INTERVIEW MIT DR. MARKUS WITT: „Liquidität sichert Überleben!“

Seit dem Ausbruch der der Corona-Pandemie sind bereits sechs Monate vergangen. Wir alle haben uns an das neue Leben gewöhnt und Routinen gebildet. Das Virus breitet sich inzwischen weiter weltweit aus und hinterlässt dabei eine Schneise von Leid und Unsicherheit. Aber es gibt auch gute Botschaften: Die Aktienmärkte haben sich nach einem jähen Absturz rasch wieder erholt, die Bundesregierung und die EZB haben mit schnellen Hilfen und Unterstützungsprogrammen das Schlimmste für Deutschland und Europa verhindert. Aber wie geht es jetzt weiter? Auf was muss sich die boomende Region Regensburg in Zukunft einstellen? Wird Covid-19 unser Wirtschaftsleben nur streifen oder etwa umkrempeln? Worauf sollten regionale Unternehmer nun ganz besonders achten? Dr. Markus Witt, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Regensburg, ist nach dem Ausbruch der Krise noch etwas näher als sonst an die Seite der Unternehmen gerückt. Er hat schon früh vor möglichen Verwerfungen gewarnt und und kann die aktuelle Situation aus erster Hand einschätzen. Wir haben ihn daher zu einem aktuellen Videointerview zum Thema „Finanzmanagement in Zeiten von Corona“ in unser Studio in der Zentrale in der Lilienthalstrasse eingeladen.    

 

 

Lieber Herr Dr. Witt, ich weiß, Sie haben schon früh zu Beginn der Pandemie vor einer schweren Wirtschaftskrise gewarnt. Jetzt leben wir schon fast ein halbes Jahr mit dem Virus. Ist die Gefahr aus Ihrer Sicht immer noch abstrakt, oder wird sie schon konkret?

Die Auswirkungen werden schon konkreter, Herr Lutz. Vor einigen Tagen haben wir zum Beispiel erfahren, dass ein Regensburger Automobilzulieferer insolvent geworden ist. Knapp 100 Menschen verlieren deshalb ihren Arbeitsplatz. Ansonsten ist die Lage insgesamt immer noch ziemlich ruhig, die Liquiditätsinstrumente des Staates greifen und erfüllen ihren Zweck. Dazu kommt, dass die Unternehmen in den letzten zwölf Jahren seit der letzten Wirtschaftskrise genug Zeit hatten, eigene Reserven aufzubauen. Ich gehe aber davon aus, dass es im 4. Quartal zu weiteren Problemen kommen wird. Das wird nicht in einer Welle passieren, sondern stetig und tröfpchenweise.

 

 

Fakt ist, dass den Städten und Kommunen in Deutschland die Gewerbesteuereinnahmen wegbrechen. Der Staat kann zum Glück Schulden aufnehmen und frische Gelder verteilen. Für Unternehmer sieht es nicht so einfach aus. Warum ist Liquidität der Schlüssel zum Erfolg, nicht nur, aber gerade auch in Krisenzeiten, egal in welcher Phase man sich befindet?

Liquidität sichert einfach Überleben. Das ist wie eine Kriegskasse, die in den mageren Zeiten dann zur Verfügung steht, wenn ich keine Umsätze mache. Nur so kann ich als Unternehmer meine Löhne weiter zahlen, meine Lieferanten weiter bezahlen und meine Miete entrichten.

 

Die Sparkasse ist traditionell Partner des Mittelstandes in der Region. Was sind aktuell die Vorteile für unsere Kunden, wenn sie über Jahre hinweg eine stabile Hausbankbeziehung mit uns aufgebaut haben? Oder anders gefragt: Warum lohnt sich Treue in diesen Tagen ganz besonders? Was zählt der Faktor Mensch?

Sehen Sie Herr Lutz, in einer Krise wie wie wir sie jetzt erleben, ist nichts wichtiger als Vertrauen. Nur wenn Vertrauen gewachsen ist, steht man auch eine Krise mit einem Partner gut durch. Ich bedauere, dass dieses Hausbankprinzip in den letzten Jahren immer mehr verwässert worden ist. Wer sich, quasi per Knopfdruck, jederzeit ein anderes Angebot besorgen kann, sieht unter Umständen in guten Zeiten nicht ein, dass er ein gutes Verhältnis mit seiner Sparkasse aufbauen sollte. Aber jetzt, wo wir alle in die Krise hineinkommen, ist es natürlich auf einmal enorm wichtig. Davon profitieren jetzt die Unternehmen, die teilweise seit Jahrzehnten sehr eng, vertrauensvoll und persönlich mit uns zusammenarbeiten. Keine Frage. 

 

    

 

In den Medien liest man nun häufiger, dass auch die Sparkassen unter ernsten Druck geraten dürften, wenn die ersten Firmen pleite gehen sollten. Wie real ist dieses Szenario Stand heute für uns und wie hat sich die Sparkasse Regensburg dagegen gewappnet?  

Prinzipiell halte ich das erst einmal für einen groben Unsinn. Es waren ja genau die Genossenschaftsbanken und Sparkassen die uns in der Finanzmarktkrise 2008 den Hintern gerettet haben. Und es wird jetzt wieder so sein. Wir haben so eine starke, regionale Verwurzelung, wir wissen wie wir mit den Kunden umzugehen haben, wer unsere Kunden sind und wie ihr Geschäft funktioniert und wie leistungsfähig sind. Deswegen könne wir Dinge machen, von denen überregionale oder digitale Banken ohne diese enge Kundenbeziehung die Finger lassen. Die Sparkasse Regensburg hat seit 2008 ihr Eigenkapital verdoppelt, wir sind damit stark aufgestellt. Außerdem sind wir selbstverständlich Teil des großen Haftungsverbundes aller deutschen Sparkassen. Wir werden die Krise spüren, aber wir werden sie am Ende auch gemeinsam mit unseren Kunden meistern. Davon bin ich fest überzeugt.

 

Herr Dr. Witt, vielen Dank für dieses informative Gespräch!

 

 

 

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