SPONSORING: Die neue Schausammlung im Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg

eingestellt von Fabian Lutz Social Media Manager a.D. am 17. Oktober 2017

Am 20. Oktober eröffnet das Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg seine Schausammlung neu. Die auch von der Sparkasse Regensburg finanziell unterstützte Dauerpräsentation gibt einen Einblick in die Kunstschätze des Museums – vertreten sind unter anderem Oskar Kokoschka, Käthe Kollwitz, Markus Lüpertz, Oskar Moll, Max Pechstein oder Katharina Sieverding. Gleichzeitig veranschaulicht das aktuelle Konzept unter dem Motto „Woher kommen wir, wohin gehen wir?“ den spezifischen historisch-geografischen Hintergrund der Sammlung. Im Fokus liegt das künstlerische Schaffen mit biografischen, historischen und thematischen Bezügen zu den ehemals deutsch geprägten Gebieten im östlichen Europa.

 

Arthur Gegner, Amazone auf Schimmel, 1966,Öl auf Leinwand

Die neue Schausammlung lädt ein zu einer Reise durch Zeit und Raum. „Sie richtet den Blick auf die Geschichte und den künstlerischen Dialog,“ bringt Dr. Agnes Tieze, Direktorin des KOG und Autorin des Konzepts, den Grundgedanken der neuen Präsentation auf den Punkt. Eine Karte in einem der ersten Ausstellungsräume veranschaulicht den geografischen Rahmen: die historischen Gebiete Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen, Böhmen, Mähren, Siebenbürgen und das Baltikum, die von den dort angesiedelten deutschsprachigen Bevölkerungsgruppen entscheidend mitgeprägt wurden. Der Rundgang beginnt mit Reflexionen der Ereignisse des Zweiten Weltkrieges, die Flucht, Deportationen und Vertreibung zur Folge hatten und einen tiefen Einschnitt in das kulturelle Leben bedeuteten. In den weiteren acht Räumen werden durch die Kunstwerke verschiedene reale, sich verändernde aber auch fiktive Orte vergegenwärtigt und gleichzeitig die Geschichte Mittel- und Südosteuropas im 19. und 20. Jahrhundert wiederbelebt. „Der historisch-geografische Ansatz, der durch den Stiftungsauftrag vorgegeben ist, bietet Gelegenheit zur Erinnerung und Verarbeitung der immer noch präsenten gesellschaftlichen wie politischen Grenzen zwischen Ost und West,“ erläutert Tieze und fährt fort: „Mit diesem Vorhaben ist das KOG in Regensburg, das sich als Ort des Austausches zum östlichen Europa versteht, bestens aufgehoben.“

Einige der Exponate waren noch nie oder länger nicht mehr zu sehen. Leihgaben anderer Museen sowie aus Privatsammlungen in Deutschland, Österreich, Tschechien und den USA ergänzen den Parcours temporär.

 

Danzig, Königsberg, Breslau und Prag

 

Rudolph Alois Watznauer,Straßenbahn in Prag, 192, Öl auf Leinwand,

Die Städte, die heute in Polen (Gdańsk und Wrocław) bzw. in Russland (Kaliningrad) liegen sowie die Hauptstadt von Tschechien, waren über Jahrhunderte wichtige Knotenpunkte der deutschsprachigen Kultur. Im westpreußischen Danzig sowie im ostpreußischen Königsberg konzentrierte sich der Kunstbetrieb, als in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Kunstschule bzw. Akademie eröffnete. Auf diese Zeit gehen einige der gezeigten Architekturdarstellungen von Carl Schultz oder Karl Wilhelm Hübner zurück, die das historische Erscheinungsbild der beiden im Zweiten Weltkrieg großflächig zerstörten Städte festhalten.

Auf eine noch längere Geschichte blickt die Breslauer Kunstakademie zurück, die lange vor dem ganzheitlichen künstlerischen Ansatz des Bauhauses Kunst und Kunstgewerbe weitgehend gleichberechtigt behandelte. Namhafte Künstler wie Oskar Moll, Alexander Kanoldt, Carlo Mense oder Oskar Schlemmer wirkten hier. Mit Kanoldt und Mense gehörte Breslau in den 1920er Jahren neben Berlin, Dresden und München zu den bedeutendsten Zentren der Neuen Sachlichkeit. Die unterschiedlichen Auffassungen der nüchternen Formensprache in den östlichen Teilen der Weimarer Republik repräsentieren Werke von Otto Dix, Ernst Neuschul oder Erich Drechsler. Vielfach spiegeln sie die gesellschaftliche Situation der Goldenen Zwanziger mit der Kluft zwischen Arm und Reich wider. Das Gemälde „Wohltätigkeitsbasar“ der tschechischen Künstlerin Milada Marešová zeigt beispielhaft, dass die neusachlichen Tendenzen durchaus auch in den Nachbarländern Resonanz fanden.

In die Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit gelangt man im Laufe des Ausstellungsrundgangs noch in einem anderen Zusammenhang. Die Hauptstadt Prag war Wirkungsort der so genannten Prager Sezession, die 1928 von deutschböhmischen Künstlern unter der Leitung von Maxim Kopf gegründet wurde. Anders als bei den vorhergehenden Künstlervereinigungen ging es nicht mehr vorrangig um die Nationalität, sondern vor allem um künstlerische Qualität. Statt mit den tschechischen Kollegen zu konkurrieren arbeitete man zusammen und öffnete sich auch dem Ausland. Eine Anlaufstelle fanden hier deutschsprachige Künstler, die in den 1930er Jahren vor den Nationalsozialisten nach Prag geflüchtet waren, sowie auch Oskar Kokoschka, der in dieser Zeit vier Jahre in Prag verbrachte.

 

Orte der Inspiration

 

Das Leitmotiv der Präsentation – die Reise – findet sich in den Darstellungen jener Orte wieder, die die Künstlerinnen und Künstler bei ihren Fahrten in den Süden und an die Ostseeküste besuchten. Italienreisen galten seit der frühen Neuzeit als wichtiger Teil der künstlerischen Ausbildung. Auf der Rückreise von seinem dreijährigen Italienaufenthalt im Sommer 1826 blieb Ludwig Richter einige Wochen im Berner Oberland, wo er Zeichnungen für das Gemälde „Frühlingsmorgen im Lauterbrunner Tal“ anfertigte. Lovis Corinth fand Inspirationen auf verschiedenen Reisen: Im Juni 1914 war er zum Beispiel in Forte dei Marmi, seit 1918 verweilte er regelmäßigen im oberbayerischen Urfeld, wo 60 Walchenseelandschaften entstanden sind. Adolf Hölzel war im Frühjahr 1905 am Mittelmeer unterwegs und malte die Hafenstadt Capodistria (heute Koper/Slowenien) auf die Rückseite der Leinwand mit einer früheren Dachauer Landschaft.

Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten sich die ostpreußischen Küstenregionen zu einem beliebten Ort für ausgedehnte Sommeraufenthalte. Die Ausstellung bietet einige (neo-) impressionistische, expressionistische und abstrakte Eindrücke von der Insel Hiddensee, Stettin (poln. Szczecin) und Nidden (lit. Nida) auf der Kurischen Nehrung. Max Pechstein hatte auf dieser, heute teils zu Litauen und teils zu Russland gehörenden Landzunge, einige Sommer verbracht und empfahl sein Domizil auch dem Brücke-Kollegen Karl Schmidt-Rottluff.

 

Vom Traum zum Trauma

 

Statt der äußeren Anregung stehen in diesem Raum die inneren Ängste und Hoffnungen der Künstlerinnen und Künstler im Mittelpunkt. Reale Orte, fiktive Szenerien oder Seelenlandschaften verbinden sich mit Träumen und traumatischen Erlebnissen oder Vorahnungen. Mythologie, Religion und Aberglaube liefern dabei anschauliche Vorstellungsbilder. Den künstlichen Menschen Golem aus der jüdischen Mystik macht Anton Lehmden zu einem Sinnbild für die verletzte Erde. „Der jüngste Tag“ von Oskar Laske, inspiriert von der biblischen Apokalypse, scheint die Untergangsstimmung des gerade erst beendeten Ersten Weltkriegs zu reflektieren. Max Radlers „Nacht des Aberglaubens“ ist die später gemalte Version einer 1947 gezeichneten Karikatur des Nationalsozialismus. Viele der hier versammelten Werke bilden somit auf symbolischer Ebene ein Gegenstück zu den konkreten erschütternden Ereignissen des Zweiten Weltkriegs und seinen Folgen im ersten Raum des Rundgangs: Anselm Kiefers „Noch ist Polen nicht verloren“, „Mauthausen“ von Gustav Fronius, „Festung Breslau“ von Bernd Heisig oder „Die Klage“ von Käthe Kollwitz.

 

Dialog zwischen Ost und West und der Lovis-Corinth-Preis

 

In Anknüpfung an die Avantgardebewegungen der Zeit um den Ersten Weltkrieg verfolgten deutsche, tschechische, russische und polnische Künstlerinnen und Künstler teils vergleichbare gegenständliche und abstrakte Tendenzen. Auch der Eiserne Vorhang, der den kommunistischen Ostblock bis 1989 vom Westen Europas trennte, hatte den künstlerischen Austausch nicht unterbunden. In der Gegenüberstellung der Werke von Ida Kerkovius, Gerhard Richter und Dorota Nieznalska sowie der Arbeiten von Jan Kubíček, Pavel Mansouroff und Jiří Kolář aus der Michaela Riese Stiftung werden solche Parallelen deutlich.

Der Blick auf das Kunstgeschehen im östlichen Europa nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute ergänzt den ursprünglichen Erinnerungsauftrag des Museums. So finden sich auch unter den Trägern des Lovis-Corinth-Preises, der 1974 von der KünstlerGilde begründet wurde und an das KOG gebunden ist, in den letzten zwölf Jahren zeitgenössische Positionen aus Tschechien, Polen und der Slowakei. Im Kuppelsaal, der den Anfang und den Endpunkt des Ausstellungsrundgangs bildet, ist eine Auswahl an Werken der Preisträger zu sehen: Vertreten sind unter anderem Katharina Sieverding, Markus Lüpertz, Daniel Spoerri und Marcin Maciejowksi. Mit diesem Werk, das im Jahr der Verleihung 2010 entstanden ist, schließt sich vorerst der zeitliche Bogen der Schausammlung, der mit zwei Pragansichten von 1810 beginnt.

 

Die neue Schausammlung stellt sich vor: Kurzführungen und Kindereröffnung

 

Am ersten Wochenende nach der Eröffnung gibt es ein Sonderprogramm zu der neuen Schausammlung. Am Samstag, 21. Oktober, sowie am Sonntag, 22. Oktober, wird das KOG bis 18 Uhr geöffnet sein. An beiden Tagen finden jeweils nachmittags Kurzführungen statt, bei denen die Besucherinnen und Besucher die Highlights der Präsentation kennenlernen und anhand der Kunstwerke mehr über die historischen Zusammenhänge erfahren. Zwei Tage nach der Vernissage feiert das KOG mit seinen jüngsten Gästen die Kindereröffnung. Das bunte Fest mit Spielen, Rätseln und Kreativstationen in den Ausstellungsräumen steigt am Sonntag, 22. Oktober, um 10 Uhr. Weitere Führungen durch die Schausammlung sind für die Sonntage im November und Dezember geplant, bis Ende des Jahres stehen drei freie Mittagsführungen sowie eine Führung für Eltern mit Baby auf dem Programm. Für den Sonntag, 26. November, 14 Uhr haben die drei Juniorgästeführerinnen Anna, Lina und Charlotte eine interaktive Führung für Kinder vorbereitet. Bei dem KunstFrühstück am 12. November wird nach dem üppigen Brunch eine Highlight-Führung durch die neue Schausammlung geboten.

Achtung – es lohnt sich, das Ticket vom ersten Besuch der neuen Schausammlung aufzubewahren. Für alle, die die neue Schausammlung ein zweites Mal besichtigen möchten und mindestens eine weitere Person mitbringen, gilt es als Freikarte.

Die Gesamtfinanzierung der Neukonzeption wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration, die Stadt Regensburg, die Sparkasse Regensburg, die Regensburger Energie- und Wasserversorgung AG & Co KG, die Freunde und Förderer des Kunstforums Ostdeutsche Galerie in Regensburg e.V. sowie einen Eigenanteil des KOG sichergestellt.

Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie bedankt sich bei allen Zuwendungsgebern, Sponsoren und Kooperationspartnern.

 

Quelle: Pressetext Kunstforum Ostdeutsche Galerie

 

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