KUNSTAUSLOBUNG DER SPARKASSE REGENSBURG: Interview mit Renate Haimerl Brosch

KUNSTAUSLOBUNG DER SPARKASSE REGENSBURG: Interview mit Renate Haimerl Brosch

Im vergangenen Jahr haben wir im Rahmen einer Kunstauslobung Werke aus dem ostbayerischen Raum angekauft und in unsere Kunstsammlung aufgenommen. Im Fokus unserer Sammlungstätigkeit steht dabei immer die gesellschaftliche Verantwortung, Kunst und Kultur in Stadt und Landkreis Regensburg zu fördern.

Mittlerweile besitzen wir mit über 1.400 Kunstwerken die größte Unternehmens-Kunstsammlung Ostbayerns. Dabei integrieren wir insbesondere zeitgenössische Kunst in unser Unternehmen in Form einer Sammlung, der Ausstattung unserer Sparkassenzentrale und unserer Filialen in der Stadt und im Landkreis Regensburg.

Im Rahmen unserer Kunstauslobung 2019 wurden Werke der Künstlerinnen Renate Höning und Renate Haimerl Brosch ausgewählt. In einem Interview hat uns Renate Haimerl Brosch mehr über die angekauften Werke, ihre Inspiration und über ihre Pläne für 2020 verraten. (Auf dem Foto v.l.n.r.: Renate Höning und Renate Haimerl Brosch mit einem Teil der angekauften Werke)

 

Interview mit Renate Haimerl Brosch

 

1) Liebe Frau Haimerl Brosch, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unser Interview genommen haben. Das freut uns sehr. Im vergangen Jahr haben wir die Ankäufe über eine Kunstauslobung ausgeschrieben. Was hat Sie denn dazu bewogen, sich an der Auslobung der Sparkasse Regensburg zu beteiligen?

Ich finde die Auslobung der Sparkasse Regensburg sehr wichtig. Es gibt nur wenige Institutionen in Regensburg, die regelmäßig zeitgenössische Kunst ankaufen. Aus diesem Grund habe ich mich beteiligt. Ich wollte sehr gerne in dieser Sammlung mit aktuellen Arbeiten vertreten sein.

 

2)   Was bedeutet es Ihnen, in die Kunstsammlung der Sparkasse Regensburg aufgenommen worden zu sein?

Ich freue mich und es ist mir eine Ehre.

 

Sommeratelier (c) Renate Haimerl Brosch

 

3)    Was zeichnet die angekauften Werke aus?

Die Verbindung des traditionellen Papierschöpfens mit klarer, konkreter Ästhetik.

 

4)    Sie haben bei der Serie „o.T.“ das Papier selbst hergestellt. Vielleicht könnten Sie uns einen kurzen Einblick in diesen aufwendigen Prozess geben?

Angefangen habe ich mit diesem Thema bereits vor ein paar Jahren. Letztes Jahr dann baute ich verschieden große Schöpfrahmen und besorgte mir das ganze Equipment für den Schöpf- und Pressvorgang. Zuerst geht es darum, dass das Ausgangsmaterial so weit zerkleinert und gekocht wird, bis sich möglichst alles in Fasern aufgelöst hat. Danach wird der Faserbrei verdünnt, das Papier mit den Gitterrahmen herausgeschöpft, gepresst und getrocknet. Jetzt in der Corona-Isolation habe ich das Papierschöpfen mit Stoffresten (Baumwolle und Seide) und Gemüsefasern probiert. Mit diesen Materialien ist das Herstellen des Faserbreis ein langwieriger Prozess. Aber aktuell habe ich die Zeit ja, die Gesundheitskrise dauert vermutlich noch länger.

 

Papier aus Textilfasern, Baumwolle und Seide, auch mit Apfelbaumblütenblättern (c) Renate Haimerl Brosch

 

5)   Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Ich glaube, zugrunde liegt die eigene Wahrnehmung in und mit dem Kreislauf der Natur.  Es ist die Hingabe dazu, das darüber Nachdenken und Lesen. Was dazu führt, etwas auszudrücken zu wollen und das ist in meinem Falle in Form von Kunst.

 

6)    Haben Sie Ihre Motive bereits im Kopf oder entstehen diese während des Schöpfungsprozesses?

Das ist schwer zu sagen, aber eigentlich entstehen die Motive im Prozess.

Ein Beispiel: aufgrund der Ausgangsbeschränkung bin ich seit Mitte März hier im Atelier am Land.  Anfangs konnte ich nur an der Scholle im Garten arbeiten, hatte keine Muse, obwohl ich es immer wieder im Atelier versucht hatte. Nach einer Zeit der Frustration erteilte ich mir Atelierverbot. Und siehe da, als die Außenarbeiten zu einem gewissen Abschluss kamen, mir mein neues Hochbeet das Gefühl von Autarkie gab, spürte ich langsam den Drang. Ich fing an mich der Materie, mit der ich mich seit Wochen beschäftigte, spielerisch und experimentell zu widmen. So entstand jetzt das Papier aus Brennnesselfasern.

 

Hochbeet mit Bewässerungssystem (c) Renate Haimerl Brosch

 

„Für mich war und ist Kunst schon immer um mich und eine Form, mit der ich mich ausdrücken kann.“ – Renate Haimerl Brosch

 

7)   Wie ist denn die Kunst in Ihr Leben gekommen?

Da müssten wir jetzt Kunst definieren. Ab wann ist Kunst Kunst? Erst wenn sie anerkannt wird, weil sie z.B. gekauft wird oder schon vorher? Für mich war und ist Kunst schon immer um mich und eine Form, mit der ich mich ausdrücken kann.

 

8)   Wie arbeiten Sie?

Ich akzeptiere, dass ich an 3 bis 4 Orten verschiedene Arbeiten gleichzeitig bearbeite und immer wieder wechsle. Irgendwann dann bei einem länger hängen bleibe und dort mitunter eine Nachtschicht einlege.

 

Atelierraum im Haus (c) Renate Haimerl Brosch

 

9)   Können Sie uns Ihre eingereichte Serie mit eigenen Worten beschreiben?

Die beiden Arbeiten sind aus Papierresten aus meinem Atelier entstanden, teilweise früherer Werke mit ein paar Pflanzenteilen aus dem Garten.

Es ist praktisch eine Verdichtung der Atelieratmosphäre

und… nichts wird weggeworfen, auch kleine Schnipsel werden weiterverarbeitet und zu neuen Werken verwandelt. Das Wiederverwenden finde ich gut.

 

10)  Was hat Sie zu dieser Serie inspiriert?

Die Haptik am geschöpften Papierfundus, die ich mit klaren Formen betonen wollte.

 

Papier aus Pflanzenfasern, hier Brennnesseln und Apfelbaumblüten (c) Renate Haimerl Brosch

 

11)  Was sind Ihre Pläne für dieses Jahr?

Die Corona-Pandemie gesund überstehen und die Zeit nutzen. Kleinere Projekte stehen an, z.B. Anfang September die Schaufensteraktion zum 50. Jubiläum des Landshuter Kunstvereins. Dafür entwickle ich eine Drahtinstallation. Mein von mir konzipiertes 5. Kunstsymposium in Neukirchen, zum Thema – Flächen teilen, Flächen sparen – erfolgreich durchführen. Der verschobene Termin ist jetzt 11. – 20. September. Und dann, ich bin im Vorstand vom Neuen Kunstverein Regensburg, muss unser Ausstellungsprogramm mit interessanten Projekten ergänzen und durch die Krise führen.

 

Vielen herzlichen Dank für die spannenden Einblicke, Frau Haimerl Brosch. Bleiben Sie weiterhin gesund und alles Gute für Sie.

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