Gastgespräch #MASTEROFTHEUNI-VERS: Thomas Spitzer fragt Kaleb Erdmann

Inspirieren ist einfach_weißAm 19. April findet der von der Sparkasse Regensburg gesponserte MASTER OF THE UNI-VERS im Audimax der Universität Regensburg statt. Es ist DER GRÖSSTE SLAM in Bayern, mit echten Stars aus dem nationalen PoetryBiz. Wir haben den Veranstalter THOMAS SPITZER gebeten, ein paar davon für uns zum Gastgepräch zu bitten. Den Anfang macht the one and only KALEB ERDMANN.

 

Kaleb. Zum aller ersten Mal habe ich dich im Frühjahr 2010 beim Poetry Slam Deggendorf gesehen. Dort hast du deinen Text „Anspruch“ verlesen, was für dich im Poetry Slam – glaube ich – so ein bisschen der Durchbruch war. Wann hast du mit Poetry Slam angefangen? Was ist die Geschichte hinter Anspruch? Kannst du dich an deinen aller ersten Auftritt in Regensburg erinnern? (War das beim Bayernslam 2010 in der Mälze?)

Anspruch habe ich zu einer Zeit geschrieben, als Hipster noch ein Ding waren, als alle Witze über kleine Cafes und große Brillen gemacht haben. Der Text hat damals wohl irgendwie in die Zeit gepasst und einen Nerv getroffen. Wenn sich heute jemand über Hipster lustig macht finde ich das immer ein bißchen langweilig, weil der ganze Style überhaupt nichts Außergewöhnliches mehr hat sondern längst Teil der Alltagskultur ist. Jeder zweite liest die Neon oder die Vice. Das ist so wie wenn man heute einen Witz über „das Internet“ macht. Es wirkt etwas aus der Zeit gefallen. Ich schäme mich jetzt nicht für den Text oder so, aber er gehört eben in seine Zeit und das ist gut so. In Regensburg war ich das erste Mal bei den bayerischen Slam-Meisterschaften 2010 in der Mälze. Ich hab Anspruch vorgelesen, bin aber knapp, um einen Punkt, rausgeflogen.

KalebErdmann

Kaleb Erdmann (c) Fotografie Roland Rossbacher

 

Inzwischen bist du in der Poetry-Slam-Szene ein kleiner Star. Deine Texte wie „Plastikland“ oder „Leb dein Leben nicht“ sind so etwas wie moderne Slam-Klassiker. Einflussreiche Slammer wie Dalibor oder Lars Ruppel schätzen deinen Style. Jetzt mal eine ganz schwierige Aufgabe: Wie würdest du dich denn selbst auf der Bühne beschreiben? Was glaubst du ist das „Geheimnis“ deiner Texte? Hast du ein erklärtes Ziel, das du mit deiner Kunst verfolgst?

Ich denke, dass man als Unterhaltungskünstler, und so würde ich mich schon bezeichnen, immer gezwungen ist, Kompromisse zu machen um wirklich gut zu sein. Slam ist da aus verschiedenen Gründen ein Extrembeispiel. Erstmal das kurze Format, fast immer dürfen die Texte nicht länger als fünf, sechs Minuten sein. Oft würde ich vielleicht gerne einen Sachverhalt komplexer darstellen, genauer beschreiben – aber die Regeln drängen zur Kürze.  Dann natürlich der Wettbewerb – man bekommt unmittelbar und sehr direkt Feedback vom Publikum und wird mit anderen Künstlern verglichen. Das macht natürlich auch etwas mit den Texten, man neigt dazu auf Pointen, auf schnelle Effekte hinzuarbeiten – was ja nichts Schlechtes sein muss. Ich glaube ich kriege es gut hin politische, gesellschaftliche, lebensweltliche  Themen, die mir wichtig sind, auf die Bühne zu bringen ohne zu belehren oder neunmalklug zu wirken. So dass der Text am Ende keine Rede, kein Essay ist, sondern eine runde, im besten Falle auch witzige Sache. Das versuche ich zumindest zu erreichen.

 

[[3l7oW3USPus][580][500][false]]

In welchem Bereich würdest du dich eigentlich einordnen? Comedy? Kabarett? Politische Comedy? Oder eher so etwas Nebulöses wie „Bühnenliteratur“?

Auf einer Slambühne bin ich erstmal einfach Slammer. Ich mache was ich mache. Mit keiner der Szenen die du aufzählst kann ich mich vorbehaltslos identifizieren. Es gibt aus jeder der Richtungen die du genannt hast Leute, die ich feiere, vor allem in den USA, wo die Unterscheidung zwischen Kabarett und Comedy ja auch überhaupt nicht existiert. Und das aus gutem Grund.

 

Keine Angst, ich werde dich jetzt nicht fragen wie du auf deine Ideen kommst. Aber was sind deine Einflüsse? Gibt es Filme, Serien, Bücher oder Künstler, die dich besonders beeindrucken?

Ich studiere Politische Theorie und würde schon sagen, dass mich das Studium sehr prägt. Man könnte vielleicht sogar sagen, dass Slam und Theorie für mich zwei Seiten einer Medaille sind. Es kommt oft vor dass ich mich wissenschaftlich mit etwas beschäftige und dann Lust kriege einen Text darüber zu schreiben, der die Absurdität und den versteckten Humor der jeweiligen Sache zutage fördert, als Ausgleich zum knochentrockenen Theoretisieren. Gleichzeitig bin ich aber auch ein Popkultur-Freak und verbringe einen Großteil meiner Zeit mit Serien, Filmen, Comics, Computerspielen und so weiter. Beides lässt sich nicht trennen und ergibt zusammen die schönsten Mashups.

 

Bis jetzt ist „bunt und kühl“ dein einziges Buch. Gibt es Pläne zu weiteren Veröffentlichungen?

Momentan nehmen mich Studium und Slam ziemlich ein. Ich hätte aber große Lust, etwas Längerformatiges zu schreiben, das steht auf jeden Fall auf meiner Liste.

Jetzt muss ich dich natürlich noch ein paar Dinge zu Regensburg fragen. Du hast mal gesagt, dass du zwei Regensburg kennen gelernt hast: Zuerst das Regensburg in Mälze-Nähe, die Gegend zwischen Hauptbahnhof und Universität, und dann die Regensburger Innenstadt. Würdest du sagen, du hast inzwischen eine Beziehung zu dieser Stadt? Was gefällt dir an Regensburg? Gibt es eine Ecke in Regensburg, die du empfehlen würdest?

Ja, das war witzig, ich dachte echt lange dass Regensburg eine eher graue, industriell geprägte Stadt ist weil ich immer nur südlich vom Bahnhof unterwegs war. Inzwischen kenne ich aber auch das historische Regensburg, das ich sehr gerne mag. Gerade am Wochenende, wenn tausende Studenten durch die hundert Kneipen ziehen, das ist schon sehr charmant. Und dann sind in der Altstadt natürlich tausende Jahre Geschichte auf kleinem Raum untergebracht. Ich bin wirklich oft hier, aber jedes Mal erzählt mir jemand noch was Neues. Vorbehaltslos empfehlen kann ich ein Bierchen am Bismarckplatz, der egal zu welcher Tageszeit ein Treffpunkt für Studis ist.

 

Zum Schluss noch etwas Privates: Wohin fährst du als nächstes in den Urlaub und wieso?

Mit studentischem Budget empfehlen sich Städteurlaube. Das nächste Ziel wird wohl Rom sein.

Veni, Vidi, Vinci!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




Enter Captcha Here :