Volkswirtschaft Prognosen der DekaBank: Geruhsam, gemächlich, gelassen

Volkswirtschaft Prognosen der DekaBank: Geruhsam, gemächlich, gelassen

Volkswirtschaft Prognosen – Einmal angenommen, man würde in diesen Tagen nicht im Internet surfen, keine Tageszeitung lesen, kein Radio hören und auch kein Fernsehen schauen, würde also gewissermaßen ein Nachrichten-Fasten praktizieren. Der entspannte Blick auf die Entwicklung des Wertpapierdepots würde fehlende Zinsen und steigende Aktienkurse konstatieren. Geruhsam, gemächlich und gelassen könnte man in den Tag leben, so wie es viele hoffentlich im Urlaub getan haben.

Finanzmärkte schlagen sich wacker

An der tatsächlichen Nachrichtenlage können wir ohnehin wenig bis nichts ändern, ob wir sie nun wahrnehmen oder nicht. Die Sorgenliste ist zweifellos lang: Wetterkapriolen, Naturkatastrophen, Afghanistan, Bahnstreik, Bundestagswahlen, Lieferengpässe, Preissteigerungen in vielen Bereichen, und nicht zuletzt das Coronavirus in immer neuen Mutationen. Doch selbstverständlich beachten und verarbeiten wir als Konsumenten, Anleger oder Volkswirte die vielfältigen täglichen Nachrichten – und das tun auch die Finanzmärkte rund um den Globus. Dabei schlagen sie sich zurzeit überraschend wacker, denn sie sehen Licht am Ende des Tunnels und handeln nach dem oben stehenden „3G“-Titel. Der gute Grund hierfür lautet: Die Notenbanken sind nach wie vor entspannt, und dies trotz der aktuell hohen Inflationsraten. Schließlich sind es Sonder- und Basiseffekte, die in diesem Jahr die Inflationsrate nach oben schnellen lassen. Diese werden Anfang 2022 ähnlich schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind. Kurzum: es gibt in der Wahrnehmung der Europäischen Zentralbank (EZB) – erst recht mit ihrer neuen Strategie – keine Notwendigkeit, in Hektik zu verfallen, sei es bei der Beendigung der Wertpapierkaufprogramme, sei es bei etwaigen Zinserhöhungen. Insofern erwarten wir nach wie vor für das Jahr 2026 einen ersten Zinsschritt der EZB. Damit bleiben die günstigen Finanzierungsbedingungen weiterhin erhalten.

Aktienkurse werden weiter steigen

Jenseits des Atlantiks gab es zwischenzeitlich geldpolitische Irritationen. Diese haben sich mittlerweile wieder verflüchtigt. Leitzinserhöhungen der US-Notenbank Fed sind erst für 2023 zu erwarten, wenngleich die Reduktion der monatlichen Wertpapierkäufe relativ bald beginnen dürfte. Zu berücksichtigen ist, dass die Fed auch auf deutlich höhere Inflationsraten bis zu 5 % hinreichend gelassen reagiert hat. Mithin werden die ersten geldpolitischen Schritte bedächtig vorgenommen werden. Das Signal für die Kapitalmärkte lautet aus heutiger Sicht ganz eindeutig: Die kommenden Jahre werden von einer allmählichen Normalisierung der sehr expansiven Geldpolitik geprägt sein. Von einer aggressiven monetären Straffung mit tiefen Bremsspuren für Konjunktur und Kapitalmärkte kann keine Rede sein. Vor diesem Hintergrund dürfen wir auch auf absehbare Zeit von sehr niedrigen Zinsen und in der Tendenz steigenden Aktienkursen ausgehen.

Deutschland
Volkswirtschaft Prognose: BIP Deutschland, Quelle: Destatis, Prognose DekaBank

Der starke Aufholprozess nach dem Ende des letzten Lockdowns scheint zu Ende zu gehen. Unser Wochenindikator stagniert seit Juli weitgehend. Damit verbleibt als treibende Kraft für das dritte Quartal der statistische Überhang, also der Schwung aus dem zweiten Quartal. Gleichzeitig sind in den Umfragen bei den Unternehmen und Finanzmarktanalysten die Erwartungsindikatoren auf einen Abwärtstrend eingeschwenkt, dem die Klimaindikatoren (Mittelwert aus Lage und Erwartungen) alsbald folgen werden. Für das dritte Quartal ist all das kein Beinbruch, es wird gut ausfallen. Doch für das Schlussquartal 2021 nehmen die Abwärtsrisiken zu. Weiterhin ist es der Mix aus steigenden Corona-Infektionen und Lieferengpässen, der sich bremsend bemerkbar macht.

Prognoserevision: Bruttoinlandsprodukt 2021 bzw. 2022: 3,2 % bzw. 4,2 % (bisher: 3,4 % bzw. 4,6 %); Inflation 2021: 2,8 % (bisher: 2,7 %).

Euroland
Volkswirtschaft Prognose: BIP Euroland, Quelle: Eurostat, Prognose DekaBank

Die europäische Wirtschaft weist weiterhin ein kräftiges Wachstum auf. Die Stimmungsindikatoren für das dritte Quartal deuten bislang an, dass das Wachstum aus dem zweiten Quartal leicht übertroffen werden dürfte. Allerdings erhält die ausgezeichnete Stimmung bereits durch Lieferkettenprobleme und Corona-Sorgen erste spürbare Dämpfer. Vom Aufschwung profitiert auch der Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote in Euroland liegt bei 7,6 %. Unter den vier großen EWU-Ländern sticht Deutschland mit einer Arbeitslosenquote von 3,6 % positiv hervor und drückt den EWU-Durchschnitt nach unten. Spanien hingegen hat eine hohe Arbeitslosenquote von 14,3 %. Dazwischen liegen Frankreich und Italien mit 7,9 % bzw. 9,3 %.

Prognoserevision: Bruttoinlandsprodukt 2021 bzw. 2022: 4,8 % bzw. 3,9 % (bisher: 5,0 % bzw. 4,1 %); Inflation 2021 bzw. 2022: 2,1 % bzw. 1,6 % (bisher:2,0 % bzw. 1,5 %).

USA
Volkswirtschaft Prognose: BIP USA, Quelle: Bureau of Economic Analysis, Prognose DekaBank

Die wirtschaftliche Aktivität verliert weiterhin an Dynamik. Insbesondere ist der gewichtige private Konsum (bereinigt um die Preisentwicklung) im Juli gegenüber dem Vormonat sogar geschrumpft. Hierbei spielt die aktuelle Corona-Entwicklung – die Anzahl der Neuinfektionen ist aufgrund der Delta-Variante seit Anfang Juli wieder sehr deutlich angestiegen – nur eine untergeordnete Rolle. Schwerer wiegen der abnehmende Fiskalimpuls sowie der bereits weit fortgeschrittene wirtschaftliche Aufholprozess. Nach wie vor erwarten wir einen deutlichen Rückgang der nach oben geschnellten Inflationsrate. Hierbei unterstellen wir nicht nur ein Abebben der temporären preistreibenden Effekte der vergangenen Monate, sondern sogar einen Rückgang der Preise in verschiedenen Kategorien. Insgesamt ist der Inflationsausblick für die kommenden Jahre mit erheblichen Risiken nach oben
wie nach unten versehen.

Prognoserevision: Bruttoinlandsprodukt 2021: 5,7 % (bisher: 5,9 %).

 

 

 

Quelle: DekaBank

 

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