INTERVIEW mit Alexander Weig: SCHUTZ GEGEN NATURGEFAHREN!

INTERVIEW mit Alexander Weig: SCHUTZ GEGEN NATURGEFAHREN!

 

Mit dem fort­schreitenden Klima­wandel steigen die Naturgefahren. Stürme, Hoch­wasser durch Stark­regen, Sturz­fluten oder Schnee­massen setzen dem eigenen Zuhause zu. Doch seit dem 1. Juli zahlt die Staatsregierung nicht mehr nach Naturkatastrophen. Wir haben bei Alexander Weig, Leiter Bausparen und Versicherungen bei der Sparkasse Regensburg, nachgefragt: Müssen wir uns in Zukunft noch besser gegen sogenannte Naturgefahren und Elementarschäden absichern? Und wenn ja, wie?

 

Alexnder Weig Interview Naturgefahren ElementarschädenLieber Herr Weig, diese Nachricht hat vor allem Hausbesitzer in den letzten Wochen aufgeschreckt: seit 1. Juli zahlt die Staatsregierung nicht mehr nach Naturkatastrophen. Wie sollten die Bürger jetzt in einem ersten Schritt reagieren?

Die Leute sollten einen kühlen Kopf bewahren und zunächst versuchen, die potentiellen Naturgefahren für die persönlichen Besitztümer richtig einzuschätzen und zu bewerten. Was Sorge macht, ist die Tatsache, dass sich laut GDV-Statistik bundesweit nur 26 Prozent der Hauseigentümer gegen Elementarschäden abgesichert haben…

Der Rest bleibt also womöglich auf dem Schaden sitzen, der ihm durch eine Naturkatastrophe entstanden ist. Müssen jetzt nur Bürger in Risikogebieten (z.B. Hochwasser) nachbessern? Oder sind im Grunde alle Menschen in Bayern in einer „Naturkatastrophen-Risikogruppe?“

Treffen kann es im Grunde jeden. Die vielen Starkregenfälle ab unterschiedlichen Orten, der plötzlich und oft nur lokal auftretende Hagelschlag und das Hochwasser der letzten Jahre zeigen uns, wie wichtig eine Elementarschadenversicherung im Fall der Fälle ist. Damit sind Hauseigentümer vor den finanziellen Folgen geschützt.

Viele Menschen glauben aber, dass sie so ein Unwetter gar nicht trifft, weil sie nicht direkt an Flüssen oder in potentiellen Überschwemmungsgebieten wohnen…

Aus meiner Sicht eine gefährliche Einstellung. Das kann gut gehen, muss aber nicht. Die Gefahr, durch Hochwasser, Hagel oder Sturm zu Schaden zu kommen, ist grundsätzlich doppelt so hoch wie durch Feuer – auch abseits von Flüssen oder Seen.

 

Die bayerische Staatsregierung fordert alle Bürgerinnen und Bürger in Bayern eindringlich dazu auf, den eigenen Versicherungsschutz gegen die zunehmenden Naturgefahren zu überprüfen und Immobilien und Hausrat umfassend zu versichern. Wie bestimmt man (rein technisch gesehen) den richtigen Wert? Schließlich will man ja weder unter- noch überversichern.

Ich empfehle einen Termin mit einem Experten der Sparkasse Regensburg. Das Thema ist so komplex und wichtig, dass man das alles am besten zusammen mit einem Profi Schritt für Schritt durchgeht. Es muss alles genau durchgeschaut und dokumentiert werden. Nur so kann man sicherstellen, dass es später kein böses Erwachen gibt. Einige Menschen haben ja bereits eine Versicherung. Aber in älteren Tarifen besteht teilweise nur Schutz vor Feuer. Leitungswasser und Sturmschäden sind nicht immer mitversichert.

  Wie geht man also systematisch und effektiv beim Tuning alter Verträge vor?

Das ist ähnlich wie bei einem soliden Hausbau. Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen sogenannten Kern-  und Ergänzungsbausteinen. Die muss man im Einzelfall dann immer genau so aufschichten, dass es passt.

 

Können Sie uns da mal ein Beispiel geben?

Gerne, Herr Lutz. Kernbausteine schützen vor Feuer- Leitungswasser-, Sturm-, und Hagelschäden. Dazu kommen weitere Elementar-, Natur- und Sondergefahren. Sondergefahren sind beispielsweise Graffitischäden.

Und wofür sind dann die Ergänzungsbausteine?

Zum Beispiel gegen Schäden auf dem Grundstück, an der Photovoltaikanlage, an alternativen Energieanlagen, an Ableitungsrohren. Aber auch der gewerbliche Mietausfall.

Gibt es besondere Härtefälle, in denen wir eine Versicherung aus der reinen Risikokalkulation heraus ablehnen müssen, zum Beispiel, wenn ein Kunde direkt an einem Flusslauf wohnt?    

Nein, diese immer wieder erzählte Geschichte ist einfach schlichtweg falsch und reiner Irrglaube. Über 99 Prozent aller Gebäude im Freistaat Bayern sind bei der Versicherungskammer Bayern versicherbar. Die Frage ist, zu welchem Preis.

  Was kann von einem Elementarschutz gegen Naturgefahren konkret alles abgedeckt werden?

Eine Elementarschadenversicherung kann alle Schäden am Gebäude selbst und den „mit dem Gebäude verbundenen Gebäudeteilen“ abdecken. Also zum Beispiel kaputte Fußböden, Türstöcke, Fenster und Mauerwerk. Aber auch Heizungen in vollgelaufenen Kellern.

  Und warum braucht es dann noch die Hausratversicherung? Sie kommt für alle beweglichen Einrichtungsgegenstände auf. Zum Beispiel Möbel, Computer und Elektrogeräte.

Zum Schluss die schon angedeutete Frage nach den Kosten. Ist das alles überhaupt bezahlbar?

Im Allgemeinen kostet eine Wohngebäudeversicherung oft nicht mehr als eine KFZ-Versicherung. Und das, obwohl ein Haus um ein Vielfaches mehr wert ist. Wie groß ist denn Ihr Heim, Herr Lutz?

Ich wohne in einem ungefähr 120qm großen Einfamilienhaus, etwa 250 Meter oberhalb von Regensburg.

Bei der Versicherungskammer Bayern bekommen Sie diese, in der statistisch am Wenigsten gefährdeten Risikoklasse für jährlich rund 400,- € brutto. In der Zone mit der höchsten Gefährdung steigt die Jahresprämie allerdings entsprechend.

Dort kann ich mein Haus im Ernstfall aber auch komplett verlieren!

Genau. Wenn man bedenkt, dass ein Ereignis dann schnell die gesamte Existenz bedrohen kann, ist das in jedem Fall immer noch günstig. Und wenn wir den Experten und Klimaforschern Glauben schenken dürfen, dann werden solche extremen Wetterereignisse in Zukunft eher zu- als abnehmen.

  Das befürchte ich auch. Lieber Herr Weig, vielen Dank für das informative Gespräch! 

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