INTERVIEW mit Corinna Harrer: „Die Ausbildung bei der Sparkasse gibt mir Sicherheit.“

Corinna Harrer ist als Leichtathletin und Läuferin international erfolgreich – und gleichzeitig Auszubildende bei der Sparkasse Regensburg. Wenn alles glatt geht, wird sie 2015 ihren Abschluss als Bankkauffrau machen. Im Sport lief es zuletzt leider nicht so gut: 2014 musste sie die Saison aufgrund einer gravierenden Verletzung vorzeitig beenden. Nach einem langen Weg zurück ist sie jetzt endlich wieder fit und nimmt an größeren Wettkämpfen teil, wie zum Beispiel an diesem Samstag beim Munich Indoor in der „Werner-von-Linde-Halle.“ Anlass für uns, bei ihr nachzufragen.

 

Coco, du hast im Sommer kurz vor der Leichtathletik-Europameisterschaft einen Ermüdungsbruch erlitten. Wenn du zurückschaust, wie hast du diese Nachricht und den damit verbundenen sportlichen Rückschlag erlebt?

 

Wenn dir vier Wochen vor einer EM so etwas passiert, ist das bitter. Eine Verletzung zu einem früheren Zeitpunkt in der Saison geht vielleicht mit einer schlechteren Form einher, aber bei mir war sofort klar, dass ich bis Zürich definitiv nicht auf meinen eigenen zwei Beinen gehen, geschweige denn laufen kann. Als ich endlich die Diagnose bekam, war das ein sehr trauriger Tag. Auch wenn ich vorher keine Hoffnungen mehr auf einen heilen Fuß hatte, war damit mein vorzeitiges Saison-Aus besiegelt. Zum ersten Mal in meiner sportlichen Karriere fand ich mich an einem Tiefpunkt wieder.

 

Nach der langen Krankheitsphase im vorletzten Jahr musst du doch gedacht haben:  Warum habe ich immer so ein Pech? Wie hast du dich mental darauf eingestellt? Was war das Schlimmste am Verletzungsdasein? Was hat dir geholfen?

 

Auch wenn ich auf einmal alle Zeit der Welt hatte, war ich mit Krücken und dem Vacoped-Stiefel so eingeschränkt, dass ich erstmal zu meinen Eltern nach Hause gezogen bin. Der eigentliche „normale“ Alltag, wie Auto fahren, Einkaufen und so weiter, waren ohne Hilfe nicht mehr möglich. Dazu kam noch, dass ich anfangs krankgeschrieben war und nicht einmal zur Arbeit gehen konnte. Zwei, drei Tage ist „Extremcouching“ toll, aber dann nur noch schrecklich, wenn man wie ich gewöhnt ist, rund um die Uhr unterwegs zu sein. Meine Familie hat mir in dieser Zeit sehr geholfen und gab mir einen großen Rückhalt. Dabei merkt man erst, welche Freunde hinter einem stehen und auch in so einer schwierigen Zeit für Ablenkung sorgen.

Corinna Harrer

Wie geht es dir heute aus medizinischer Sicht? Alles verheilt?

 

Die gute Nachricht ist: Der Bruch hält! Als ich wieder in das Lauftraining eingestiegen bin, musste ich nur leider zur Kenntnis nehmen, dass ich immer noch Schmerzen in meiner Ferse hatte, die höchstwahrscheinlich auch der Grund für die Fraktur waren. Ich habe seit langer Zeit eine Haglundferse, also eine Art Fersensporn an der Fersenrückseite. Diese wurde chronisch und ging dazu noch in eine Achillessehnenansatzentzündung über. So waren erstmal wieder Ernüchterung und Reha angesagt. Mittlerweile trainiere ich wieder fleißig. Kilometer werden wieder ordentlich gesammelt, die übliche Trainingsmüdigkeit kehrt auch ein. Ein bisschen Rücksicht auf den lädierten Fuß ist aber immer noch wichtig.

 

Du machst ja gerade eine Ausbildung bei der Sparkasse Regensburg. War es in dieser Zeit positiv, eine sichere Ausbildungsstätte zu haben, bei der du, aus sportlicher Sicht, abschalten und trotzdem deine Reha antreiben konntest?

 

Definitiv. Als Sportler ist man auf den Erfolg angewiesen, um sich den Profisport finanzieren zu können. Eine Verletzung bedeutet leider oft auch das Karriereende wegen abspringender Sponsoren. Durch meine Ausbildung bei der Sparkasse Regensburg kann ich für mein Leben nach dem Sport vorsorgen. Sowohl jetzt, als auch in meiner Verletzungszeit zeigen meine Kollegen in der Sparkasse Citycenter sehr viel Verständnis. Für mich ist die Arbeit auch sozial ein wichtiger Aspekt. Zusammenhalt zählt!

 

Im Wettkampf selbst ist soziales Verhalten ja eher kontraproduktiv. Du bist sehr ehrgeizig. Nach langen Trainingspausen muss der Körper Stück für Stück an die alte Intensität herangeführt werden. Wie schwer ist es für dich, jetzt langsam und Schritt für Schritt mit dem Training anzufangen?

 

Klar, es fällt mir immer wieder schwer, mich selbst auszubremsen und die Signale des Körpers wahrzunehmen. Geduld musste ich in meiner Verletzungszeit erst lernen. Da ich noch nie so eine lange Pause machen musste, fiel mir der Einstieg durchaus schwer. Obwohl ich viel alternativ auf dem Rennrad und im Wasser trainiert habe, ist es ein mühsamer Weg zurück.

 

Wie haben sich die ersten Schritte und Dauerläufe wieder angefühlt?

 

Ich weiß heute noch den Tag, als ich das erste Mal den Spezialschuh abnehmen und mich auf beide Beine stellen durfte. Ich war so glücklich, dass ich das sofort mit all meinen Freunden auf Facebook teilen musste. Man lernt Dinge wieder zu schätzen. Als ich dann wieder mit einer Rasenrunde joggen anfangen durfte, war das so ein schönes Gefühl… Bestimmt war es mehr ein Rumfliegen vom rechten auf das linke Bein. Aber es hat sich fantastisch angefühlt.

 

Wie ist dein Timing? Wann können wir mit deinem Comeback rechnen?

 

Die Form zeigt nach oben, und ich denke, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Gerne würde ich meine EM-Medaille in der Halle verteidigen. Mir war aber immer klar, dass ich nur völlig gesund auf einer Hallenrundbahn starten werde, um kein Risiko für den Sommer einzugehen. Beim Munich Indoor wird es also endlich ernst!

 

Liebe Coco, wir danken dir für das Gespräch. Wir wünschen dir ganz viel Gesundheit und Erfolg!

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