DEKA CORONA UPDATE: Szenario V, U oder L

DEKA CORONA UPDATE: Szenario V, U oder L

 

Der Weltwirtschaft steht eine schwere Rezession bevor. So viel ist klar.  Wir stehen wahrscheinlich vor dem schwersten Wirtschaftseinbruch seit der großen Depression im Jahr 1929. So sehen das zumindest die Experten des Internationalen Währungsfonds. Und der IWF ist nicht irgendwer, wenn es um Prognosen geht. Seine regelmäßigen Konjunkturberichte sind rund um den Globus vielbeachtet. Aber wann und wie endet die Talfahrt? Und mit welchem Rezessionsszenario müssen wir rechnen? Wir haben die Experten der Dekabank in Frankfurt um ein Corona-Update gebeten.

Zunächst ein Blick auf die aktuellen Infektionszahlen. Bei der Entwicklung der Infizierten gab es in den vergangenen Tagen zwar Schwankungen, aber die grundsätzlichen Trends haben sich fortgesetzt. Unverändert nimmt weltweit die Anzahl der Infizierten weiterhin im Bereich von 80.000 Personen täglich zu. Diese täglichen Zuwächse liegen seit Anfang April vor. Was sich geändert hat, ist die Herkunft der Neuinfizierten: Nach Europa folgte die USA und inzwischen sorgen Länder wie Russland, Brasilien und Indien für die unveränderte Anzahl an Neuinfizierten.

Restriktionen und Entspannungszeichen

Die Entspannungsanzeichen haben sich vor allem in Europa in den vier großen Ländern fortgesetzt. Dies gilt im Prinzip auch für die USA. Gleichwohl ist hier der Abwärtstrend nicht besonders ausgeprägt. Nach den USA gab es in den vergangenen fünf Tagen die meisten Neuinfizieren in: Russland, Brasilien, im Vereinigten Königreich und in Indien. Deutschland landet in diesem Länderranking auf Platz 14 hinter Italien und Spanien. Nach Berechnungen der Universität Oxford hat sich bei den weltweiten Corona-Restriktionen zuletzt wenig verändert. Nur in Nordamerika bzw. im Nahen Osten gab es eine zwischenzeitliche Abnahme der Restriktionen.

 

Quelle: Dekabank

 

Auswirkungen auf die Kapitalmärkte

Und wie sieht es ökonomisch betrachtet im Moment aus? Die Wirtschaftsdaten der vergangenen Tage belegen, wie stark der Shutdown das Wirtschaftsleben bereits im ersten Quartal hat einbrechen lassen. Und es ist zu erwarten, dass die Belastungen im laufenden zweiten Quartal nochmals deutlich höher ausfallen werden. Gegenüber dem Vorjahr dürfte die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr in Deutschland um über 6% und in Euroland um über 8% einbrechen. Global muss mit einem Rückgang von rund 3% gerechnet werden. In den Ergebniszahlen der Unternehmen spiegelt sich der aktuelle Ausnahmezustand ebenfalls ungeschminkt wider. Im ersten Quartal sind die Gewinne des S&P 500 Index um rund 16% eingebrochen, die des Stoxx 600 Index sogar um 32%. Der Unternehmenssektor durchläuft eine Gewinnrezession historischen Ausmaßes.

Szenario V, U oder L

Die eingangs erwähnte aktuelle IWF-Analyse von Mitte April ist dementsprechend mit düsteren Kommentaren zur Lage gespickt. Durch die Corona-Pandemie sei die Weltwirtschaft in eine Krise geraten, wie keine zuvor. IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath kommentiert: „Das Ausmaß und die Geschwindigkeit, mit der die ökonomische Aktivität kollabiert ist, hat in unseren Generationen noch niemand erlebt.“ In Zahlen ausgedrückt rechnet der IWF für das Jahr 2020 mit einem Schrumpfen des weltweiten Bruttoinlandsprodukts von 3 Prozent. Zum Vergleich: In der Finanzkrise 2009 lag der Rückgang bei 0,1 Prozent – was aber angesichts von normalen Wachstumsraten der Weltwirtschaft von über 3 Prozent bereits sehr wenig war. Europa wird nach Einschätzung des IWF am härtesten getroffen (siehe Grafik), da große Staaten wie Deutschland, Italien und Frankreich bereits vor Corona geringes Wachstum verzeichneten.

Die Deka-Volkswirte haben drei Szenarien – V, U und L – zum weiteren Verlauf der Wirtschaftsentwicklung entwickelt und mit verschiedenen Eintrittswahrscheinlichkeiten versehen. Das Szenario U ist dabei mit 70 Prozent der mit Abstand wahrscheinlichste Verlauf und dient auch im Fondsmanagement der Deka als Richtschnur. Hier die auch in den Medien am häufigsten diskutierten Szenarien im Überblick:

 

Szenario V: Rasche Eindämmung (Eintrittswahrscheinlichkeit: 10%)

In diesem Positivszenario geht es mit der Wirtschaft und den Aktienmärkten fast so schnell aufwärts, wie es zuvor abwärts ging – deshalb das sinnbildliche V. Dafür muss bereits in den kommenden Wochen das Schlimmste der Pandemie überstanden sein. Im dritten und vierten Quartal steigern dann die Unternehmen ihre Produktion nahezu auf Vorkrisenniveau. „Es müsste schon viele positive Überraschungen beim weiteren Verlauf der Pandemie geben, damit das V-Szenario eintreten kann“, erklärt Ulrich Kater die geringe Eintrittswahrscheinlichkeit.

Szenario U: Geringe Zweitrundeneffekte (Eintrittswahrscheinlichkeit: 70%)

In diesem Hauptszenario der Deka fällt die Welt zwar in eine tiefe Rezession. Wirtschaft und öffentliches Leben kommen vorübergehend zum Stillstand und es dauert eine ganze Weile, bis ein zunächst schleppendes Hochfahren beginnt. Das U steht für diese längere Bodenbildung. Aber die Finanzmarktturbulenzen greifen nicht nachhaltig auf die Realwirtschaft über und die Pandemie flammt auch nicht im Herbst erneut auf. Stattdessen setzt in der zweiten Jahreshälfte vor allem dank kräftiger Unterstützung der Geld- und Finanzpolitik eine Erholung ein und 2021 kehrt die Wirtschaft wieder zur Normalität zurück.

Szenario L: Verfestigte Rezession (Eintrittswahrscheinlichkeit: 20%)

Das L im Negativszenario bedeutet: Die Wirtschaft stürzt ab und bleibt am Boden. Die Staaten bekommen die Infektionswelle nicht in den Griff, der Stillstand der Wirtschaft hält an, Investitionen brechen ein und der Stress an den Finanzmärkten lässt sich nicht eindämmen. Es kommt zu einer Weltwirtschaftskrise mit Arbeitslosenquoten von 10 bis 15 Prozent in vielen Ländern. Aus Angst kaufen die Leute nichts mehr und die Wirtschaft stürzt in eine Abwärtsspirale. Ulrich Kater: „An dieses Szenario glauben wir aber nicht, insbesondere weil der Finanzmarkt sich in der ersten sehr schwierigen Phase der Krise als vergleichsweise widerstandsfähig erwiesen hat.“

Anleger, die das U ebenfalls für das wahrscheinlichste Szenario halten, sollten sich noch auf einige Wochen mit hohen Kursschwankungen bei Aktien einstellen. Für den späteren Jahresverlauf und die Zeit danach wären die Perspektiven bereits deutlich freundlicher. Wer die gesunkenen Kurse nutzen will, kann darüber nachdenken, seine Sparverträge etwas aufzustocken.

Fokus Wiedereröffnung

Am Ende des Tages kommt es auch nicht darauf an, mit der Prognose der Kommastelle der Rückgänge richtig zu liegen, sondern zu erkennen, dass Konjunktur- und Unternehmensdaten durch den Shutdown in eine schwere Rezession gezogen wurden. Dementsprechend muss jetzt der ganze Fokus auf dem Fahrplan der Wiedereröffnung der Wirtschaften liegen. Mit der Kursrally von den Tiefständen im März hat der Aktienmarkt diese Perspektive bereits antizipiert. Der Verlauf der Neuinfektionszahlen gibt diesen Perspektivwechsel auch eindeutig her. Dementsprechend hat auch die politische Diskussion der vergangenen Tage eine spürbare Kehrtwende vollzogen und beschäftigt sich jetzt primär mit dem Zeitplan und den Regeln der Wiederaufnahme des öffentlichen Lebens. Diese Wiedereröffnung wird in manchen Fällen zwar leider zu einer Neueröffnung werden, dennoch rückt jetzt ein etwas normaleres Umfeld in greifbare Nähe.

Konsolidierungsphase an den Aktienmärkten

Angesichts dieser Rahmenbedingungen ist an den Kapitalmärkten von einer langweiligen Konsolidierungsphase auszugehen. Nach den Kursbewegungen der vergangenen Wochen wäre etwas Langeweile aber tatsächlich sehr wohltuend. Und bei einer sich verfestigenden Langeweile würde sogar nach und nach wieder etwas Risikobudget bei Anlegern frei. Wer hätte das gedacht: Langeweile kann so schön sein!

 

Quelle: Fondsmagazin / Dekabank

 

Rechtliche Hinweise:

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