Interview mit Master Student Christian Kutz: Der Investment Club Regensburg e.V.

Lernen ist einfach_weißEs tut sich was in Sachen Börse & Wertpapiere an den Hochschulen Regensburg: 15 Studenten  haben vor kurzem den Investment Club Regensburg e.V. gegründet. Das junge Team  möchte das studentische Leben bereichern und junge Kollegen  an die Kapitalmärkte heranführen. Die Sparkasse Regensburg freut dieses Engagement. Als regionaler Marktführer im Finanzsektor schickt sie einen ihrer Wertpapierexperten in den Club, um dort am Dienstag, dem 21. Juni im Rahmen der Vortragsreihe „Capital Markets“ über das Thema Fixed Income Products zu informieren. Bis dahin ist noch etwas Zeit. Aber weil das Projekt so spannend klingt, haben wir schon einmal den Initiator, Herrn Christian Kutz zum Interview gebeten.

 

Lieber Herr Kutz, wie kommt man eigentlich darauf einen Investment Club zu gründen? Sie sind ja noch recht jung.

Ich war schon seit meinem 1. Semester immer sehr aktiv in studentischen Organisationen. Die Idee ist mir während meiner Zeit bei Intouch Consult gekommen…

Investment Club Regensburg e.V.

 

…das ist die Studentische Unternehmensberatung, richtig?

Ja, genau. Ich habe dort als Projektleiter gearbeitet und bin auch bei AIESEC aktiv gewesen, eine Organisation, die Auslandspraktika vermittelt. Der endgültige Entschluss fiel dann, als ich ein Auslandssemester an der University of Birmingham in England absolvierte.

 

Wie das?

Die Uni dort hat auch einen Investment Club. Ich habe in der Zeit intensiv miterlebt, was die dort alles auf die Straße bringen, die Workshops, die Vorträge und Präsentationen der Unternehmen, die Gemeinschaft. Ich habe das alles richtiggehend aufgesogen. Als ich dann wieder hier in Regensburg war und meinen Master begann, saß ich im Seminar „Aktives Fondsmanagement“ des Lehrstuhls für Finanzierung an der Universität Regensburg. In diesem Seminar erarbeiten die Studenten Markt- und Aktienstrategien und investieren dann fiktive Summen über einen Zeitraum von drei Monaten.

 

Eine Art Börsenspiel also, nur auf höherem Niveau?

Genau. Für mich war das der nächste Step wo ich dachte: Wär doch cool, wenn man das fortführen könnte. Bei meinen Bewerbungsgesprächen für ein Praktikum in Frankfurt ist mir dann aufgefallen, hey ich rede ja hier eigentlich nur über meine Erfahrungen, die ich in den studentischen Organisationen gesammelt habe. Da war mir klar: Aktives Engagement zahlt sich doppelt aus. Und weil es im Finanzbereich an der Uni Regensburg noch keine  studentische Organisation gab, war dann klar, dass ich das machen würde.

Investmentclub

 

Sie haben also eine Lücke gefunden und besetzt. War es schwierig Mitstreiter für das Projekt zu finden?

Nein. Vom harten Kern wusste ich natürlich schon, dass er mitmachen würde. Nach unserer Gründungsveranstaltung am 15.12.2015  haben mich dann aber schnell auch andere Studenten angesprochen und in der Entscheidung bekräftigt.

 

Warum musste es eigentlich gleich ein Verein sein? Sie hätten ja auch mit einer lockeren Gruppe starten können.

Naja, lockere Gruppierungen halten sich an der Uni erfahrungsgemäß immer nur ein paar Semester lang. Plan ist es aber schon, etwas Nachhaltiges aufzubauen. Mein Ziel ist es, die nächsten Semester noch viele motivierte Studenten einzusammeln, die die Idee auch nach mir weiterführen. Viele der Gründer sind schon Masterstudenten und das heißt, dass sie im Schnitt nach zwei Semestern Richtung Job abgehen.

 

Aber Sie werden ja als Vereinsmitglied dann dem Club noch weiterhin erhalten bleiben, oder?

Ja. Aber gerade die Leitungsfunktionen sind mit viel Zeit und Arbeit verbunden. Da müssen  engagierte Leute nachwachsen. Ob uns das gelingt, wird sich im nächsten Jahr zeigen. Schön planen kann man immer, aber Leute motivieren und Ideen umsetzen, das ist schon eine andere Nummer, das ist mir klar. Toll wäre es, wenn es weitergeht und die älteren Vereinsmitglieder irgendwann den Jüngeren auch als Alumnis beim Einstieg ins Berufsleben helfen können.

 

Das klingt gut. Wie viele Leute haben Sie den bis dato an Bord?

Im Moment sind wir 15 Mitglieder. Das Potential ist bei der Masse der BWL-Studenten an Uni und FH allerdings noch gewaltig. Allein im ersten Semester sind um die 700 Neulinge am Start. Besonders attraktiv ist für Interessenten auch, dass wir ihnen ein Zertifikat anbieten, was ja unter anderem auch mit der Sparkasse Regensburg realisiert wird. Das ist eine schöne Sache, wenn es Richtung Bewerbungen geht.

 

Was muss man tun, um es zu bekommen?

Man muss einfach die angebotenen Vorträge und Workshops der beteiligten Unternehmen besuchen.

 

„Investment Club“ klingt schon ein wenig mondän. Man denkt da an schicke Räume mit Billiardtischen und Ledersesseln, aufregenden Wall-Street-Parties mit hübschen Frauen. Wie sehr entspricht das Projekt dem Hollywood-Klischee?  

(Lacht) Überhaupt nicht. Wir haben im Moment nicht mal eigene Räume, darum müssen wir uns bald drum kümmern. Ich muss Sie enttäuschen Herr Lutz, der Fokus liegt ganz klar auf der Arbeit, nicht dem Vergnügen. Als nächstes steht zum Beispiel die Anlage eines Musterportfolios auf Wikifolio an, mit verschiedenen Anlagestrategien, zum Beispiel Value Investing oder Merger Arbitrage.

 

Das klingt wirklich nicht nach Leonardo di Caprio Style. Sondern eher nach langfristigen Anlageformen.

Exakt. Meine Idee ist es, dass die Vereinsmitglieder so über einen längeren Zeitraum dran bleiben und wertvolle Erfahrungen machen und lernen Fondstrategien mit richtigen Entscheidungen nachhaltig umzusetzen. Nur so lernt man zum Beispiel, wann der richtige Zeitpunkt zum Ein- oder Ausstieg in bestimmte Klassen ist. Klar haben wir auch ein paar Jungs dabei, die gerne mal privat ein wenig spekulieren, zum Beispiel mit CFDs. Ich persönlich bin da eher der Investment-Typ, mir geht es nicht um gehebelte Gewinne oder Verluste in möglichst kurzer Zeit.

 

Value Investing also. Wunderbar, das ist ja auch ganz im Sinne der Wertpapierabteilung der Sparkasse Regensburg.   

Ich hab ehrlich gesagt auch nicht das Kapital. Ich kann nicht eben mal 500 Euro verzocken, ohne dass es schmerzt.

 

Richtig. Zum Zocken braucht man Kapital und die Bereitschaft es auch zu verlieren.

Ja genau. Von daher wollen wir das auch seriös angehen. Wir wollen nicht, dass es nachher heißt, jaja, die Studenten spekulieren da wild rum und haben Spaß. Klar, es gibt gewisse Stereotypen, wie überall und vielleicht fallen wir zu einem gewissen Maß auch hinein. Aber bei diesem Projekt geht es  um andere Dinge. Ich möchte möglichst viele engagierte Mitstreiter finden, die  motiviert sind und ihr Expertenwissen in die unterschiedlichen Bereiche einbringen.

 

Gutes Stichwort. Der Club will ja auch nicht nur im eigenen BWL-Revier rekrutieren, sondern auch Studierende aus anderen Fächern ansprechen. Oder ist das Niveau dann doch etwas zu hoch?

Ja, grundsätzlich sind alle Studierenden herzlich dazu eingeladen bei uns mitzumachen. Der Grundgedanke des Clubs ist interdisziplinär. Ein gewisses Interesse und Grundwissen natürlich vorausgesetzt. Es liegt in der Natur der Sache, dass das Thema komplex ist. Ich könnte mir zum Beispiel gut vorstellen, dass Wirtschaftspsychologen von unseren Angeboten profitieren, aber auch Mathematiker und Informatiker.

 

Wie wichtig sind Software, IT und Algorithmen für die Kapitalmärkte? Wird es irgendwann  in Zukunft nur noch sogenannte Roboadvisor geben? Oder wird der menschliche Faktor immer wichtig bleiben.

Man könnte sogar sagen, dass der „menschliche Faktor“, also die Börsen-Psychologie und -Hysterie, ein Störfaktor an den Kapitalmärkten ist. Die Zukunft liegt aus meiner Sicht also schon auch beim Robo-Trading. Computer sind einfach rationaler. Anders sieht es aber bei der Beurteilung von Unternehmen an sich aus. Die Geschäftsidee an sich, die Strategie, die Marktpotentiale, die Management-Performance und so weiter. Da sind Menschen immer noch den künstlichen Intelligenzen überlegen. Aber wie sich das genau und wie schnell es sich weiterentwickelt, dafür fehlen mir die Einblicke. Es wird sich viel verändern. Aber eine gewisse menschliche Komponente wird immer bleiben, denke ich mal. Und gerade im Club wollen wir ja nicht nur die Börse beleuchten, sondern auch andere Investment-Klassen. Zum Beispiel Immobilien.

 

Lieber Herr Kutz, dann wünschen wir Ihnen weiterhin viel Erfolg und freuen uns auf den Vortrag der Sparkasse Regensburg am 21. Juni. Vielen Dank für das informative Gespräch!

 

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