Volkswirtschaft Prognosen der DekaBank: Langstreckenlauf mit Hindernissen

Volkswirtschaft Prognosen der DekaBank: Langstreckenlauf mit Hindernissen

Volkswirtschaft Prognosen der DekaBank – Der Aufholprozess nach der tiefen Corona-Rezession gleicht einem Langstreckenlauf, bei dem immer wieder unvermutet neue Hindernisse auftauchen. Der Start war im Frühsommer 2020 mit einem rekordverdächtig hohen Wachstumstempo. Doch die Wirtschaftsaktivität wurde schnell ausgebremst – durch erneute Lockdowns wegen der wiederholten Infektionswellen, zunehmend aber auch aufgrund von Kapazitätsproblemen. Es mangelt an Frachtschiffen, Transportcontainern und sogar an LKW-Fahrern. Gerade die deutsche Industrie leidet massiv unter den hieraus resultierenden Lieferengpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten. Bislang gehen die Analysten davon aus, dass sich der Produktionsstau in absehbarer Zeit über einen kräftigen Wachstumsschub auflösen wird. Ganz langsam kommen aber Befürchtungen auf, dass diese Knappheit der Konjunktur hierzulande einen nachhaltigen Dämpfer verpassen könnte. In dieser Gemengelage halten die großen Notenbanken weiterhin zuverlässig die Hürden möglichst niedrig.

Große Notenbanken halten Hürden möglichst niedrig

Die EZB hat mit ihrer neuen Strategie klargemacht: In der Europäischen Währungsunion wird die Geldpolitik noch sehr lange sehr locker bleiben, selbst wenn zwischenzeitlich die Inflation über die Zweiprozent-Hürde klettert, wie es zurzeit der Fall ist. Dabei ist die Einschätzung, dass es sich bei den derzeit hohen Preissteigerungsraten lediglich um eine temporäre Geschichte handelt, das eine. Das andere ist, dass die EZB es angesichts der für sehr lange Zeit zu niedrigen Inflationsraten auch eine ganze Weile aushalten würde, wenn die Inflationsraten etwas zu hoch wären, ohne gleich die geldpolitischen Zügel nennenswert zu straffen.

Weiter ungewöhnlich niedriges Wachstum bei Schwellenländern

Den Emerging Markets-Volkswirtschaften kommt in diesen Zeiten zugute, dass auch die US-Notenbank Fed sehr bedächtig aus der Krisen-Geldpolitik aussteigen wird. Trotzdem ist davon auszugehen, dass das Wachstum in den aufstrebenden Volkswirtschaften in den kommenden Jahren für deren Verhältnisse ungewöhnlich niedrig bleiben wird. Ein gewichtiger Bremsfaktor bleibt die Corona-Pandemie, die allein schon aufgrund der fehlenden Impfmöglichkeiten das Wachstum niedrig hält. Hinzu kommt, dass über die Breite der Emerging Markets hinweg der strukturelle Aufholprozess schon seit einigen Jahren immer langsamer vonstattengeht. Die Ursachen sind vielfältig; ein Gutteil ist der Tatsache geschuldet, dass die Regierungen vermehrt auf planwirtschaftliche Elemente setzen und dem marktwirtschaftlichen Wettbewerb weniger Raum lassen.

Unternehmensgewinne steigen kräftig

Bei all diesen Überlegungen lässt sich weiterhin konstatieren, dass die Unternehmen weltweit davon profitieren, dass der aktuelle Aufschwung trotz aller Hürden intakt ist. Ihre Gewinne steigen kräftig. Eine kurzfristige Korrektur an den Aktienmärkten ist angesichts der jüngsten starken Entwicklung denkbar, der gut unterstützte langfristige Aufwärtstrend steht aber weiterhin auf soliden Beinen.

 

Volkswirtschaft Deutschland BIP, Quelle: Destatis, Prognose DekaBankDeutschland

Das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal wurde schwächer als erwartet gemeldet. Der Anstieg um 1,5 % im Vorquartalsvergleich war aber dennoch erfreulich. Gemäß unseren wöchentlichen Indikatoren hat die Konjunktur im Juli ihren Schwung beibehalten. Dabei bleibt die Entwicklung zweigeteilt: Während sich die Dienstleistungsindikatoren dank der Corona-Lockerungen nochmals leicht verbesserten, gingen die industrienahen Indikatoren erneut zurück. Die Industrie leidet spürbar unter den Lieferengpässen. Rund 64 % aller Industrieunternehmen berichten derzeit von Produktionsbehinderungen durch Materialmangel. Die Stimmungsindikatoren beginnen – wie von uns erwartet – ausgehend von den Erwartungskomponenten nach unten zu drehen, notieren aber noch auf hohen Niveaus.
Prognoserevision: Inflation 2021 bzw. 2022: 2,7 % bzw. 1,6 % (bisher: 2,6 % bzw. 1,5 %).

Euroland BIP, Quelle: Eurostat, Prognose DekaBank

Euroland

Nach zwei Quartalen in Folge mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung glänzte Euroland im zweiten Quartal 2021 mit einem Wirtschaftswachstum von 2 % im Vergleich zum Vorquartal. Die Verteilung unter den vier großen EWU-Ländern ist dabei heterogen. An der Spitze liegen Spanien und Italien mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 2,8 % bzw. 2,7 %. Mit einigem Abstand folgen Deutschland (+1,5 %) und Frankreich (+0,9 %). Die Unsicherheit über den weiteren konjunkturellen Verlauf bleibt durch die Corona-Entwicklung nach wie vor hoch. Die Euroland-Inflationsrate erreichte im Juli einen Wert von 2,2%. Dies war die stärkste Preissteigerung seit Herbst 2018. Die Gründe für die höheren Inflationsraten sind jedoch Sonderfaktoren, die schon Anfang 2022 weitestgehend wieder verschwunden sein werden.

Prognoserevision: Bruttoinlandsprodukt 2021: 5,0 % (bisher: 4,7 %); Inflation 2021 bzw. 2022: 2,0 % bzw. 1,5 % (bisher: 1,9 % bzw. 1,4 %).

Volkswirtschaft USA BIP, Quelle: Bureau of Economic Analysis, Prognose DekaBankUSA

Das Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal sogar noch schwächer als von uns erwartet angestiegen. Zudem deuten die inoffiziellen monatlichen Daten eine sehr schwache Dynamik in den Monaten Mai und Juni an. Immerhin war der Arbeitsmarktbericht für Juli überraschend kräftig, sodass wir vorerst keinen weiteren Abwärtsrevisionsbedarf für unseren Wachstumsausblick sehen. Die Verbraucherpreise stiegen im Juli zwar erneut kräftig an. Die Details bestätigen aber unsere Einschätzung, dass mehrere Teilindizes (bspw. für Gebrauchtwagen) in den vergangenen Monaten aufgrund des Auseinanderklaffens zwischen Angebot und Nachfrage viel zu stark angestiegen sind und in der zweiten Jahreshälfte spürbar sinken werden.
Prognoserevision: Bruttoinlandsprodukt 2021 bzw. 2022: 5,9 % bzw. 3,9 % (bisher: 6,2 % bzw. 3,8 %); Inflation 2021: 3,9 % (bisher: 3,7 %).

 

 

 

Quelle: DekaBank

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