INTERVIEW MIT MISS FEUERWEHR 1999: „Helfen ist nicht nur Männersache!“
Im Rahmen unserer Feuerwehraktion greifen wir auch immer wieder „brandheiße“ Themen in der Stadt und im Landkreis auf. Am 20. Mai findet in Mintraching im Rahmen des Jubiläumsfestes eine Miss Feuerwehr-Wahl statt – eine Aktion die wir auch auf Facebook und Instagram unter dem Hashtag #Feuerwehrmädchen tatkräftig unterstützt haben. Jetzt hatten wir die schöne Gelegenheit mit der ersten Miss Feuerwehr von 1999 zu sprechen: GABI BAUER aus Wolfsegg. Sie war ab 1995 lange Jahre im aktiven Dienst und ist seit über 20 Jahren Schriftführerin bei der Feuerwehr Wolfsegg. Die Begeisterung für das Ehrenamt ist in ihrer Familie verwurzelt. Auch ihr Mann und ihr Sohn sind aktive Feuerwehrmänner. Hier sind wir genau richtig!
Frau Bauer, was hat Sie damals bewegt bei der Wahl zur Miss Feuerwehr 1999 mitzumachen?
Meine Mutter hat damals den Aufruf im Radio gehört und mich dann aufgefordert teilzunehmen. Nach einigem Hin und Her und der Information, dass es sich nicht um eine klassische Miss-Wahl handelt war ich bereit mich anzumelden. Gerade die Bedingung, dass feuerwehrspezifisches Wissen abgefragt wird und das alle Kandidatinnen aktives Mitglied in einer Wehr sein müssen, hat mich gereizt.
Vorher fand ja eine kleine Vorauswahl statt. Nach dieser blieben fünf Kandidatinnen übrig. Wie war das Gefühl zu dieser Gruppe zu gehören?
Anfangs war ich sehr nervös und aufgeregt. Doch umso näher die Miss Wahl kam, desto stolzer wurde ich die Feuerwehr Wolfsegg zu vertreten. Damals waren Frauen bei den Freiwilligen Feuerwehren noch seltener. Ich wollte gerade durch die Feuerwehr-Fragen zeigen, was Frauen wissen und das wir ein Teil der Feuerwehren sind. Natürlich nicht immer mit den gleichen Aufgaben, wie unsere männlichen Kameraden, was jedoch nicht weniger wichtig bedeutet.
Doch jetzt zum Abend der Miss Feuerwehr Wahl. Gab es damals bestimmte kleidungstechnische Vorschriften?
Ja, wir sollten uns gemäß der Kleiderordnung der Feuerwehr kleiden. Dies bedeutet flache Schuhe, kniebedeckender Rock und Bluse. Krawatte und Uniformjacke ließen wir infolge des sommerlichen Wetters weg.
Wie war das Gefühl vor der Wahl?
Ich war unfassbar aufgeregt am Sonntagabend. Alle anderen Mädchen waren gefühlt hübscher und jünger sowieso. Eigentlich wollte ich direkt wieder heimfahren, doch da war es schon zu spät für einen Rückzieher. Ich hätte es im Nachhinein wohl auch sehr bereut.
Damals wie heute, müssen ja die Anwärterinnen auf die Miss Feuerwehr Aufgaben erfüllen. Was waren Ihre?
Nach dem gemeinsamen Einzug mit den anderen Kandidatinnen durchs Festzelt, mussten wir uns kurz vorstellen. Danach hatte jede eine individuelle Aufgabe. Bei mir verließ der Moderator damals einfach die Bühne und ich musste das Geschehen übernehmen und die Stimmung im Zelt anheizen. Danach kamen die feuerwehrtechnischen Fragen, hier wusste ich als einzige alle Antworten. Hierauf bin ich immer noch stolz und dies brachte mich richtig auf die Erfolgsspur. Zum Schluss kam noch das Applausometer zum Einsatz. Da Oppersdorf nicht allzu weit weg ist von Wolfsegg , hatte ich hier einen gewissen Heimvorteil und konnte das Rennen knapp für mich entscheiden.
Wie haben Sie sich nach dem Sieg gefühlt?
Furchtbar stolz! Anfangs konnte ich es gar nicht glauben. Ich habe mich dann auf der Bühne bei meiner Familie und meinem Sohn bedankt. Dieser war definitiv mein größter Fan und hat sich für mich die Hände wundgeklatscht. Direkt danach haben mich meine Kameradinnen und Kameraden in Uniform auf der Bühne abgeholt.
Was gab es damals zu gewinnen?
Natürlich einen riesen Blumenstrauß und die Schärpe. Des Weiteren noch ein Auto für ein Wochenende und einen Gutschein für eine Übernachtung mit vier Gänge Menü im Gutshofhotel Winkler Bräu.
Die Wahl war ja nur der Anfang. Was waren die Aufgaben der amtierenden Miss Feuerwehr?
Viele repräsentative Aufgaben. Ich war in diesem Jahr bei sicher 15 bis 20 Feuerwehrfesten im ganzen Landkreis und habe dort gemeinsam mit der Führungsriege der Feuerwehr an Festzügen, Festgottesdiensten und selbstverständlich auch an Feiern teilgenommen.
Über Miss Wahlen wird ja immer kontrovers diskutiert. Ist aus Ihrer Sicht die Miss Feuerwehr – Wahl sinnvoll?
Ja, absolut. Diese Wahl ist ja keine typische Wahl in Bikini und Kleidern. Sondern sie zeigt, dass Frauen in der Feuerwehr Frau sein dürfen und trotzdem Ihren „Mann“ stehen können. Hier können die Feuerwehrkameradinnen auch einmal der breiten Öffentlichkeit präsentieren wie gut ausgebildet sie sind.
Haben Sie als ehemalige Miss Feuerwehr noch einige Tipps für die diesjährigen Kandidatinnen?
Vorher sollte man, falls es noch Theorie -Fragen geben sollte, einfach das Basiswissen über die Feuerwehren auffrischen. Ganz wichtig ist auch, Spaß haben! Bei einer Miss Feuerwehr-Wahl kann man nicht verlieren. Jede vertritt ihre eigene Wehr mit Stolz und sollte das Fest bei aller Aufregung und Nervosität auch genießen.
Liebe Frau Bauer, vielen Dank für das Gespräch und Ihr jahrelanges Engagement für die Freiwillige Feuerwehr!
Das Gastinterview führte unser Werkstudent Thomas Weigert.
Schreibe einen Kommentar