FREIWILLIGE FEUERWEHR: „Jeder Einsatz schreibt sein eigenes Drehbuch!“

eingestellt von Fabian Lutz Social Media Manager a.D. am 3. Mai 2018

Seit Anfang des Jahres unterstützt die Sparkasse Regensburg die Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises und der Stadt Regensburg bei der Mitgliederwerbung. Die Feuerwehren werben vor Ort, wir unterstützen mit einem Werbepaket und präsentieren die Aktion in unseren Filialen und in den Sozialen Medien. Ziel ist, möglichst viele neue Mitglieder aus den Bereichen Kinder- und Jugendfeuerwehr sowie aktive Erwachsene zu werben. Denn: jedes neue Mitglied ist ein Gewinn – für uns alle. Hier wollen wir nun kurz die beiden obersten Feuerwehrmänner der Region vorstellen und mit ihnen über die Situation der Freiwilligen Feuerwehren sprechen.

Lieber Herr Scheuerer. Der erste Anstoß zur Feuerwehraktion kam von einer lokalen Feuerwehr aus Ihrem Zuständigkeitsgebiet. Warum waren Sie und Ihr Kollege Herr Schmidbauer von Anfang Feuer und Flamme für die Idee?

Scheuerer: Hierfür gibt es zwei Gründe. Einerseits  hatten wir in den letzten Jahren einen leichten Rückgang bei den aktiven Feuerwehrleuten. Deshalb nutzen wir  alle Ressourcen,  um diesen Trend zu stoppen. Anderseits ist es auch eine Möglichkeit, die Tätigkeiten und die Arbeit der Feuerwehren einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren. Wir zeigen mit dieser Aktion, dass es wichtig und erfüllend ist, sich ehrenamtlich zu engagieren.

 

 

Wie genau sieht denn die Situation in der Stadt und im Landkreis Regensburg aus?

Scheurer:  Momentan gibt es im Landkreis 6862 aktive Frauen und Männer. In den Jugendfeuerwehren sind zusätzlich noch einmal 1783 Jugendliche engagiert. In den vergangenen Jahren ist bei den aktiven Männern ein Rückgang zu verzeichnen, bei den aktiven Frauen sind die Zahlen jedoch konstant geblieben. In der Jugend verzeichnen wir auch einen leichten Rückgang. Bei den Mitgliederzahlen, die als passive Mitglieder eintreten, registrierten wir einen Anstieg. Aber ich denke, wenn wir alle an einem Strang ziehen, werden wir die Zahlen auch wieder steigern oder zumindest konstant halten können.

Schmidbauer:  Die Zahl der Aktiven in der Stadt Regensburg blieb erfreulicherweise  konstant. Bei den Jugendlichen können wir sogar ein leichtes Plus verzeichnen.

 

(c) Fotografie Feuerwehr Kallmünz

Um frühzeitig aktive Feuerwehrler zu gewinnen, gibt es in Bayern schon länger Jugendfeuerwehren. In einigen Gemeinden  mittlerweile auch Kinderfeuerwehren. Hier versucht man die Kinder frühzeitig an die Feuerwehren zu binden und erste „feuerwehrtechnische“ Grundlagen spielerisch zu legen. Ganz nach dem Motto „Früh übt sich“?

Scheuerer: Wir werden nicht mit anderen Vereinen konkurrieren,  jedoch müssen wir in der Altersstruktur schon bei den Kindern beginnen. Wenn wir erst mit 12 Jahren auf die Jugendliche zugehen, sind diese  meistens schon in anderen Vereinen fest eingebunden. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass bei den Feuerwehren, die schon Kinderfeuerwehren haben, sich die Zahl der Mitlieder in der Jugendfeuerwehr gesteigert hat. Die Kinder sind meist bereit in die Jugendfeuerwehr zu wechseln und sind mit der Materie von klein auf vertraut. Es gibt mittlerweile eine Handreichung vom Landesfeuerwehrverband, wie  man  Kinder in der Feuerwehr beschäftigen kann. Unser Ziel ist es, dass man sie lange an die Feuerwehren binden kann und sie für den Dienst am Nächsten begeistert.

 

Die Feuerwehren haben in der Region eine lange Tradition. Viele feiern 2018 ihr 125- oder 150 jähriges Jubiläum. Die vielfältigen Aufgaben der Feuerwehren haben sich seit der Gründung  stark gewandelt. Vor welchen Herausforderungen stehen wir aktuell?

 

Schmidbauer: Herausforderungen oder Schwerpunkte kann man nicht setzen. In einem Jahr hast du Großbrände, eine große Anzahl von Verkehrsunfällen, Sturm, Hochwasser und Gefahrguteinsätze in deinem Schutzbereich, in einem anderen Jahr hast du das Glück, von solchen Schadensereignissen nicht oder wenig betroffen zu sein. Es haben sich aber in den letzten Jahren Tendenzen herauskristallisiert. Die Einsätze in der Technischen Hilfeleistung und die Anforderungen an die Feuerwehrdienstleistenden steigen stetig an. Unsere Feuerwehrfrauen und – männer müssen deutlich mehr Zeit in die Ausbildung investieren, um die anfallenden Einsätze zu bewältigen. Die Technik schreitet unaufhaltsam voran.

 

(c) Fotografie Michael Schmidhofer

Die Feuerwehren im Landkreis und in der Stadt waren auch im Jahr 2017 wieder stark gefordert und rückten zu vielen Einsätzen aus.  Wie motivieren Sie sich als Führungskräfte und ihre Kameraden und Kameradinnen immer wieder?

Schmidbauer: Die freiwilligen Feuerwehren in der Stadt wurden im Jahr 2017 zu 795 Einsätzen, Alarmbereitschaften und Sicherheitswachen gerufen. Das sind etwa 9.150 Gesamtstunden Einsatzzeit Die Kameradschaft und das Wissen im Bedarfsfall anderen Menschen helfen zu können,  motiviert uns.

Scheurer: Die Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis wurden im Jahr 2017 zu etwa  4.298 Einsätzen gerufen. Das sind etwa 54.019 Arbeitsstunden. Jeder, der sich für die Feuerwehr entschieden hat, ist ein Idealist in besonderem Maße. Für alle steht das Helfen im Vordergrund, dafür opfern sie freiwillig ihre Freizeit. Die Anerkennung für ihre Leistung ist Motivation, deshalb müssen wir ihre Tätigkeit in der Öffentlichkeit besser darstellen und würdigen. Was für viele mit ausschlaggebend ist, ist die Kameradschaft, die Teamarbeit und die gegenseitige Unterstützung. Das Gefühl, dass wir gemeinsam viel bewegen können und die Bestätigung nach einem Einsatz, dass durch meine Hilfe Menschen geholfen werden konnte. Unsere Motivation ist, dass wir sie in allen Bereichen unterstützen und ihnen das Gefühl vermitteln, dass es nach wie vor sinnvoll ist, sich für ein Ehrenamt zur Verfügung zu stellen. 

 

Viele Einsätze sind ernst. Jeder Einsatz ist anders und fordert die Einsatzkräfte physisch und psychisch Tag für Tag. Wie gehen Sie mit belastenden Situationen um?

Schmidbauer: Belastende Einsätze sind ein sehr wichtiges Thema, vor allem für die Führungskräfte, um gegebenenfalls  geeignete und richtige Schritte für betroffene Kameradinnen und Kameraden einzuleiten. Eine weitere wichtige Rolle spielen hierbei Erfahrung und die Aufarbeitung im Gespräch mit Kameraden und Führungskräften. Sollte das nicht ausreichen, stehen auch ein Kriseninterventionsteam und der Feuerwehrseelsorger zur Verfügung.

Scheuerer: Man entwickelt ein Gefühl für die Mannschaft und bespricht nach belastenden Einsätzen die Situation gemeinsam. Jeder Einsatz schreibt sein eigens Drehbuch, keiner ist gleich. Wir haben zum Glück einen sehr guten Notfallseelsorger in unseren Reihen, der dann mit den Einsatzkräften ausführliche Gespräche führt und wenn es erforderlich ist auch an mehreren Tagen. Man stumpft nicht ab, sondern der eine verarbeitet so manche schwierige Situation besser als der andere, jedoch muss man immer ein Auge für die  Situationen haben. Unsere Führungskräfte leisten hier hervorragende Arbeit.

 

(c) Fotografie Andrea Leichtl

Die Feuerwehraktion in Kooperation mit der Sparkasse Regensburg läuft jetzt seit Anfang Februar 2018. Was erwarten Sie sich von der Aktion und haben Sie schon erste Rückmeldungen von den Wehren erhalten?

Scheuerer: Die Aktion findet aus unserer Sicht  Anklang in den Feuerwehren. Mit dieser Aktion können wir natürlich unsere Infos und Veranstaltungen großflächiger im Landkreis verteilen. Es ist eine Anerkennung für unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte, wenn sich Institutionen wie die Sparkasse Regensburg  bereit  erklären,  unsere Feuerwehren  zu unterstützen. Zum Ende des Jahres erhoffen wir uns schon eine positive Resonanz in den Feuerwehren und wenn wir dadurch das eine oder andere aktive Mitglied für die Arbeit in der Feuerwehr gewinnen können, wäre das ein großer Erfolg.

 

Herr Schmidbauer, Herr Scheuerer: Vielen Dank für Ihren Dienst! Wir freuen uns auf die weitere  Zusammenarbeit und eine erfolgreiche Feuerwehraktion.

 

 

 

Dieses Interview führte unser Werkstudent Thomas Weigert. Er ist selbst ein aktives Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Kallmünz.

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