WIRTSCHAFT: Deutschland am Rande einer Rezession

WIRTSCHAFT: Deutschland am Rande einer Rezession

 

Schluss mit lustig? Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen: Dunkle Wolken ziehen auf. Das Bruttoinlandsprodukt sinkt, Deutschland steht am Rande einer Rezession. Die Stimmung an der Börse war die letzten Wochen schlecht, der Deutsche Aktienindex DAX gab spürbar nach. Hierzulande werden Rezessionssorgen genährt, nachdem das Statistische Bundesamt einen marginalen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal um 0,1 Prozent bekannt gegeben hat. Alles in allem konnten sich die Aktienmärkte aber besser behaupten, als es hätte laufen können. Denn zu den bekannten Risiken Handelsstreit und Brexit droht auch noch Ungemach in Argentinien. Hinzu kommt, dass Neuwahlen in Italien vor der Tür stehen. Die Notenbanken sollen es richten und mit Zinssenkungen den Aktienmärkten Halt geben.

Im zweiten Quartal schrumpfte die deutsche Wirtschaft gegenüber dem Vorquartal um 0,1 Prozent – so die aktuelle Schätzung. Damit liegt Deutschland wirtschaftlich in der Eurozone am Schluss des Feldes. In der Eurozone insgesamt war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal leicht gewachsen. Die französische Wirtschaft legte im zweiten Quartal um 0,2 Prozent zu, die spanische sogar um 0,5 Prozent. Auch die wegen des hohen Exportanteils am ehesten mit Deutschland zu vergleichenden Niederlande sind noch im Wachstumsmodus.

Flacher Konjunkturverlauf

Wenigstens befindet sich die Konjunktur nicht im freien Fall: Zwar weisen die neuesten Stimmungssignale aus der deutschen Industrie weiterhin auf eine Eintrübung der globalen Nachfrage nach Industriegütern hin, aber die Situation ist nicht vergleichbar zur Lage bei der Finanzkrise vor zehn Jahren.Wohl bleibt die Konjunkturbewegung in Deutschland weiterhin sehr flach, aber es mehren sich die Anzeichen, dass die rückläufigen Erwartungen in diesem Jahr langsam einen Boden finden. Die Börsen quittierten dies mit Erleichterung, wenngleich die düsteren Wolken noch nicht vertrieben sind. Alle Augen bleiben auf die Notenbanken gerichtet. Die Geldpolitik war allerdings in den vergangenen Wochen so mit Zinssenkungserwartungen überfrachtet, dass geringere Enttäuschungen wohl nicht vermieden werden können. Dies könnte zwischenzeitlich auch den Nährboden für einen zaghaften Anstieg von Anleiherenditen bieten.

Bodenbildung erwartet

Dass keine Entwarnung für die deutsche Konjunktur gegeben werden kann, zeigen auch die neuesten Zahlen des ifo-Geschäftsklimaindex. Nach dem deutlichen Rückgang der vergangenen Monate wäre eine Bodenbildung der Erwartungen in der deutschen Industrie schon eine positive Nachricht gewesen. Doch jetzt ist die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft im August laut ifo Index auf den niedrigsten Wert seit 2012 gefallen. So langsam müssen wir uns also auf eine leichte Rezession einstellen. Nicht viel Neues dagegen wird es von der Inflation in Europa geben. Die Augustrate für die europäischen Verbraucherpreise könnte sogar wieder unter die Ein-Prozent-Marke fallen und damit die Europäische Zentralbank in ihren geldpolitischen Lockerungsplänen bestärken. Damit würde das niedrige Zinsniveau weiter fest einbetoniert.

Die deutsche Wirtschaft schrumpft

Zwar fiel der BIP-Rückgang in Deutschland weniger stark als von manchen erwartet aus, trotzdem gilt: Die deutsche Wirtschaft schrumpft: „Die Unsicherheiten rund um den Welthandel haben die weltweite Industrie in den Abwärtsstrudel gezogen. Eine Weile lang konnten die deutschen Unternehmen dies noch mit hohen Auftragspolstern abfedern. Diese sind jedoch langsam aufgebraucht“, so Deka-Chefvolkswirt Dr. Ulrich Kater. Die früheren Vorteile der deutschen Volkswirtschaft – ihre festen Verankerung im Außenhandel – werden jetzt zum Nachteil. Denn der Schauplatz des Handelskriegs liegt damit nicht nur in China und in den USA, sondern quasi direkt vor der Haustür.

Leichte Rezession wahrscheinlich

Dass sich die Unternehmen schon in den kommenden Monaten an die neuen Hemmnisse in der Weltwirtschaft anpassen können, sei nicht zu erwarten. Daher droht die Stimmung immer schlechter zu werden und auch auf die bislang noch wenig betroffene Binnenwirtschaft überzugreifen. „Ein negatives drittes Quartal in Deutschland ist wahrscheinlich und damit eine zumindest leichte Rezession“, so Dr. Ullrich Kater: „Anleger sollten jedoch nicht den Fehler begehen, die Welt nur durch die deutsche Brille zu betrachten. Trotz einer Reihe aktueller Probleme wächst die Weltwirtschaft mit einer Rate von drei Prozent. Das bedeutet, dass es etwa bei Aktien weiterhin Renditepotenziale gibt – in einem Zinsumfeld, das sich auf absehbare Zeit kaum ändern wird.“

 

Quelle: Dekabank, das Wertpapierhaus der Sparkassen

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