentscheidung zu prüfen, ob und wie tief, ein Unternehmen den eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit entspricht. Sehr viele Unternehmen veröffentlichen auf Ihrer Homepage einen Nachhaltigkeitsbericht. Darin stehen unfassbar viele Indikatoren, wie zum Beispiel, wie hoch sind die Treibhausgasemissionen des Unternehmens? Wieviel der Elektrizität im Unternehmen stammt aus erneuerbaren Energien? Gibt es Ladestationen auf dem Firmengelände für Elektrofahrzeuge? Wie wird mit Abfall umgegangen? Wie hoch ist der Anteil weiblicher Mitarbeitende in Führungspositionen? Das sind nur einige Beispiele, die in einem Nachhaltigkeitsbericht aufgeführt werden. Also ja, es ist leichter geworden, nachhaltig anzulegen, da die Definition von Nachhaltigkeit klarer geworden ist. Jedoch ist es auch nicht immer einfach, diese vielen Kriterien als privater Anleger einzuordnen. Wer sich diese Arbeit nicht machen möchte, kann auf einen Investmentfonds zurückgreifen.
Welche Werte haben in Sachen Nachhaltigkeit dieses Jahr für die Teilnehmer überzeugt?
Ganz klar die Aktien von Aurubis, die sich auf das Recycling von Metallen spezialisiert haben. Dieser Wert tauchte gleich zweimal bei den Siegerteams der Kategorie Nachhaltigkeit auf. Außerdem war ein Exchange Traded Fund der Deka, mit dem Namen MSCI Germany Climate Change, weit vorne. Mit diesem Fonds investierten die jungen Börsianer nicht in ein einzelnes Unternehmen, sondern in einen ganzen Index mit vielen großen und mittelgroßen deutschen Unternehmen.

Wo kann man immer noch mehr Geld machen? Mit grünen Investments in die Energiewende oder mit klassischen, vielleicht auch ethisch-moralisch fraglichen Werten, wie zum Beispiel gerade wieder gefragten Rüstungsunternehmen?
Das ist wechselhaft, wie beim Wetter. Durch den Krieg in Europa zwischen Russland und der Ukraine, waren Rüstungsunternehmen bei manchen Anlegern wieder etwas mehr gefragt. Die Nachfrage beschränkte sich, nach meiner Wahrnehmung, auf einen kleineren Anlegerkreis. Beim Thema Energiewende trifft die Nachfrage auf ein breiteres Interesse. Hier gibt es sehr schöne Investitionsmöglichkeiten unter der Überschrift Climate Change. Für beide Themen gilt jedoch, ein Portfolio sollte nicht zu stark in einem Anlagethema positioniert sein, da sonst Klumpenrisiken entstehen können. Besser ist ein breit diversifiziertes Portfolio, gerne mit Ausrichtung auf Nachhaltigkeit.
Vor zwei Jahren hast du uns den Tipp gegeben, beim Planspiel in möglichst wenige Werte zu gehen und im Verlauf nicht zu viel zu traden. Hat das so auch dieses Jahr wieder gut funktioniert?
Es war wirklich erstaunlich. Die Teilnehmer hatten auf wirklich gute Aktien gesetzt, diese aber nicht zu stark gewichtet. Sie haben also Klumpenrisiken vermieden, was grundsätzlich auch gut ist. Nicht auszudenken, wie hoch die Gewinne, mit höherer Gewichtung zu Gunsten der Siegeraktien, sonst ausgefallen wären. Meist wurden die Aktien eingekauft und bis zum Spielende behalten. Auch das war vorbildlich. Also ich muss schon sagen, da waren Profis am Werk.

Am Ende unseres Gesprächs bitte ich dich als Voll-Profi wie immer um eine persönliche Prognose. Wie denkst du wird es 2023 mit den Börsen weitergehen? Brechen EZB und Fed mit steigenden Leitzinsen den Kursverläufen irgendwann den Rücken? Oder trotzt der Handel auch einer
galoppierenden Inflation und attraktiven Alternativ-Anlagen?
Wenn ich auf die Einschätzung vieler Analysten blicke, so erwarten die meisten Experten einen Rückgang am Aktienmarkt, im Laufe des Jahres 2023, eben weil steigenden Zinsen auch Bremsspuren an den Finanzmärkten hinterlassen können und sich die Entwicklung der Geldmenge in den USA zuletzt verringert hatte. Was mir jedoch auffällt ist, dass viele Marktteilnehmer diese Einschätzung teilen und auf einen Rückgang warten. Der Markt lässt sich nicht immer in die Karten schauen und geht seinen eigenen Weg. Die beste Strategie scheint mir immer noch, langfristig, regelmäßig und breit gestreut in den Aktienmarkt zu investieren.
Lieber Patrick, vielen Dank für deinen diesjährigen Einsatz beim Planspiel Börse und dieses informative Gespräch!

(c) Fotografie: Sparkasse Regensburg
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