Interview zum Thema Ausbildung: „Echtes Interesse an Menschen und Finanzen“

Sabine Opitz ist seit 25 Jahren bei der Sparkasse Regensburg und als Personalreferentin unsere Expertin in Sachen Ausbildung. Sie ist verantwortlich für die Auszubildenden und berät und betreut sie in wichtigen arbeitsvertraglichen Personalangelegenheiten. Außerdem ist sie die erste Ansprechpartnerin für alle, die sich für eine Ausbildung bei der Sparkasse interessieren. Dafür tourt sie regelmäßig an Schulen und auf Messen, organisiert Seminare und Projekte und erstellt Ausbildungskonzepte und Einsatzpläne. Gerade schnürt sie ein neues Marketingpaket mit dem Slogan „Spannend ab dem ersten Tag!“. Das hat uns natürlich neugierig gemacht.

Liebe Frau Opitz, 25 Jahre Sparkasse sind eine lange Zeit! Wissen Sie aus dem Kopf, wie viele Azubi-Jahrgänge sie schon erfolgreich begleitet haben?

Mit Unterbrechungen waren es genau neun Jahrgänge. Also rund 270 Azubis! Nicht schlecht, oder? Viele von ihnen sehe ich sogar noch heute fast täglich, denn sie arbeiten inzwischen fest bei uns.

Die Sparkassen haben gerade eine brandneue Ausbildungskampagne gestartet. Der Slogan lautet „Spannend ab dem ersten Tag“. Kann es die Banklehre spannungstechnisch mit einer Ausbildung zum Polizisten oder Piloten aufnehmen?

Hm, das kann ich so nicht direkt beantworten, da ich nicht genau weiß, wie die Ausbildung zum Piloten oder Polizisten abläuft. Wahrscheinlich kann man es nicht wirklich vergleichen, da die Berufe sehr unterschiedlich sind. Eines weiß ich aber: „Spannend ab dem ersten Tag“ ist unsere Ausbildung auf jeden Fall. Das beginnt schon mit den Einführungstagen. Spannend ist hier quasi alles: Wer sind die anderen? Was erwartet man von mir? Was muss ich machen? Oh Gott, hoffentlich blamiere ich mich nicht!

Und wann erreicht der Thrill den ersten Höhepunkt?

Ganz klar: wenn die Anfänger zum ersten Mal in ihrer Filiale sind und der erste Kunde vor ihnen steht. Zu 99 Prozent fragt der irgendetwas, das man nicht beantworten kann (lacht). Diese Situation ist besonders aufregend, gehört aber auch dazu und ist einzigartig. Wer Pilot oder Polizist wird, darf nicht gleich in den Flieger steigen oder Einbrecher jagen. Bei uns ist er sofort hautnah dabei und hat Kundenkontakt – und das von Anfang an!

Das klingt echt nach Nervenkitzel – aber was passiert, wenn danach die Routine einsetzt?

Sagen wir es mal so: Die eigentliche Spannung und die Besonderheit an diesem Beruf ist es, jeden Tag mit den unterschiedlichsten Menschen zusammenzutreffen. Jeder ist anders, und jeder braucht etwas anderes. Sich immer wieder auf Leute einlassen, die Kunden immer besser zu verstehen, jeden Tag dazuzulernen und immer selbständiger zu werden, das ist und bleibt ein Berufsleben lang spannend.

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Spannung ist gut, kann auf Dauer aber auch überfordern. Was für ein Nervenkostüm müssen potentielle Interessenten denn mitbringen? Wo sollten ihre Stärken liegen? Oder mal einfach umgekehrt gefragt: Wann sollte man besser die Finger von der Ausbildung zum/zur Bankkaufmann/-frau lassen?

Wie jeder andere Beruf kann auch der Job eines Bankers stressig sein. So zum Beispiel, wenn der Kunde einen schlechten Tag hat oder am Abend die Kasse nicht stimmt. Jedoch ist auch klar, dass man mit wachsender Berufserfahrung schwierige Situationen immer besser meistert. Das lernt man in der Ausbildung. Flapsig formuliert, sollte man kein verschüchtertes Mäuschen sein. Wir suchen vor allem den offenen und kommunikativen Typ. Wer im positiven Sinne neugierig ist und ein echtes Interesse an Menschen und Finanzen hat, bringt auf alle Fälle gute Grundvoraussetzungen für den Beruf mit.

Zurück zu den Fakten. Was für einen Schulabschluss brauche ich? Gibt es eine Richtlinie für meinen Notendurchschnitt? Sind die Ergebnisse in bestimmten Fächern (wie zum Beispiel Mathematik) besonders wichtig?

Die Bankausbildung ist ab der mittleren Reife gut möglich. Wir achten bei der Vorauswahl der Bewerber auf einen Dreier-Notenschnitt und schauen auch, welche Ergebnisse in Mathe, Deutsch, BWL und Wirtschaft erzielt wurden. Chemie, Physik, Erdkunde, Kunst – diese Fächer spielen keine so große Rolle. Aber wenn in den einschlägigen Lernfächern nur Vierer stehen, dann irritiert uns das schon. Wichtig für die Bewerber ist, dass sie nicht vorher selbst entscheiden, ob ihre Noten zu schlecht für die Sparkasse sind. Da gibt es ja das Gerücht, dass wir nur Einser- und Zweier-Kandidaten nehmen. Das stimmt so nicht. Jede Bewerbung wird von uns in einem mehrstufigen Auswahlprozess individuell geprüft.

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Aha. Nehmen wir an, ich habe mich für eine Bewerbung bei der Sparkasse entschlossen. Was sind die nächsten Schritte? Was erwartet mich? Wo kann ich mich melden? Wie kann ich mich auf den Bewerbungsprozess vorbereiten?

Unser gesamtes Bewerbungsmanagement erfolgt komplett online über unsere Website. Die Eintrittskarte ist die schriftliche Bewerbung. Dabei sind gute Antworten auf die folgenden drei Fragen das A und O: Warum interessiert mich der Beruf? Warum bin ich geeignet? Weshalb will ich zur Sparkasse Regensburg? Beim Anschreiben werden die meisten Fehler gemacht. Viele Bewerber reichen immer noch zu oft 08/15-Bewerbungen ein ohne eine einzige Aussage zur Berufsvorstellung. Das ist aber enorm wichtig.

Verraten Sie uns auch warum?

Nur so können wir gleich erkennen, inwieweit sich ein Bewerber mit dem Berufsbild und den Tätigkeiten der Sparkasse auseinander gesetzt hat. Tut er das, dann besteht auch eine große Wahrscheinlichkeit, dass er ein langjähriger Mitarbeiter wird. Und genau das ist unser Ziel: Wir wollen möglichst viele motivierte und gut qualifizierte junge Nachwuchskräfte an die Sparkasse binden!

Alles klar. Wie geht es dann weiter?

Wenn die Noten in Ordnung sind, bekommen die Bewerber einen Online-Zugang zu unserem Einstellungstest, den sie ganz praktisch und bequem von zu Hause aus durchführen können. Wir empfehlen immer, diesen Test vorher zu üben. Es nicht zu tun, das wäre wie ohne Vorbereitung in eine Abschlussprüfung zu gehen. Im Test ist auch ein Persönlichkeitsmodul integriert, damit wir die Eignung noch besser erkennen können. Authentische Antworten sind natürlich sinnvoll, sonst betrügt man sich am Ende selbst. Es geht ja um etwas wirklich Wichtiges: die Berufswahl fürs Leben.

Aber kann man das als junger Mensch vorher wirklich genau wissen? Bis man tatsächlich in einem Job arbeitet, ist ja vieles reine Theorie.

Genau deswegen haben wir Schnupperlehre eingeführt. Und alle Bewerber hospitieren einen Tag lang in einer unserer Filialen. Erst danach werden sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Hier führen wir dann ein klassisches Interview. Zusätzlich gibt es ein kleines, improvisiertes Rollenspiel mit einem Kunden – da kann man dann schon das ein oder andere Vertriebstalent gleich entdecken!

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Die Ausbildung zum/r Bankkaufmann/frau dauert in der Regel zweieinhalb Jahre. Was erwartet die Azubis in dieser Zeit? Gibt es irgendwelche besonderen Highlights oder Meilensteine?

Alles beginnt mit dem zehntägigen Einführungsseminar. Danach geht es sofort raus in die Filialen, unterbrochen von vielen Trainings, Seminaren und der Zwischenprüfung nach zwölf Monaten. Ein weiterer Höhepunkt ist dann die Azubifiliale, bei der unser Nachwuchs für eine Woche eine große Geschäftsstelle ganz alleine leiten darf. Mehr Vertrauen und Verantwortung geht nicht! Es gibt Hospitationen in internen Wunschabteilungen, und am Ende steht dann schon die große Abschlussprüfung vor der Tür, mit vorgeschalteten Vorbereitungstagen. Natürlich bauen wir auch immer wieder kleine Highlights ein. Die Besten des Jahrgangs haben über das Leonardo da Vinci Projekt die Chance auf ein Praktikum in London. Und auch der Spaß kommt nicht zu kurz! Letztes Jahr hatten unsere Azubis zum Beispiel freien Eintritt plus Fotoshooting auf dem Farbgefühle Festival und konnten an einem Poetry Slam Workshop teilnehmen.

Das klingt schon ziemlich cool. Stichwort Gesamtpaket: Was verdient man in der Ausbildung? Und was bietet die Sparkasse den Azubis sonst noch so?

Im ersten Lehrjahr verdient ein Auszubildender rund 880 Euro. Das steigert sich dann um rund 50 Euro pro Lehrjahr. Daneben honorieren wir die Noten der Zwischenprüfung und Abschlussprüfung. Wir ersetzen Fahrtkosten und geben vermögenswirksame Leistungen. Wir unterstützen durch besondere Konditionen im gesamten Finanzdienstleistungsbereich – soweit der monetäre Aspekt. Insgesamt bemühen wir uns sehr, die individuellen Talente und Fähigkeiten zu fördern und zu entwickeln.

Wie sieht es nach dem erfolgreichen Ende der Ausbildung aus? Werden alle Bewerber übernommen? Was für Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?

Am liebsten würden wir natürlich immer alle Azubis eines Jahrgangs übernehmen. Denn wenn wir erfolgreich waren, dann sind sie am Ende auch alle gut qualifizierte Kundenberater. Daneben muss man die Abschlussprüfung mit einer 3,0 schaffen – dann steht einer Karriere in der Sparkasse Regensburg nichts mehr im Wege! Wer möchte, kann sich später umfassend weiterbilden: Fachwirt, Betriebswirt, Bachelor. Wer es schafft, hat die Basisqualifikationen für alle Positionen in der Sparkasse: vom Kassier bis zum Vorstand. Alles ist möglich.

Liebe Frau Opitz, wir bedanken uns für dieses lange und sehr informative Gespräch!

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