DekaBank WM-Studie: Brasilien wird (wahrscheinlich) Weltmeister!

Fußballmeisterschaften sind eine riskante Sache. Für die Spieler sowieso. Deren Kapital sind schließlich ihre heilen Beine. Noch viel mehr aber für Kapitalanleger. Insbesondere für solche, die auf den DAX setzen. Denn was die wenigsten Fans wissen: der Gewinn einer internationalen Meisterschaft  bringt für die Investoren des Siegerlandes in der Regel fatale Folgen mit sich. Das haben jedenfalls die Volkswirte der Dekabank in ihrer aktuellen WM Studie herausbekommen, die auf Basis erprobter volkswirtschaftlicher Modelle mit Augenzwinkern Verlauf und Ergebnis der Fußball-WM herleitet.

WM Titel tun dem DAX weh

Dort kann man es schwarz auf weiß nachlesen: selbst die beiden letzten Vize-Meistertitel aus den Jahren 2002 und 2008 führten jeweils in direkter Folge zu einer Halbierung unseres Aktienindexes. Gar nicht auszudenken also, was die WM-Krone dem DAX alles antun würde!

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Es ist kaum zu glauben: Rein wirtschaftlich betrachtet sollten wir unserer Mannschaft für Brasilien ein vorzeitiges Scheitern wünschen – idealerweise  im Halbfinale. Denn die schönsten Kursgewinne verzeichnete der DAX jeweils nach einem Rauswurf kurz vor dem großen Ziel. Das ist vermutlich psychologisch, denn mit steigender Begeisterung nimmt das Enttäuschungspotenzial exponentiell zu. Wenn dann plötzlich der letzte Schritt ins Finale (üblicherweise Minimalforderung an unsere Mannschaft) ausfällt, braucht’s eine entsprechend große Ersatzbefriedigung, und die bezieht der enttäuschte Fan dann durch extra hohe Investments in den DAX.

Hoffentlich sind sich Jogis Jungs ihrer Verantwortung bewusst

Für andere Fußballnationen lässt sich eine solche enge (negative) Korrelation übrigens nicht finden. Der Gastgeber Brasilien beispielsweise, der in den vergangenen 20 Jahren ja immerhin zwei Weltmeisterschaften und eine halbe feiern durfte, quittierte den fußballerischen Erfolg jeweils äußerst unterschiedlich. Mal mit einem Verdoppler, dann wieder mit der Halbierung des IBOVESPA Index.

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In keinem anderen Land der Welt reagiert der Aktienmarkt so vorhersehbar direkt auf das Abschneiden der Nationalmannschaft wie in Deutschland. Und mit den Jahren sind die Reaktionen immer heftiger geworden. In den 90er Jahren war die negative Korrelation zwar ebenfalls vorhanden, nur bei weitem nicht so ausgeprägt. Inzwischen wirkt das Spiel-Ergebnis auch immer stärker auf die Konjunktur durch. Nach dem Gewinn der Vizeweltmeisterschaft in 2002 gab die Veränderung des deutschen Bruttosozialprodukts (BIP) von +0,4 % in den beiden nachfolgenden Quartalen bis auf -0,8 % nach. Und in 2008, als es „nur“ eine Vize-Europameisterschaft zu bejubeln gab, stürzte unser geliebtes BIP gar bis auf -4,1 % ab, der stärkste Absturz seit Datenaufzeichnung. Wir können also nur hoffen, dass sich unsere Nationalspieler ihrer ungeheuren Verantwortung ihrem Land gegenüber bewusst sind!

Doppelte Prognose, eindeutiges Ergebnis

Bei einem Ausblick auf eine anstehende Fußball-WM darf eine Vorhersage über den Turnierverlauf nicht fehlen. Da aber sachkundige Kraken oder andere Fußball-Orakel in der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Deka nicht zur Verfügung stehen, verwendeten unsere Kollegen die üblichen Prognose-Werkzeuge, um eine Vorhersage zu wagen. Modellbasierte Prognosen werden dabei um qualitative Überlegungen ergänzt. Konkret wurde für den WM-Tipp eine eher qualitative Vorhersage durch eine Umfrage zum Turnierverlauf im Kollegenkreis durchgeführt – im Folgenden etwas optimistisch als „Expertentipp“ bezeichnet.

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Daneben stellen die Volkswirte die Ergebnisse einer rein quantitativen Methode, wobei ein Modell anhand der Spiele der vergangenen vier Weltmeisterschaften und den Spielstärken der beteiligten Teams angepasst wurde. Dabei dienen die so genannten „Elo-Ratings“ für Fußball-Nationalmannschaften als Grundlage, die im Gegensatz zu den Scores der FIFA-Weltrangliste für alle Weltmeisterschaften zur Verfügung stehen. Die Abgabe von zwei Prognosen hat nicht nur den Vorteil, dass man die Chance, am Ende richtig zu liegen, im Idealfall verdoppeln kann. Expertentipp und Modellprognose unterscheiden sich vor Allem dadurch, dass man sich bei ersterem auf einen einzigen Turnierverlauf festlegt wohingegen mit dem Modell jedem möglichen Ausgang eine Wahrscheinlichkeit zugeordnet wird.

Obwohl beide Prognosen unabhängig voneinander erstellt wurden, weisen die wichtigsten Ergebnisse eine hohe Übereinstimmung auf. Mit beiden Methoden lässt sich der engere Favoritenkreis auf vier Teams eingrenzen: Brasilien, Spanien, Deutschland und Argentinien.

Deutschland nur Dritter?

Laut Expertentipp sollte der Gastgeber am 13. Juli den amtierenden Weltmeister Spanien entthronen. Auch nach der Modellrechnung hat Brasilien mit 37 % die mit Abstand höchste Wahrscheinlichkeit, das Turnier zu gewinnen. Mit immerhin rund 24 % wird die Chance beziffert, dass die Iberer ihren Titel von 2010 verteidigen können. Auf Rang drei der Titelanwärter rangiert das deutsche Team mit knapp 18 % vor Argentinien mit 7,5 %. Brasilien gehört aufgrund seiner glanzvollen Fußball-Historie vor nahezu jeder WM zum engeren Favoritenkreis – umso mehr wenn der Heimvorteil auf Seiten der Sambakicker ist. Beim Blick auf die Ergebnisse der jüngeren Vergangenheit bleiben allerdings einige Zweifel: Sowohl bei der letzten WM als auch bei der Copa América, dem südamerikanischen Gegenstück zur Europameisterschaft, scheiterte die Seleção jeweils bereits im Viertelfinale.

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Auch noch sehr interessant: Außerhalb des Favoritenkreises billigt das DekaBank-Modell die höchsten Außenseiterchancen den Niederlanden, Portugal und England zu. Nach ihrem Tipp sollte für alle drei Mannschaften das Turnier bereits nach dem Achtelfinale beendet sein. Dabei dürften unsere westlichen Nachbarn mit den orangenen Trikots nach einem zweiten Platz in der Gruppenphase auf Brasilien treffen – ein moderner Klassiker bei Weltmeisterschaften, denn bei drei der letzten fünf Turniere trafen beide Teams in einer K.O.- Runde aufeinander. Während 1994 und 1998 Brasilien gewann, warfen 2010 die Niederländer auf dem Weg ins Finale die Seleção aus dem Turnier. Traditionell dürfte laut Expertenmeinung auch der Weg der Engländer durch das Turnier verlaufen. Nach überstandener Vorrunde fiel das Votum für das anschließende Achtelfinale gegen Kolumbien unentschieden aus. Die Konsequenzen dürften klar sein: Das Spiel wird ins Elfmeterschießen gehen und die englischen Spieler können am nächsten Tag ihren Sommerurlaub antreten. Da lacht das deutsche Fußballerherz doch!

Historischer Sieg oder doch doppelte Schmach?

Das in den vergangenen Jahren erfolgreichste Team Südamerikas kommt aus Uruguay. Bei der WM 2010 erreichte die Celeste (benannt nach den himmelblauen Trikots) als einzige Mannschaft des Kontinents das Halbfinale und die letzte Copa América 2011 konnte sogar gewonnen werden. Das Wiedererstarken der Fußballnationalmannschaft des südlichen Nachbarn dürfte so manchem brasilianischen Fan Sorge bereiten. Denn dadurch ist eine Wiederholung der vermutlich größten Schmach des brasilianischen Fußballs, die Niederlage gegen Uruguay im alles entscheidenden Spiel der WM 1950 im Maracana-Stadion, ein bisschen wahrscheinlicher geworden. Allerdings liegen laut DekaBank die Wahrscheinlichkeit für einen Titelgewinn Uruguays bei nur etwa 1 %. Es deutet also Vieles auf ein „Fußballmärchen“ für Brasilien mit 64 Jahren Verspätung hin.

Trotzdem. Trost für die deutsche Mannschaft liegt ganz und gar nicht im spanischen Wein oder brasilianischen Samba, sondern in zwei uralten Fußballerweisheiten: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Und: Der Ball ist rund!

In diesem Sinne, Jungs. Haut die Pille einfach so oft wie möglich ins Eckige! Dann ist garantiert ganz Deutschland happy! DAX hin oder her!

Die komplette DekaBank WM Studie finden Sie übrigens hier.

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