DEKA VOLKSWIRTSCHAFT PROGNOSEN: Die Welt hält wegen Coronavirus den Atem an

DEKA VOLKSWIRTSCHAFT PROGNOSEN: Die Welt hält wegen Coronavirus den Atem an

 

Bis weit in den Februar hinein haben die Finanzmärkte erfolgreich den diversen politischen Risiken und sogar dem Ausbruch des Coronavirus vor allem in China getrotzt. An den Börsen erreichten die Indizes neue Allzeithochs, so auch der Deutsche Aktienindex DAX. Ende Februar hat es die Aktienmärkte dann aber doch erwischt: Trotz einer geringer werdenden Anzahl an Neuinfektionen in China stellte die weltweite Ausbreitung des Coronavirus (vor allem in Südkorea, Italien und dem Iran) alles andere in den Schatten. So hielten die Börsianer unvermittelt die Luft an, und es kam zu einem erheblichen Kursrutsch an den globalen Börsen. Ebenso gingen die Renditen an den Rentenmärkten in den Keller. Mehr dazu in den aktuellen Volkswirtschaft Prognosen der Dekabank.

 

Spürbarer Konjunkturdämpfer

Die Belastungen der Infektionswelle für die Weltwirtschaft sind nach Einschätzung der Deka-Volkswirte unverändert als zeitlich begrenzt zu bezeichnen. Sie sind aber gewichtiger und halten etwas länger als bislang gedacht. Denn erstens sind Lieferkettenunterbrechungen absehbar, zweitens gibt es Absatzprobleme (vor allem nach China), und drittens dürfte sich die Stimmung bei Unternehmern und Verbrauchern eintrüben, was zu einer Investitions- und Konsumzurückhaltung führt. Bei der Abschätzung der Belastungen des Coronavirus für die Weltwirtschaft kann es sich bei unserer aktuellen Prognose nur um eine Momentaufnahme handeln, die von ungewöhnlich hoher Unsicherheit gekennzeichnet ist. Da in Europa so rigide Quarantänemaßnahmen wie in China unrealistisch sind, ist eine weitere Ausbreitung des Coronavirus mit all ihren negativen Folgen nicht zu verhindern. Daher wird die Konjunktur auch im zweiten Quartal spürbar gedämpft. Die gesamtwirtschaftliche Erholung dürfte sich dank der Nachholeffekte mithin in die zweite Jahreshälfte 2020 verlagern. Für das Gesamtjahr 2020 bleibt nur noch ein Anstieg des globalen Bruttoinlandsprodukts von 2,4 Prozent (bisherige Prognose: 3,0 Prozent) übrig.

 

Weiterhin starke Kursschwankungen

Wie ernst die jüngsten Entwicklungen genommen werden, zeigen die Kommunikation und erste Maßnahmen seitens der Notenbanken und der Finanzpolitik. Eine negative Abwärtsspirale aus schwächerer Konjunktur und labilerer Finanzmärkte muss unbedingt vermieden werden. Rasche Zinssenkungen oder Liquiditätsmaßnahmen wie auch Konjunkturpakete sollen die Welt schnell wieder etwas aufatmen lassen. Nur so wird es möglich sein, dass sich Finanzmarktteilnehmer durchringen können, durch die zeitweilige Konjunkturschwäche hindurchzuschauen und auf ein U-förmiges Erholungsszenario zu setzen. Dies könnte auch zu einer rascheren Überwindung der Marktschwäche beitragen als wir es derzeit erwarten. Umgekehrt ist aber auch ein weiteres Abrutschen der Konjunkturprognosen und Aktienmärkte denkbar, wenn die Skepsis gegenüber dem Coronavirus und der Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen anhält oder sogar ansteigt. Kurz gesagt: Die kommenden Wochen werden zunächst weiter von ungewöhnlich starken Kursschwankungen an den Börsen geprägt sein.

 

Konjunktur Industrieländer:

Deutschland

Vor kurzem schien die Welt noch in Ordnung, denn nicht nur der Industrie-Einkaufsmanagerindex und das ifo Geschäftsklima verbesserten sich. Doch im Verlauf des Februar stiegen die Corona-Infektionszahlen in Europa sprunghaft an. Leere Regale in den Supermärkten spiegeln die Verunsicherung der Konsumenten, die sich auch bei den Unternehmen zeigen wird. Im schlechtesten Fall könnten die zeitverzögerten Folgen der China-Infektionen in Europa gleichzeitig mit den europäischen Beeinträchtigungen aufschlagen. Diese werden über schwächere (Ausrüstungs- und Lager-) Investitionen sowie über Beeinträchtigungen des Konsums die Konjunktur ausbremsen. 

Prognoserevision: Bruttoinlandsprodukt 2020 bzw. 2021: 0,5 % bzw. 1,3 % (bisher jeweils 1,1 %). Inflation 2020 bzw. 2021: 1,4 % bzw. 1,6 % (bisher: 1,6 % bzw. 1,7 %).  

 

Euroland

Die wirtschaftliche Entwicklung in Euroland hat im vierten Quartal 2019 mit einem Wachstum um 0,1 % im Vergleich zum Vorquartal enttäuscht. Die wichtigsten Frühindikatoren hingegen haben positiv überrascht und signalisieren damit eigentlich ein Anziehen der Konjunktur. Doch die Corona-Krise macht hier einen Strich durch die Rechnung. Die schnelle Ausbreitung in den EWU-Ländern führt zu einer deutlichen Verschlechterung der Lage und des wirtschaftlichen Ausblicks. Darüber hinaus wird die von China ausgehende Unterbrechung der Lieferketten erst mit Verzögerung in Euroland ankommen. Für das erste Quartal ist mit einer gesamtwirtschaftlichen Stagnation zu rechnen. Einzelne Länder dürften im ersten Halbjahr 2020 sogar in eine Rezession abrutschen.

Prognoserevision: Bruttoinlandsprodukt 2020 bzw. 2021: 0,4 % bzw. 1,4 % (bisher: 0,9 % bzw. 1,3 %). Inflation 2020 bzw. 2021: 1,1 % bzw. 1,4 % (bisher: 1,4 % bzw. 1,5 %).

 

USA

Die seit Anfang 2020 veröffentlichten Konjunkturdaten waren vielversprechend und signalisierten eine für uns überraschend starke Wachstumsdynamik im ersten Quartal. Gleichwohl haben wir aufgrund der globalen Belastung durch den Coronavirus deutliche Abwärtsrevisionen vorgenommen. Wir gehen nun nur noch von einem schwachen ersten Quartal aus und unterstellen für das zweite Quartal eine rote Null. Es folgt dann eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte, in der zuvor Versäumtes aufgeholt werden wird. Dieser Jahresendschub sorgt 2021 für eine leicht höhere Wachstumsrate. Auch beim Inflationsausblick haben wir Änderungen vorgenommen: Eine global schwächere Energienachfrage sorgt für zwischenzeitlich niedrigere Benzinpreise.

Prognoserevision: Bruttoinlandsprodukt 2020 bzw. 2021: 1,6 % bzw. 2,2 % (bisher jeweils 2,0 %). Inflation 2020 bzw. 2021: 2,1 % bzw. 2,4 % (bisher jeweils 2,3 %).

 

 

Quelle: Dekabank

Download: Volkswirtschaftsprognosen März 2020

 

 

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