SPARKASSE KUNST UND RAUM: Gastbeitrag von Stefan Göler

Stefan Göler ist Mitglied des Kunstbeirats der Sparkasse Regensburg, Leiter der Akademie Regensburg, Zeichner, Objektkünstler und Musiker. Er spricht gerne von der „Erweiterung der Zeichnung“ und meint damit nicht nur die Ausdehnung der Linie aus der Fläche in den Raum, sondern auch das Erfüllen von Kriterien weit über die reine Ästhetik hinaus: Zeichnung als hochentwickeltes Forschungs- und Kommunikationsmedium, das Gegebenheiten suchend und hinterfragend Inhalte, Aussagen über Sachverhalte und Wesenheiten, Ideen, Zusammenhänge, Gefühle, auch Unerklärbares und Unfassbares vermittelt. Wir haben ihn gebeten, für SPARKASSE KUNST einen Gastbeitrag zu schreiben. Anlass ist die künstlerische Neugestaltung dreier Konferenz-Räume in unserer Zentrale. Die Idee: drei junge Künstler aus Regensburg hängen nicht nur Kunst in Räume – sondern machen Räume zu Kunst.

 

Eine schwierige Aufgabe für Katharina Dobner, Jasmin Schmidt und Florian Toperngpong: Die drei jungen, in der Region ansässigen Künstler/innen wurden vom Kunstbeirat der Sparkasse ausgewählt und beauftragt, drei Besprechungsräume in der Zentrale der Sparkasse Regensburg in der Lilienthalstrasse durch künstlerische Eingriffe atmosphärisch aufzuwerten. Die besagten Räume sind fensterlos, verlangen also nach künstlichem (und künstlerischem!) Ausblick.

 

Heutzutage mögen sich manche Künstler skeptisch bezüglich Auftragswerken verhalten (wahrscheinlich ein Klischee), allerdings eröffnen sich durch „Kunst und Bauen“ und sonstige Massnahmen zur Realisierung von Kunst im öffentlichen (oder wie hier halböffentlichen) Raum zusätzliche und vor allem honorierte Tätigkeitsfelder für Künstler. Und wie wir alle wissen, sind die Meisterwerke der Kunstgeschichte zum größten Teil als Auftragsarbeiten entstanden.

 

Aber zurück zur aktuellen Situation. Vorgegeben waren Format (wandfüllend, etwa 3×5 m), Material (Papier, im Sinne der Kunstsammlung der Sparkasse Regensburg), wobei Haltbarkeit und Sicherheit gewährleistet sollten, und eben die Anforderung an die Kunstwerke, mehr als nur pure Dekoration zu sein. Nur Bilder an die Wand zu hängen, war nicht gewünscht.

Diese Aufgabe sahen die drei als willkommene Herausforderung und präsentierten jeweils unterschiedliche, künstlerisch hochqualitative Lösungen:

 

Katharina Dobner, diplomierte Bühnen- und Kostümbildnerin, inszeniert eine „Bücherwand“. Mittig aufgeschlagene Bände, werden einer festgelegten Ordnung folgend, rückseitig an der Wand befestigt und lassen durch farbige Zeilenmarkierungen Textkörper sichtbar werden. Im Zusammenspiel der Markierungen und Aussparungen offenbaren sich ausgewählte Worte und Begriffe, die wiederum Bilder und Stimmungen suggerieren und sich zu neuen Geschichten zusammenstellen lassen.

 

Jasmin Schmidt studierte Freie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und ist Trägerin des Kulturförderpreises Bayern 2013 sowie des Bayerischen Kunstförderpreises 2014. Sie arbeitet im Grenzbereich zwischen Zeichnung und Malerei mit Überlagerungen, Ausschneiden, Neu-Zusammensetzen vorgefundener Bildgründe und erzeugt dadurch suggestive räumliche Illusionen.

 

Florian Toperngpong, umtriebiger Kommunikationsdesigner (und noch viel mehr) will ganz konkret die Mitarbeiter des Hauses einbeziehen. Vom „Management bis Hausmeister“  werden in der klassischen Technik des Scherenschnitts Portraits gefertigt und in Kombination mit Textfragmenten an die Wand appliziert. Größenunterschiede der Portraits und deren Anordnung erzeugen im Zusammenspiel mit Text neben der visuell-abstrakten eine zusätzliche inhaltlich-gedankliche Ebene.

 

Freuen wir uns auf die Realisierung der Werke! Ich bin mir sicher:  Mitarbeiter, Kunden und nicht zuletzt die Kunstsammlung der Sparkasse profitieren durch dieses nicht alltägliche Projekt.

 

Ihr Stefan Göler, April 2015

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