TV-INTERVIEW mit MANFRED PITZL: „Ich bin überzeugt von unserem Geschäftsmodell“

Seit dem 1. Januar ist Manfred Pitzl neues Mitglied im Vorstand der Sparkasse Regensburg. In einem aktuellen Interview mit TVA – Fernsehen für Ostbayern spricht er zum ersten Mal öffentlich über seinen Werdegang bei der Sparkasse Regensburg, sein Verhältnis zum Geld und über die zukünftigen Herausforderungen und Chancen für das Geschäftsmodell Sparkasse. Das Interview (hier in Auszügen und sinngemäß abgedruckt) führt Moderator Matthias Walk.

 

Herr Pitzl, Sie sind ja ein echtes „Gewächs“ der Sparkasse Regensburg. Eigentlich eine Traumkarriere, vom Azubi zum Vorstand. Passiert so etwas häufig?

Nein, ich glaube nicht. Vor allem nicht in Regensburg. Wenn ich richtig informiert bin, bin ich das erste „Eigengewächs“ seit 40 Jahren. Ich habe mich sehr über die Entscheidung unseres Verwaltungsrates gefreut und es hat mich auch ein wenig stolz gemacht.

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Der Weg hat ja auch sicher eine ganze Weile gedauert. Wie läuft so eine Karriere ab? Wie war das bei Ihnen?

Bei mir hat es etwas länger als 25 Jahre gedauert. Ich bin 1990 als Auszubildender zur Sparkasse Regensburg gekommen und konnte auch wirklich die ganze Zeit über hier bleiben. Das hat auch damit zu tun, dass wir alle Bereiche der Bank hier vor Ort in der Region haben. Das ist ein großer Vorteil und zeigt, dass wir sehr gute Ausbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten haben.

 

Wann wurde der Grundstein für Ihre Karriere gelegt? Waren Sie in Mathe besonders gut?

Gegen Ende der Schulzeit habe ich gemerkt, dass mich Finanzen und Finanzmärkte interessieren. Ich hatte ein Faible für Mathematik und in den Neunziger Jahren waren die kaufmännischen Berufe einfach angesagt. Deswegen habe ich mich relativ schnell für die Berufsbilder Bankkaufmann oder Versicherungskaufmann interessiert. Als ich dann das Angebot bekam, eine Ausbildung bei der Sparkasse Regensburg zu machen, habe ich gleich zugeschlagen.

 

Wie würden Sie Ihr persönliches Verhältnis zu Geld beschreiben? Konservativ oder eher experimentierfreudig?

Ich würde mich selbst als „neutralen“ Anleger beschreiben. Ich gehe auch mal ein Risiko ein, aber bin kein Spekulant. Auch mit dem Kunden muss man besprechen, was für eine Risiko-Affinität er oder sie hat – und dann die passende Anlage finden.

 

Lohnt es sich denn heutzutage überhaupt noch zu sparen?

Das ist ein zweischneidiges Schwert. Es wäre natürlich schöner, wenn man etwas mehr Zinsen für das Ersparte bekommen würde. Aber am Ende lohnt sich Sparen aus meiner Sicht immer. Es geht ja nicht nur um den Zins. Er hilft natürlich bei der Vermögensbildung, aber am Ende geht es auch darum, mit dem eigenen Geld zu haushalten. Beim Sparen legt man regelmäßig Geld zurück, um sich irgendwann später etwas Schönes oder Notwendiges anzuschaffen. Oder fürs Alter vorzusorgen.

 

Müssen die Deutschen jetzt umdenken und mehr in Aktien und Wertpapiere investieren?

Ich glaube, das ist auch schon passiert. Das merken wir im Alltagsgeschäft. Das Sparbuch hat nicht ausgedient, aber die Leute fragen bereits nach alternativen Anlagemöglichkeiten. Das Thema Immobilien- oder Wertpapieranlage gerät zunehmend in den Vordergrund.

 

Viele hoffen, dass die Europäische Zentralbank den Leitzins bald wieder erhöht. Wie schätzen Sie das ein, wird es in den nächsten Jahren dazu kommen?

Die EZB versucht im Moment verzweifelt, die Finanzmärkte, die EU und die südeuropäischen Länder zu stabilisieren. Ob das mit dieser Zins- und Geldpolitik gelingt, werden wir noch sehen. Auf alle Fälle hat es auch negative Auswirkungen auf unsere Bankenlandschaft und vor allem auf unsere Kunden.

Ich glaube, dass die Phase noch länger dauern wird. Selbst wenn die Zinsen in ein paar Jahren wieder steigen, werden wir nicht zurück auf ein Hochzinsniveau kommen. Der Zins wird sich eher bei zwei, drei Prozent einpendeln.

 

Wo wird die Sparkasse Regensburg in dieser schwierigen Lage Schwerpunkte setzen?

Ich bin überzeugt von unserem Geschäftsmodell. Es hat fast 200 Jahre lang erfolgreich funktioniert. Wir sind in der Region immer noch mit vielen Filialen präsent und beraten unsere Kunden mit einer hohen, fachlichen Kompetenz. Das wird sich nicht ändern. Wir werden weiter Akzente bei den Schwerpunkten Mittelstandfinanzierung, Immobiliengeschäft und Immobilienfinanzierung setzen. Wir werden aber auch ein paar wichtige Anpassungen vornehmen.  Bei der Digitalisierung und dem medialen Vertrieb haben wir die letzten zwei Jahre schon viel gemacht, das werden wir in Zukunft noch ausweiten. Aber am Grundsatz werden wir nicht viel ändern.

 

Wir spüren heute noch die Auswirkungen der Finanzmarktkrise von 2008. Hat das Image der Sparkassen aus Ihrer Sicht im Gegenzug sogar gewonnen?

Ja, die Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben durchaus von der Finanzmarktkrise profitiert. Das Image ist gestiegen, der Kunde ist in den „sicheren Hafen“ zurückgekehrt. Auf der anderen Seite merken wir aber auch, dass die Krise eine Überregulierung ausgelöst hat. Die Gesetzgebung und die regulatorischen Anforderungen, mit denen wir aktuell zu kämpfen haben, sind erheblich. Das macht das Bankgeschäft kompliziert. Es hat aus unserer Sicht die Falschen getroffen, auch wenn die Trennlinien nicht immer einfach zu ziehen sind. In den Neunziger Jahren gingen Sie nach der Eröffnung eines Girokontos mit einem Zettel nach Hause, heute ist das eine Aktentasche. Das macht uns und den Kunden keine Freude!

 

Wie sieht die Sparkasse Regensburg aus Ihrer Sicht in zwanzig Jahren aus, Herr Pitzl?

Natürlich werden wir uns dem Thema Technisierung und fortschreitende Digitalisierung stellen müssen. Ich bin aber selbstbewusst genug, um sagen zu können, dass wir auch in 20 Jahren noch Marktführer in der Region sein werden, mit sehr zufriedenen Kunden. Es wird sicherlich viele neue Spieler auf diesem Feld geben.  Die Googles, Apples und Paypals dieser Welt versuchen in den Finanzmarkt einzudringen, der Wettbewerb wird noch intensiver werden.

 

Wird das Regionale dadurch noch etwas wichtiger?

Für uns ja. Aber im Internet gibt es keine Regionalität und deswegen wird die neue Konkurrenz auch in Regensburg wüten. Deswegen werden wir uns dieser Herausforderung stellen.

 

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