Kunstsammlung der Sparkasse Regensburg: Die Ankäufe 2018!

Kunstsammlung der Sparkasse Regensburg: Die Ankäufe 2018!

 

Die Sparkasse Regensburg besitzt die größte Unternehmens-Kunstsammlung Ostbayerns. Durch den kontinuierlichen Ankauf von mittlerweile über 1.400 Kunstwerken aus dem ostbayerischen Raum seit mehr als 20 Jahren ist die Sammlung der Sparkasse auch zu einem lebendigen Teil der kulturellen Identität des Raumes Regensburg geworden.
Die Kunstsammlung wird grundsätzlich jährlich erweitert. Für das Jahr 2018 hat die Sparkasse Regensburg die Ankäufe erstmals in einem öffentlichen Wettbewerb ausgeschrieben. Angekauft wurden Werke von den Künstlerinnen Ursula Bolck-Jopp, Stefanie Reiter und Marlies Bartl. Wir stellen Ihnen die drei Künstlerinnen vor – in einem Interview haben wir mit ihnen über den Ankauf, ihre Werke und über ihr Schaffen gesprochen.

 

Kunstsammlung der Sparkasse Regensburg

 

Lieben Damen, erst einmal vielen Dank, dass Sie sich für ein Interview Zeit genommen haben. 2018 hat die Sparkasse Regensburg erstmalig im Zuge einer Auslobung Werke angekauft. Was hat Sie denn dazu bewegt, sich daran zu beteiligen?

Reiter:  „Natürlich ist es immer sehr reizvoll als Künstler in eine Sammlung aufgenommen zu werden. Da die Kunstsammlung der Sparkasse Regensburg eine sehr umfangreiche und sehr gut sortierte Sammlung ist, war der Anreiz natürlich groß, sich an dieser Auslobung zu beteiligen.“

Bartl: „Ich finde es sehr gut, wenn Unternehmen Sammlungen aufbauen und so den Wert der Kunst in der Gesellschaft immer wieder deutlich und auch sichtbar machen.“

Bolck-Jopp: „Ich wusste von renommierten Kollegen, deren Werke sich bereits in der Sammlung befinden. Und natürlich ist ein Kauf grundsätzlich eine schöne Anerkennung.“

 

Was bedeutet es Ihnen, in die Kunstsammlung der Sparkasse Regensburg aufgenommen worden zu sein?

Reiter: „Ich habe mich über den Ankauf natürlich sehr gefreut!“

Bolck-Jopp: „Ich fühle mich geehrt, unter vielen Bewerbern ausgewählt und nun auch in der Kunstsammlung vertreten zu sein.“

Bartl: „Das ist für mich eine erfreuliche Anerkennung meiner Arbeit. Es freut mich auch, dass die Werke nicht nur im Depot sind, sondern von der Sparkasse ausgestellt und gezeigt werden.“

 

Die Werke

 

Angekauft wurden von

Ursula Bolck-Jopp die Werke „Lines & More“ (16) sowie „Lines & More“ (14),

Marlies Bartl die „Serie 2“,

Stefanie Reiter das Werk „1993 VI“.

 

Was zeichnet denn die angekauften Werke/das angekaufte Werk aus?

Reiter: „Das Bild „1993 VI“ bezieht sich tatsächlich auf mehrere Fotografien aus dem Jahr 1993. Damals, habe mir die (natürlich analoge) Spiegelreflexkamera meines Vaters ausgeliehen und bin in die Au zum Fotografieren gegangen. Die Schwarzweißfotos sind über Jahre in einer Schublade vergraben gelegen. Drei davon habe ich dann Jahre später als Vorlage für meine Schablonen für diese Serie genutzt!“

Bolck-Jopp: „Es sind besondere Werke aus einer Serie, die ich nicht beliebig werde fortsetzen können, weil ich insgesamt nur wenige von diesen ungewöhnlichen Notizpapieren habe.“

Bartl: „In meiner Arbeit interessiert mich vor allem die Malerei selbst: Farbe, Form und deren Beziehung. Nicht das gegenständliche Abbild oder dessen Verfremdung, sondern die Schaffung von Formen und Beziehungen, die in der Welt so vielleicht nicht sichtbar sind, die aber trotzdem Relevanz haben.
Die ungegenständliche Malerei zeigt ja oft Zusammenhänge auf, die im Leben durchaus Gültigkeit haben, aber eben nicht kognitiv gesteuert oder erklärbar sind. Mich in diesem Bereich voran zu tasten und auf Zusammenhänge zu stoßen, macht meine Arbeit für mich interessant. Auch die drei Arbeiten der „Serie 2“ auf Papier in kleinem Format gehören diesem Bereich an.“

 

Ihr Schaffen

 

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Reiter: „Ausgangspunkt der meisten Arbeiten sind eigene Fotografien aus meiner unmittelbaren Lebenswelt. Häufig stammen die Fotos aus den Isarauen, die schon immer Teil meines Lebens waren. Diese Fotografien sind meist nicht wirklich aktuell, wie eben bei der Serie „1993“, aus der das angekaufte Werk stammt.“

Bolck-Jopp: „Ich lasse mich von Fundstücken anregen. Die Linien, das Gekritzel, die Zeichen auf einem Papier sind meine Ideengeber. Ein glitzerndes Bonbonpapier kann zu einem Spiegel werden, ein Block aus Schrift zu einem Wolkenkratzer.“

Bartl: „Die „Inspiration“ entsteht eigentlich aus der Arbeit selbst. Das Bedürfnis weiter zu machen, es immer wieder besser zu machen, neue Möglichkeiten zu finden, treibt die Arbeit voran. Dabei stehen die Werke in Beziehung zueinander, eines ist oft der Anlass für das nächste. Meist ist die Farbe der Hauptfaktor, der das Bild voran bringt.“

 

Haben Sie Ihre Motive bereits im Kopf, wenn Sie den Pinsel in die Hand nehmen?

Bartl: „Nein. Die Bilder entstehen im Prozess. Oft hat man ein bestimmtes Repertoire an Formen und Farben, das sich einfach von selbst immer wieder wiederholt. Das kann man ausnutzen oder dagegen an arbeiten, sodass natürlich eine gewisse Vorstellung von dem, was man tut, vorhanden ist; diese Vorstellung betrifft aber nie das fertige Bild, sondern nur einen gewissen Ansatz. Das Spannende ist es ja, nicht zu wissen, was entsteht und sich auf diesen Prozess einzulassen. Natürlich muss man dann im Verlauf der Arbeit beurteilen, ob das, was entsteht Gültigkeit hat oder nicht. Da findet dann die Kontrolle im Kopf statt und der Abgleich mit den Vorstellungen, die man davon hat, was ein Bild ist, sonst wäre das Ergebnis ja ganz beliebig.“

Reiter: „Naja, da ich ja mit Schablonen arbeite, ist das Motiv durchaus schon festgelegt, aber die Schichten entwickeln sich dann nach und nach und Farbigkeit und Dichte entstehen immer erst im Prozess.“

Bolck-Jopp: „Ich gehe von einer ungefähren Vorstellung aus, die erst während des Arbeitsprozesses konkret wird.“

 

Die Ankäufe

 

Ursula Bolck-Jopp: Lines & More“ (16) sowie „Lines & More“ (14), Ölpastell, Farbstift, Notizpapier

 

 

Anlass zu ihren Werken gibt Ursula Bolck-Jopp, geboren 1954 in München, häufig Vorgefundes wie Zeitungsausschnitte, Notizzettel, Papierschnipsel, buntes Bonbonpapier und vieles mehr. Auch die beiden angekauften Werke „Lines & More“ (16) sowie „Lines & More“ (14) fanden ihre Basis auf alten, gefundenen Notizblättern und erzählen dem Betrachter dadurch eine faszinierende, poetische, witzige aber auch melancholische und nachdenkliche Geschichte.

 

Sie beschreiben Ihre Werke sehr gegensätzlich: als witzig, poetisch, aber auch als nachdenklich und melancholisch. Wie entsteht das?

Bolck-Jopp: „Die Geschichten entwickeln sich in meinem Kopf während des Zeichnens – und können vom Betrachter weitergedacht werden. Er wird sie als poetisch, nachdenklich oder auch melancholisch empfinden, ich schreibe meine eigenen Gedanken nicht vor.“

Was hat Sie zu den beiden Werken „Lines & More“ inspiriert?

Bolck-Jopp: „Der Titel Lines & More spielt auf den Slogan „Miles & More“ an. „Miles“ – im Sinne von Reisen und ferne Welten, spielen auch in meinen Arbeiten eine Rolle, ganz ohne Flugzeug. Es geht mir jedoch vor allem um das Wortspiel. Die Linien spielen eine wichtige Rolle in meinen Zeichnungen und sogar den Malereien; doch nicht nur sie allein, Farben, Flächen, Collagenelemente kommen hinzu -> „& More“!

 

 

Marlies Bartl: „Serie 2“, Acryl, Kreide auf Papier, 2017

 

 

Die Arbeiten von Marlies Bartl, 1971 in München geboren, spielen mit Farbe und Form. Schwerpunkt ist der malerische Prozess, in dem Formen, Gefüge und Beziehungen ausgelotet werden. Nicht die Abbildung vom Gegenständlichem oder Erkennbarem steht im Vordergrund, vielmehr die Herausbildung von Einheiten, die nicht genau identifizierbar sind, eher Ahnungen erzeugen als sichere Erkenntnis. Auch ihre eingereichte „Serie 2“ nimmt den Betrachter mit in diesen Raum jenseits der konkreten Vorstellung.

 

Können Sie uns Ihre eingereichte Serie 2 mit eigenen Worten beschreiben?

Bartl: „Auch hier geht es um das Auffinden von Beziehungen über die Farben und Formen. Auch wenn das Auge immer wieder meint, Dinge zu erkennen und man dann automatisch Begriffe zuordnet, geht es nicht um das Erkennen, sondern darum einen Bereich zu schaffen, in dem Begrifflichkeit aufgelöst wird und Ahnung, unsichtbar Vorhandenes oder unter den verbalen Denkstrukturen Liegendes einen Raum findet.“

Was hat Sie zu dieser Serie inspiriert?

Bartl: „Ich arbeite hauptsächlich auf Leinwand in unterschiedlichen Formaten. Dazwischen fertige ich aber immer auch Papierarbeiten an, serielle Arbeiten in kleinem Format. Die Arbeiten auf Leinwand entstehen in einem längeren Prozess, in dem viel übermalt und überlagert wird, bis sich das letztliche Bild schließlich herauskristallisiert. Anders ist es bei den Serien in Papier: diese sind spontane und lockere Arbeiten, die eher einem Fluss oder Strom gleichen, nicht so stark bearbeitet und bewertet. Sie bilden für mich oft eine Quelle, aus der ich dann wieder für größere Bilder schöpfe. Nicht im Sinne von Vorlagen, die ich vergrößere – es sind eigenständige Werke – sondern im Sinne eines künstlerischen Flusses. Die so entstandenen Werke ordne ich im Nachhinein und stelle sie zu Gruppen zusammen. Auch die „Serie 2“ ist eine solche Gruppierung, insgesamt sind es 7 Serien in dieser Reihe.“

 

 

Stefanie Reiter: „1993 VI“, Aquarell, 2016

 

 

Die 1977 in Landshut geborene Stefanie Reiter hat für ihre Arbeiten einen spielerischen Umgang mit der Schablone entwickelt, welcher aus der Street Art adaptiert wurde. So wird das Schablonengraffiti zwar vielleicht domestiziert, aber gleichzeitig auch durch neue Aspekte erweitert. In dem angekauften Werk „1993 VI“, Aquarell, 2016 wird dies auf beeindruckende Weise sichtbar. Mit dem Ankauf von Reiters Werk fördert die Sparkasse eine Künstlerin der jüngeren Generation.

 

Wie sind Sie darauf gekommen mit Schablonen zu arbeiten?

Reiter: „Tatsächlich haben mich die Schablonengraffitis von Black le Rat und Banksy sehr beeindruckt. So bin ich auf die Idee gekommen, diese Technik auf und mit Acryl Aquarell oder Tusche zu nutzen.“

Können Sie uns Ihr eingereichtes Werk „1993 VI“ mit eigenen Worten beschreiben?

Reiter: „Ich denk und hoffe, dass jeder etwas anderes in meinen Bildern sieht. Sie sind ja nicht erzählerisch und mir ist es auch nicht wichtig, das Ausgangsfoto bzw. die Ausgangsfotos abzubilden. Von daher lasse ich es lieber offen.“

 

 

Vielen Dank für das Interview!

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