SPARKASSE KUNST: Werkstattbesuch bei Barbara Sophie Höcherl

„Ich habe eine Wirbelsäule im Wald entdeckt!“

Manchmal muss man sich nur etwas wünschen, davon ist Barbara Sophie Höcherl überzeugt, dann findet man es auch. Ob das Rückgrat einer Maus oder eines Vogels, ich habe gar nicht näher nachgefragt. Auf einem ihrer ausgedehnten Streifzüge mit ihrem Hund Lump durch die Wälder bei Falkenstein, hat sie das tierische Relikt gefunden und ist deswegen ganz aus dem Häuschen. „So ein Glück hat man nämlich nur selten“, erklärt sie mir bei unserem Besuch in ihrem kleinen Atelier. Ich freue mich richtig für sie. Denn ich weiß, was ihr derartige Funde bedeuten. Makaber, meinen Sie?

 

HöcherlInstallation

 

 

Für Barbara Sophie sind Tierknochen einzigartige Studienobjekte. Sie dreht und wendet sie, betrachtet sie, legt sie zurecht. Dann bringt sie die Knochen im Skizzenbuch mit Bleistift auf Papier, verändert deren Position immer wieder und zeichnet neu. Zeichnen ist Denken, sagt sie. Was sie interessiert, ist Material und Form. Es geht ihr um Details, den Blick für das Feine und Verborgene des Gegenstands. Mit Hilfe von Fotografie und auch Farbe bringt sie ihn ins Bild. „Ich erkenne den Wert und die Schönheit in den Dingen und möchte sie für andere darstellen und übersetzen.“ Da beschränkt sich die Künstlerin übrigens nicht nur auf Gebeine.

 

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Wie kleine Kostbarkeiten bewahrt sie ihre Preziosen aus der Natur in Gläsern auf: Waben, Moose, Samen, Blütenstände, Federn, Fell, schillernde Käfer, Grillen, bunte Schmetterlinge. Barbara Sophies Wohnung ist ein Materiallager. Ich fühle mich wie im Naturalienkabinett des Naturkundemuseums. Ganz vorsichtig nimmt sie ein um das andere zerbrechliche Objekt heraus und erklärt mir, um was es sich dabei genau handelt und wo sie es gefunden hat. Finden, nicht suchen. In der Gärtnerei zum Beispiel, in der sie arbeitet. Da hat sie erst neulich einen Schwalbenschwanz entdeckt. Auch ein seltener Fund.

 

 

Die Natur festhalten. Im Winter, wenn die Natur von einer Schneedecke überzogen ist, ist es für die Falkensteinerin Zeit, all das Material zu sichten, das sich über die Monate zuvor in der Natur gefunden hat. „Schon als Kind war ich dauernd draußen und hab gesammelt“, erzählt Barbara Sophie. „Wenn wir spielen waren, hatte ich immer einen Rucksack dabei, falls sich was Interessantes findet. Ich war schon furchtbar nervig für die anderen.“ Die Sammelleidenschaft ist geblieben. Das Finden ist der Weg.

 

HoecherlMobile

 

„Aus Fundstücken lasse ich Tiere, Menschen, Alltägliches und Schräges entstehen.“ Blätter werden zu Schlafzimmern oder Hochsitzen, die die Künstlerin akribisch genau mit einem Skalpell ausschneidet. Sie spielt und experimentiert und hat seit ihrem Studienabschluss im Studiengang Mediale und Didaktische Illustration die Technik der Collage für sich entdeckt, bei der sie sich immer aus der Natur bedient.

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„Für mich ist die Natur ein unerschöpflicher Gral, aus dem ich meine Energie und meine Ideen ziehen kann“.

Ideen und Gedankenwelten, die, so meine ich, nicht unbedingt von dieser Welt sind. Aber fest in der Natur begründet.

Text: Elke Schmidt

Fotografie: Fabian Lutz

 

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