Azubi Poetry Slam: „Alter Schwede“, „Eines Tages, Baby“ und wir

7 Millionen Klicks. Ein YouTube-Hit. Der Nerv einer ganzen Generation. Das waren die Reaktionen als vor einem Jahr Julia Engelmann mit ihrem Poetry Slam „Eines Tages, Baby“ die Feuilleton-Ressorts der Zeitungen stürmte und es bis in die TV-Talkshows schaffte. 12 Monate später ist die Szene auch in Regensburg angekommen. Egal ob bei „Master of the Uni-vers“, dem „Poetry Slam Regensburg“ in der Alten Mälzerei oder dem seit einem Jahr von der Sparkasse Regensburg unterstützten „Irgendwas mit Slam“ im Zentrum für junge Kultur.

Unsere Sparkasse als Unterstützer von Gedichte-Battles? Das war selbst für uns Azubis neu. Alles begann Anfang des Jahres mit Freikarten zu einem U20 – Nachwuchs-Slam mit Poeten aus dem deutschsprachigen Raum. Die ersten Liveauftritte nach stundenlangem Video- Scouting auf Youtube –  natürlich waren wir gespannt, was uns erwarten würde. Zu Recht! An jenem Abend wurden wir verzaubert, schwelgten in Erinnerungen, dachten an die letzte gute Feier und wurden in die bittere Realität zurückgerissen. So unterschiedlich wie die Gefühle, die wir mit den Texten assoziierten, so unterschiedlich waren auch die Inhalte – und die Textformen sowie Vortragsweisen! Es gab verwirrende Auftritte mit durcheinander gewürfelten Sätzen oder nur einzelnen Wörtern, die am Ende aber doch immer irgendwie wieder Sinn machten und zum Nachdenken anregten, aber auch gut strukturierte Vorträge, die einen zum Lachen brachten. Am Ende dieses Abends war eines für uns definitiv klar: Das war gut! So etwas würden wir auch gerne können!

Doch… ausprobieren, machen und können? Da liegen leider Welten dazwischen, schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Trotzdem griff noch in dieser Nacht der ein oder andere von uns zu Block und Stift, um es zu wagen (ob erfolgreich oder nicht möchten wir an dieser Stelle gerne verschweigen). Einige Monate später flatterte jetzt eine Einladung zu einem Workshop nur mit Datum und Adresse ins Haus. Nach dem Klingeln öffnet uns ein blonder Lockenkopf mit breitem Grinsen. Vor uns steht der Meister, der nicht nur vom Himmel gefallen ist, sondern seinem Können zu urteilen sehr viel weiter oben war – Thomas Spitzer.

 

 

 

Thomas ist eine echte Größe, über 100 gewonnene Wettbewerbe in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Preisträger des Karl-Marx-Poesie-Preises, weltweite Workshop und unser heutiger Coach. Als erstes erklärt er uns die Grundsätze beim Slammen, darunter die einzigen drei Regeln des freien Wettbewerbs:

–              Der Text muss selbst geschrieben sein! (Zitate sind erlaubt)

–              Der Slammer hat eine gewisse Zeitbeschränkung!   (ca. 5  min)

–              Es dürfen keine Requisiten oder sonstige Hilfsmittel eingesetzt werden.

Außerdem gilt ein wichtiges, ungeschriebenes Slam-Gesetz: „RESPECT THE POET“. Buhrufe aus dem Publikum, wie es bei Rap Battles („8 Mile“ lässt grüßen) üblich ist, sind zur Freude der Poeten (und zur noch größeren Freude der Nachwuchs-Poeten, sprich uns!) verpönt.

Nach der kurzen Einführung gibt es vom Meister die erste Aufgabe zum Warmwerden. Sie lautet: Schreibt einen möglichst schlechten Text. Wie bitte? Ja, nicht nur schlecht, sondern richtig, richtig grottenschlecht. Also genau das, was wir eigentlich nicht machen wollen! Aber… wie geht das überhaupt? Einfacher gesagt, als getan. Es dauert eine Weile, bis wir etwas aufs Blatt bekommen, aber letztendlich schaffen wir es alle. Absichtlich zittrige Hände, starre Blicke aufs Blatt oder weg vom Publikum, stotternde Aussprache, die Texte verwirrend. Gar nicht so leicht – aber auch ohne den Druck, etwas gut machen zu müssen, sind schon einige interessante, nachdenkliche Texte herausgekommen.

Die nächsten Aufgaben fallen uns leichter. Die lockere Atmosphäre und die Möglichkeit, Thomas mit unseren Fragen zu löchern, lässt unsere Kreativität nur so sprudeln. Ein Text mit immer gleichbeginnenden Sätzen und im Anschluss ein Gedicht, einen 8-Zeiler. Bei den meisten von uns ist das letzte selbst geschriebene Gedicht schon ewig her. Aber wenn man will, dann geht es doch! Nach einem spannenden und lehrreichen Vormittag in dem die Zeit wie im Flug verging, sind wir kreativ ausgelaugt und brauchen erst mal eine Pause. Aber es hat riesig Spaß gemacht, und wir brennen darauf, weiter daran zu arbeiten! Vielleicht irgendwann, mit euch im Publikum?

Wir hören uns!

 

 

Eure Slammer,

 

Anne, Gresa, Lars, Laura, Pia und Lukas

 

(c) all photos by ESA

 

 

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