INTERVIEW ZUM WELTFRAUENTAG: „Starke Frauen brauchen starke Finanzen“

Die Zinsen sind auf einem historischen Tiefstand, daran gibt’s (leider) nichts zu rütteln. Ist aber kein Grund, den Kopf hängen zu lassen oder ihn in den Sand zu stecken. Laut einer Befragung für das Vermögensbarometer 2016, leiden besonders Frauen im Alter zwischen 50 und 70 Jahren unter der EZB-Politik. Dem versucht die renommierte Deka-Finanzexpertin Dr. Gabriele Widmann mit ihrem fundierten Know-how zum Thema Frauen und Vermögensplanung entgegenzusteuern. Beim Wertpapierhaus der Sparkassen leitet sie das Sachgebiet makroökonomische Trends. Und heute ist Weltfrauentag: Wir müssen reden!

 

Liebe Frau Dr. Widmann. Die Finanzwelt ist sehr von Männern dominiert. Und auch in den Familien haben meist die Väter die Finanzhoheit. Was meinen Sie, warum herrscht bei Frauen generell wenig Bereitschaft, sich des wichtigen Themas Finanzen anzunehmen?

Finanzen und Geldanlagen sind für Frauen einfach nicht besonders spannend. Für uns „Sammlerinnen“ sind das alles nur Zahlen, keine Geschichten, keine Emotionen. Männer dagegen sind schon seit Jahrtausenden die „Jäger“. Sie sind fasziniert von den Kursbewegungen an den Finanzmärkten, und sie sind vom Ehrgeiz angetrieben, die „besten Kaufkurse“ zu treffen. Abgesehen davon ist es weder für Frauen noch für Männer prickelnd sich gedanklich mit dem Altwerden zu beschäftigen.  Das schieben wir alle gerne, weit von uns weg.

 

Warum sollten sich Frauen mehr mit dem Thema Geld beschäftigen?

Speziell für Frauen ist die private Altersvorsorge noch viel wichtiger als für Männer. Denn wir Frauen werden im Alter längst nicht so viel Geld aus der gesetzlichen Rentenversicherung und aus der betrieblichen Altersvorsorge bekommen wie ein ‚durchschnittlicher‘ Mann.

 

Wie sichert „Frau“ denn ihren Lebensstandard im Alter am besten?

Das ist natürlich von Frau zu Frau unterschiedlich, je nach Vermögenslage, Lebensstil und je nach den zu erwartenden Ansprüchen aus der gesetzlichen und betrieblichen Altersvorsorge. Generell gilt, dass man möglichst früh beginnen sollte, monatlich einen festen Betrag zu sparen. In welche Anlagen das Geld fließt, hängt von der individuellen Risikobereitschaft ab. Beim langfristigen Sparen fürs Alter gilt aber die Devise „mehr Mut zum Risiko“, denn risikoreiche Anlagen bieten in der Regel auch höhere Renditechancen.

 

 Aber lohnt sich eine Anlage im aktuellen Niedrigzinsumfeld überhaupt noch?

Auf jeden Fall. Wir Deutschen verbinden mit „Geldanlage“ vorwiegend die festverzinslichen Anlagen, zum Beispiel auf dem Sparbuch oder als Festgeld. Die lohnen sich in Zeiten extrem niedriger Zinsen tatsächlich nicht mehr. Aber mit Aktien und anderen Wertpapieren gibt es zum Glück Alternativen, die unabhängig von der Zinshöhe Wertzuwächse schaffen können. Allerdings sollten auch weibliche Anleger bedenken, dass auch diese Alternativen Wertschwankungen unterliegen die zu Verlusten führen können.

 

Wie viel Geld sollte ich im Monat zurücklegen? Und ab welchem Betrag lohnt sich ein Investment?

Sparen lohnt sich immer. Wenn ich an meine „Lieblingssparalternative“, den Fondssparplan, denke, dann geht das schon ab 25 Euro im Monat. Wobei ich darüber nachdenken würde, einen höheren Betrag zu wählen. Wenn mir eine Frau sagt, sie habe zu wenig Geld um etwas beiseite legen zu können, ist mein Tipp: Das Geld gleich am Monatsanfang vom Konto abbuchen lassen. Wenn es weg ist, kommt man gar nicht mehr auf die Idee, es noch ausgeben zu wollen. 

 

Wie können Frauen ihre Kinder finanziell am besten für die Zukunft absichern? 

Ich rate zu einem Fondssparplan mit hoher Aktienquote. Wir kaufen für unsere Tochter seit ihrer frühen Kindheit monatlich für einen festen Betrag Aktienfonds. Das Depot ist inzwischen schon richtig stattlich, auch dank der kräftigen Wertzuwächse.

 

Liebe Frau Dr. Widmann, vielen Dank für das informative Gespräch! 

(c) Titelfoto Deka

 

 

 

 

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Kommentare


Jacob schreibt am 08.03.2017 um 19:26 Uhr:

Da kann ich C.Weiß nur Zustimmen. VIel zu häufig sind Frauen noch abhängig vom Mann, wenn es um die finanzielle Absicherung geht.


C. Weiß schreibt am 08.03.2017 um 10:18 Uhr:

Sehr informatives Interview! Ich vertrete ebenfalls die Meinung, dass sich Frauen mehr mit der finanziellen Absicherung beschäftigen sollten, um sich nicht komplett vom Mann abhängig zu machen. Der Fondssparplan ist in der Tat eine sehr gute Möglichkeit, um Geld, ohne allzu hohes Risiko, anzuhäufen.